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Kommunikationsinstrument ist, gelang es, die Prä-
senz nach außen neu zu gestalten und alle Termine
im Kiez zu bündeln. In der begleitenden Arbeits-
gruppe mit 15 Mitgliedern waren das Bezirksamt
Marzahn-Hellersdorf, u. a. die Stadträtin für Jugend
und Soziales, Vertreter sozialer Akteure vom Ju-
gend- bis zum Seniorenclub, die FORTUNA sowie
die Agentur Layon GmbH vertreten. Eine haupt-
amtlicheMitarbeiterin steuerte das Teilprojekt. Der
jährliche Etat des Projektes entsprach in etwa 2%
der Nettokaltmieten und betrug240.000 € (Perso-
nalkosten ca. 55.000 €, Sachmittel ca. 20.000 €,
Seniorenbeirat ca. 22.000 € sowie Aufwendungen
für Spenden rund 140.000 €).
Das Ergebnis konnten sich sehen lassen: 2009
sank der Leerstand von vorher 8,5% auf 4,7%,
der Forderungsausfall von ehemals 250.000 auf
110.000 € und die Fluktuationsrate von 8,8%
auf 5,8%.
Die Entstehung des kiezPARKs
Das Ziel vor Augen, die Nachbarschaften zu stär-
ken, und eine der Thesen von Ferdinand Tönnies
– einemder Gründerväter der Soziologie – von der
„Gemeinschaft des Ortes” aufnehmend, wurde
beschlossen, zur Herausbildung und Förderung
einer guten Nachbarschaft ein konkretes, örtliches
Projekt in einem der Wohnquartiere umzusetzen.
Im Zentrum des Marzahner Wohnungsbestandes
der FORTUNA gab es an der Oberweißbacherstra-
ße eine kommunale Fläche, die im Rahmen des
Stadtumbaus durch den Rückbau eines Doppel-
schulstandortes entstanden war und nun brach-
lag. Gleichzeitig zeigte ein in Leipzig vomBüro Su
Schnorbusch Architekten durchgeführtes ExWoSt-
Modellvorhaben imForschungsfeld „Innovationen
für familien- und altengerechte Stadtquartiere“
beispielhaft, dass partizipative Planungsverfahren
zur Umgestaltung von Brachflächen helfen, gute
und „grüne Nachbarschaften“ zu bilden.
Nutznießer des zu schaffenden gemeinschaftli-
chen Ortes – dem sog. kiezPARK – sollten die rund
2.800 Anwohner der 1.400 Fortuna-Wohnungen
dieses Wohnquartiers werden. Profitieren sollten
aber auch die Kita „Zwergenoase“, der Senioren-
club und das Gründerinnenzentrum HAFEN e. V.,
die in unmittelbarer Nachbarschaft der Fläche
ihren Sitz haben. Da die avisierte Fläche den Mit-
telpunkt des Wohnquartiers bildete, entschloss
sich die FORTUNA im Jahr 2010, Wünsche und
Ideen aus der Bevölkerung zu sammeln, auszuwer-
ten und in das Projekt kiezPARK einzubringen. Im
Rahmen des Beteiligungsverfahrens wurde dann
das Projektziel definiert, den ehemaligen Doppel-
schulstandort zu einem Ort der Erholung und des
Alltags umzugestalten. Mit der Aufwertung dieser
Kernfläche sollte zugleich die Anbindung an die
anliegenden Grünflächen, Sport- und Spielberei-
che erfolgen, sodass ein Gesamtareal von 2,4 ha
Fläche entstand (siehe auch DW 6/2012, S. 6).
Ruhe zwischen duftenden Blumen und
Kräutern finden
In einem ersten Schritt erwarb die FORTUNA die
Fläche vom Liegenschaftspool des Landes Berlin.
In einem zweiten Schritt wurde ein Fördermittel-
antrag eingereicht, der die anteilige Finanzierung
des Verfahrens und der Freiraumgestaltung si-
chern sollte. Im Gegenzug verpflichtete sich die
FORTUNA, die Fläche öffentlich zugänglich zu
halten und langfristig zu pflegen.
Gemeinsam gärtnern macht Spaß und stärkt das Gemeinschaftsgefühl
Mit Großsiedlungen sind viele Klischees verbunden. Viele Menschen assoziieren graue Beton-
wüsten, unwirtliche Häuserschluchten, DDR-Tristesse oder soziales Elend. Dass in den vielfach
abfällig Arbeiterschließfächer genannten Hochhäusern bzw. den dazugehörigen Großsiedlungen
gutes Wohnen möglich ist und dass eine Mehrzahl befragter Bewohner mit ihrer Wohnsituation
zufrieden ist, widerspricht den gängigen Vorurteilen und ist vielmehr den Sanierungs- und
Erneuerungsbemühungen der Wohnungsunternehmen, dem kommunalen oder immobilienwirt-
schaftlichen Quartiersmanagement sowie den Aktivitäten der Soziale-Stadt- und Stadtumbau-
Programme geschuldet.
Dass in Großsiedlungen wie Berlin-Marzahn und Berlin-Hellersdorf auch lebendige und grüne
Nachbarschaften zu finden sind, zeigte die Tagung „Grüne Nachbarschaften – Wohnumfeldgestal-
tung im Quartier“ auf, die das Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. zusammen mit dem GdW
Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. Ende Juni 2017 in Berlin
veranstaltete. Verschiedene Fachvorträge befassten sich mit der Frage, wie die Wohnumfeldge-
staltung einen als Beitrag zum nachbarschaftlichen Zusammenhalt leisten kann.
Die DW dokumentiert einige dieser Vorträge (siehe DW 1/2018, S. 10 sowie DW 8/2017, S. 6).
GROSSSIEDLUNGEN, WEITERENTWICKLUNGEN UND QUARTIERSKONZEPTE
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Markt undManagement
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG