Die Wohnungswirtschaft 1/2018 - page 68

MARKT UND MANAGEMENT
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1|2018
Rentabilität von Wohnungshochhäusern
Eine Alternative in Zeiten von Wohnungsknappheit?
Wohnhochhäuser sollen ein potenzieller Ausweg aus dem Wohnraummangel sein – so ist immer wieder
zu lesen. Doch trifft das zu – und falls ja, auch für alle Segmente des Wohnungsmarkts? Eine Analyse.
In vielen deutschen Städten herrscht eine Woh-
nungsknappheit, was sich nicht nur durch die
deutlich gestiegenen Mieten und Preise doku-
mentiert. Starke Einkommenszuwächse in den
vergangenen Jahren und die deutlich angestiege-
nenWanderungen in die Städte bei gleichzeitig zu
geringen Fertigstellungen haben zu einem starken
Nachfrageüberhang geführt. Noch kräftiger als
die Mieten sind die Preise angestiegen, die von
den Bedingungen auf den Finanzmärkten extra
profitieren. Einen potenziellen Ausweg aus der
Wohnungsknappheit sollenWohnhochhäuser dar-
stellen. Mit dieser Entwicklung holt der deutsche
Markt einen Trend nach, der international schon
seit langem zu sehen ist. Sei es in den westlichen
oder asiatischen Großstädten oder in arabischen
Ländern: Wolkenkratzer prägen das Erscheinungs-
bild einer Stadt.
Situation in Deutschland
Wohnhochhäuser hatten und haben eher einen
schlechten Ruf, da damit Plattenbauten und
Siedlungenmit sozialen Brennpunkten verbunden
werden. Anders als bei Bürotürmen sind Wohn-
hochhäuser doch eher etwas Ungewöhnliches.
Somit wäre noch vor ein paar Jahren niemand auf
die Idee gekommen, Wohntürme zu bauen. Dieses
negative Image ist aber bei den neuen Wohnpro-
jekten nicht gegeben, was vor allem daran liegt,
dass es eine neue Zielgruppe gibt. Die Nachfrager
sollen eine kaufkräftige Klientel sein, die viel Geld
für Wohnungen mit hohem Komfort und guter
Aussicht ausgibt.
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Planun-
gen für Wohnhochhäuser in die Höhe geschos-
sen. Sie werden schon als neuer Wohntrend in
deutschen Großstädten bezeichnet. So sollen
nach der aktuellen Erhebung der bulwiengesa AG
vom Herbst dieses Jahres ca. 97 Türme gebaut
werden. Insgesamt sind derzeit Hochhäuser mit
rund 18.400 Wohnungen in der Planung oder der
Fertigstellung, die bis zum Jahr 2022 gebaut wer-
den sollen. Dabei reichen die Projektzahlen in den
Großstädten von 200Wohnungen in Stuttgart bis
zu knapp 4.400 Einheiten in Berlin. Der höchste
Wohnturm Deutschlands soll der Grand Tower in
Frankfurt werden, das fertige Bauwerk soll 172m
hoch werden.
Regional zeigt sich eine stark unterschiedliche
Verteilung. In Berlin sollen 27 neue Türme und
in Frankfurt am Main 24 entstehen. In München
sind 17 und in Düsseldorf zwölf Wohnhochhäuser
vorgesehen. In Frankfurt und Düsseldorf ist da-
bei der Hochhausanteil an Wohnbauprojekten in
Deutschlandmit Abstand amhöchsten. Bei vielen
Planungen sind auch zumTeil Flächen für gewerb-
liche Nutzung – Büros, Einzelhandel und Hotels –
Prof. Dr. Günter Vornholz
Professur für Immobilienökonomie
EBZ Business School
Bochum
Investoren träumen
von guten Renditen
durch Wohnhochhäuser.
Preiswerter Wohnraum
entsteht so jedoch wohl
kaum
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