Die Wohnungswirtschaft 1/2018 - page 14

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tingen) die Erdgeschosswohnungen barrierefrei zu
erschließen, indemdie Balkone zugunsten der An-
lage von Mietergärten entfernt wurden. Über An-
schüttungen entstanden einerseits Gärten an den
Wohnungen, anderseits als langgezogene Rampen
geführte Wege, durch die alle Erdgeschosswoh-
nungen zumindest von hinten barrierefrei erreicht
werden können. Ältere Bewohner können so im
Quartier wohnen bleiben. Ein neu eingerichteter
Nachbarschaftstreff, sanierte Spielplätze und nicht
zuletzt die vielenGärten sorgen für ein reges nach-
barschaftliches Miteinander.
Tiefgaragen sind das A und O, um den ruhenden
Verkehr von der Oberfläche zu verbannen und eine
höhere Aufenthaltsqualität zu erreichen
Gegenbeispiel: Im Quartier am Merianweg der
Spar- und Bauverein eG Hannover in Hannover-
Buchholzwurde eine nichtmehr sanierungsfähige
Tiefgarage durch einen Wohnungsneubau (Neu-
bauentwurf: KSP Braunschweig, Ausführung: Kiep-
ke und Neumann, Hannover) ersetzt. Die Idee, die
alten und neuen Stellplätze in einer neuen Tiefga-
rage vorzusehen, wurde aus Kostengründen nicht
verfolgt. Stattdessen gelang es den Landschafts-
architekten, die alten und neuen Stellplätze eben-
erdig den Häusern zuzuordnen, für die sie auch
gedacht waren. Zusätzlichwurdenmöglichst allen
Wohnungen abschließbare Fahrradschuppen zuge-
ordnet. Heute sieht alles sehr selbstverständlich
aus, die alten und neuen Wohnzeilen sind in eine
herrliche Parklandschaft eingebettet; die Stim-
mung imQuartier ist von einer hohen Zufriedenheit
und einemMehr an Kommunikation gekennzeich-
net. Alle sind stolz auf „ihren Merianweg“.
Nachbarschaftsgärten und Blumenwiesen sind
etwas für Reiche und Intellektuelle. Sie funktio-
nieren nicht im sozialen Wohnungsbau
Gegenbeispiel: BeimProjekt Hartmannstraße der
Stadtbau Würzburg GmbH war die Ausgangssitu-
ation unerfreulich: Die Bewohner der Geschoss-
wohnungsbauten, die um eine große Grünfläche
herum gruppiert waren, hatten von der Grünflä-
che in ihrer Mitte eigentlich nichts; sie wurde im
Gegenteil nur von Menschen genutzt, die nicht
dort wohnten – verbunden mit unangenehmen
Begleiterscheinungen wie Alkoholkonsum, Dreck
und Lärm. In einem intensiven Beteiligungspro-
zess wurde ein vollkommen neues Konzept für den
Innenhof entwickelt: Es gibt nun einen Bereich
mit Hochbeeten, Gerätehaus und Kompost, eine
Wildblumenwiese mit Insektenhotel und eine
Rasenfläche zum Spielen. Bänke und Bank-Tisch-
Kombinationen schaffen eine Hofsituation und
laden – vorrangig aber nun die Anwohner – zum
Aufenthalt ein! Das Umfeld hat sich nach denWün-
schen der Mieter entwickelt.
Die Wohnungsunternehmen einer Stadt sind
immer Konkurrenten, deshalb können sie nicht
zusammenarbeiten
Gegenbeispiel: Drei Göttinger Wohnungsunter-
nehmen – die Volksheimstätte eG, die Wohnungs-
Wo vorher Erdgeschossbalkone waren, entstanden in Göttingen-Leineberg barrierefrei zu erreichende
Mietergärten, die es älteren Menschen u.a. ermöglichen, im gewohnten Quartier wohnen zu bleiben
Die Außenanlagen des Göttinger Quartiers „Windausweg“ zeichnen
sich durch eine hohe Gestalt- und Nutzungsqualität aus
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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