DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2018 - page 34

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• Auch aufgrund des EuGH-Urteils zum Baupro-
duktenrecht sind die Beteiligungs- und Ent-
scheidungsverfahren im DIN e. V. und bei CEN
zu straffen sowie die nationalen Abstimmungs-
verfahren zu verkürzen, umdie deutschen Positi-
onen bei CEN und demEuropäischen Komitee für
elektrotechnische Normung (CENELEC) klarer
und deutlicher einbringen, aber auch gut abge-
stimmte deutsche Positionen in den Ausschüssen
der Europäischen Kommission für Bauwesen und
Normung vortragen zu können.
Die „Normungsroadmap Bauwerke“ hat neben den
o. g. auchweitere Lösungsvorschläge des Präsidi-
alausschusses zur Verbesserung der Normungs-
prozesse aufgegriffen. Sie ist Ausdruck des inten-
siven Diskussionsprozesses mit den Verbänden der
Bauwirtschaft, der Bauproduktehersteller und
planenden Berufe, die sich an der Normung aktiv
beteiligen. Die fortwährende und systematische
Weiterentwicklung der europäischen Normung
ist eine herausfordernde Gemeinschaftsaufgabe.
Gemeinsame Anstrengungen sind notwendig, um
die deutschen Interessen in Europa sowie im in-
ternationalen Bereich überzeugend einzubringen.
Regelmäßige Fortentwicklung
Damit die erarbeitete „Normungsroadmap Bau-
werke“ insgesamt eine positiveWirkung entfalten
kann, sind alle Beteiligten aufgefordert, die dort
festgelegten Grundsätze zu beachten und nach
ihnen zu handeln. Ich habe die Erwartung, dass
die Normungsroadmap positive Auswirkungen auf
die nationalen und europäischen Normungspro-
zesse im DIN und CEN entfaltet und regelmäßig
fortentwickelt wird.
Einen wesentlichen Beitrag und Impuls für die
Berücksichtigung einer Folgekostenabschätzung
bei Gesetzen und gesetzlichen Regelungen leistet
seit 2006 der Nationale Normenkontrollrat. Für
den Normungsprozess kann das vonmeinemHau-
se beauftragte und abgeschlossene Forschungs-
vorhaben zur Kostenrelevanz von Normen und
Standards im Wohnungsbau und Entwicklung
einer Prüfmethodik aufgegriffen werden. Die
Auseinandersetzung mit der Fragestellung, was
die Anwendung der Norm kostet, ist ein ganz we-
sentlicher Baustein, um die Verabschiedung und
Veröffentlichung von Normen hinsichtlich ihrer
wirtschaftlichen Folgen besser beurteilen zu kön-
nen. Eine Kosten-Nutzen-Abwägungmuss bei jeder
Normdurchgeführt werden, da sie durch rechtliche
Inbezugnahme obligatorisch werden kann.
Abschätzung von Kostenauswirkungen
und Folgekosten
Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass die Notwen-
digkeit zur Implementierung einer Folgekostenab-
schätzung und Ermittlung der Kostenauswirkun-
gen von Normen und gesellschaftlich erwarteten
Standards in Wohngebäuden allseits erkannt
worden ist. Jetzt ist es an der Zeit, hier zügig vo-
ranzukommen und eine belastbare Methodik zur
Abschätzung von Kostenauswirkungen zu entwi-
ckeln. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, mit
den Bundesländern eine gemeinsame unabhängi-
ge Institution zur Feststellung und Bewertung von
Kosten im Wohnungsbau einzurichten.
Der Nationale Normenkontrollrat kann durchaus
beispielgebend sein. Auch seine Zielsetzung, für
mehr Transparenz hinsichtlich der Kostenfolgen
bei neuen bundesgesetzlichen Regelungen zu sor-
gen sowie sich für die Begrenzung und den Abbau
der Folgekosten einzusetzen, ist vergleichbar.
Ermuntern möchte ich alle Beteiligten, ihr Enga-
gement in der Baunormung, im Bündnis für be-
zahlbares Wohnen und Bauen und insbesondere
imZusammenhangmit der Implementierung einer
Folgekostenabschätzung zur Ermittlung der Kos-
tenauswirkungen von Normen und gesellschaft-
lich erwarteten Standards inWohngebäuden fort-
zusetzen. Nur gemeinsam kommen wir zu guten
und tragfähigen Lösungen.
Typisches Bauprodukt, produziert und geprüft auf
Grundlage von EU-Bauproduktnormen
NEUBAU UND SANIERUNG
Am Bau ist vieles heute noch Handarbeit. Um kostengünstigere und gleichzeitig baukulturell hochwertige
Gebäude gewährleisten zu können, tritt verstärkt das modulare und serielle Bauen in den Fokus
Quelle: Michael Gaida, pixabay.com, CC0 Creative Commons
Quelle: BMUB/Brügmann-Egeling
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
DURCHSCHNITTLICHE BESETZUNG DER
NORMUNGSAUSSCHÜSSE BAUWESEN 2016
Quelle: © 2016, DIN e.V.
9% Anwender
1% Arbeitsschutz
10% Öffentliche Hand
1% Regelsetzende Institutionen
1% Umweltschutz
1% Verbraucherschutz
55% Wirtschaft
13% Wissenschaft und Forschung
10% ohne Angabe
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