Die Wohnungswirtschaft 12/2018 - page 48

ENERGIE UND TECHNIK
46
12|2018
dafür sorgt, dass die Räume bei niedrigem Son-
nenstand automatisch verschattet werden. Eben-
falls optional ist die Innenraumaktivitätsmessung.
Sie merkt, wenn sich am Morgen in der Wohnung
nichts rührt, und benachrichtigt in diesem Fall
einen Verwandten oder eine Institution wie die
Johanniter.
Andere Funktionen lassen sich hingegen nicht aus-
schalten. „Das gilt z.B. für den Leckagemesser,
der dieWasserleitung zudreht, sobaldWasser aus-
läuft, und für die Funktion, dass die Rollos bei star-
kem Wind automatisch hochgefahren werden“,
nennt Birgid Eberhardt zwei Beispiele. Geplant ist
darüber hinaus eine App, über welche die Mieter
mit dem Vermieter kommunizieren und Schäden
melden können.
Hohe Energieeffizienz
Neben Komfort und Sicherheit wird imAdlershofer
Projekt auch Energieeffizienz großgeschrieben.
„Future Living Berlin erzeugt über Wärmepumpen,
Photovoltaik und Wärmerückgewinnung so viel
Energie, dass rechnerisch keine Energie zugekauft
werden muss“, sagt Eberhardt. Für kontinuier-
liche Information sorgt der sog. Wohnungsma-
nager – ein an der Wand installiertes Tablet, das
den Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch des
Haushalts auf einer Skala von 1 bis 5 anzeigt. Auch
auf die Mietengestaltung wirkt sich das Energie-
konzept aus: Das Bestandsmanagement der GSW
Sigmaringen ist momentan dabei, eine All-inclu-
sive-Miete zu kalkulieren, in der eine bestimmte
Menge Energie inbegriffen ist.
Von einem „ganzheitlichen, integrativen und de-
zentralenAnsatzinderEnergieversorgung“spricht
Florian Henle, Geschäftsführer des Münchner Öko-
energieversorgers Polarstern. Dieser fungiert als
Contractor für das Mieterstromkonzept, das den
Mietern laut Polarstern eine Stromkostenerspar-
nis von 17% gegenüber demGrundversorgertarif
bringt. Ebenfalls zum Energiekonzept gehört ein
Car-Sharing-Angebot mit fünf Elektrofahrzeugen
der Daimler AG.
Zusammenarbeit mit Industriepartnern
Zu den weiteren Partnern zählen der japanische
Elektronikkonzern Panasonic, der Smart-Home-
Dienstleister Digitalstrom AG und die Schindler
AG. Der Aufzughersteller betreibt nicht nur die
Aufzüge, sondern liefert mit seiner digitalen
Mobilitätslösung myPort auch das schlüssellose
Türöffnungssystem. In der Betriebsphase wird
Schindler das Projekt weiter begleiten. „Die dar-
aus gewonnenen Erfahrungen wollen wir nutzen,
um unsere digitale Mobilitätslösung kontinuier-
lich mit unseren Kunden und Technologiepart-
nern weiterzuentwickeln“, sagt Jürgen Blank,
Leiter Projektgeschäft und neue Technologien
bei Schindler Deutschland.
Die anderen Industriepartner werden nach Fer-
tigstellung ebenfalls drei Jahre lang „genau be-
obachten, wie die technischen Komponenten im
Betrieb funktionieren“, ergänzt Birgid Eberhardt
von der GSWSigmaringen. „Auch die Nutzung der
Möglichkeiten durch die Mieter interessiert uns.
Es könnte ja sein, dass sie die Sprachsteuerung
mit der Zeit langweilig finden oder dass sie im
Gegenteil die Schalter gar nicht mehr benutzen.“
Lange Entwicklungsphase
Begonnen haben die Bauarbeiten im Juli 2017.
Vorangegangen war eine lange Planungsphase in
Kooperation mit der für die Projektentwicklung
zuständigen Berliner Unternehmensgruppe Krebs.
Diese hatte 2013 den Baubeginn bereits für 2014
angekündigt. Die Verzögerung begründet die GSW
Sigmaringen in erster Linie mit den gestiegenen
Baukosten. „Da wir stringent auf die Kosten ach-
ten, musstenwir die Planung in einzelnen Punkten
nachjustieren“, erläutert Birgid Eberhardt.
Dass das Projekt in Berlin und damit außerhalb
des Kerngebiets der GSW Sigmaringen realisiert
wird, hängt damit zusammen, dass ein Teilbe-
reich des neuen Wohngebiets in Adlershof (siehe
Kasten) explizit für technisch und energetisch
innovative Wohnprojekte reserviert ist. Dort ist
beispielsweise auch das Powerhouse entstanden,
ein Plusenergiehaus, welches die landeseigene
HOWOGEWohnungsbaugesellschaft mbH in ihren
Bestand übernommen hat. Daneben realisiert eine
vomBerliner Architekturbüro Deimel Oelschläger
initiierte Baugemeinschaft das aus drei Häusern
bestehende Newtonprojekt, das 2017 beim Ide-
enwettbewerb „EnEff.Gebäude 2050“ in der Ka-
tegorie „Konzepte zukunftsweisender Gebäude
und Quartiere“ ausgezeichnet wurde. Das Projekt
Future Living Berlin soll nach derzeitigem Stand
im August 2019 fertiggestellt sein.
Neben 69 Mietwohnungen umfasst das Ensemble auch Appartements für Kurzzeitmieter,
ein Café, einen Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich sowie weitere Gewerbeflächen
Das Schlagwort Smart Home soll im Future Living Berlin konkret werden.
Angesprochen werden sollen innovationsfreundliche Mieter jeden Alters
Quelle: GSW Sigmaringen mbH
Quelle: GSW Sigmaringen mbH
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
1...,38,39,40,41,42,43,44,45,46,47 49,50,51,52,53,54,55,56,57,58,...76
Powered by FlippingBook