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2|2018
Eröffnung der energieeffizienten Kita in Zhovkva im Sommer 2017
Erste Erfolge im west-ukrainischen Zhovkva
Da es zurzeit nur Mittel für die komplexe Sanierung
öffentlicher Einrichtungen gibt, werden diese von
der Stadt dafür genutzt, den eigenen Immobilien-
bestand energetisch zu ertüchtigen, Bewirtschaf-
tungskosten zuminimieren und sowirtschaftliche
Spielräume imStadthaushalt zu schaffen, die eine
Unterstützung der Wohnungseigentümer durch
die Kommune in der Zukunft möglich machen.
Weitere öffentliche Gebäude (Schulen, Kitas,
eine Poliklinik usw.) werden nun von der Stadt
untersucht und energetische Planungen erstellt,
um Förderprogramme – so sie denn vorhanden
sind – weiter nutzen zu können. Die Strategie der
Stadt Zhovkva wurde auf diese Weise den realen
Bedingungen angepasst, ohne denWohnsektor zu
vergessen, und hat das Ziel einer energieeffizien-
ten Stadt auch weiterhin im Auge.
Für die Stadt Zhovkva untersuchte das Kompe-
tenzzentrum Großsiedlungen gemeinsam mit
dem Ingenieurbüro Drees & Sommer im Auftrag
des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft
exemplarisch fünf Wohngebäude, ein Heizhaus
und einen Kindergarten und erstellte energetische
Sanierungskonzepte. Diese Planung bildete die
Grundlage, um 2015 energetische Sanierungs-
maßnahmen in ein EU-Programm für die Ukraine
zu integrieren und Gelder für die öffentlichen Ein-
richtungen (Heizhaus und Kita) zu akquirieren. Die
Empfehlung der Untersuchung und die Aussage
des Stadtrates von Zhovkva waren diesbezüglich
deutlich: „Zuerst muss die Situation für die Kinder
verbessert werden!“ Denn in den Wintermonaten
erreichten die Raumtemperaturen oft den unte-
ren zweistelligen Bereich nur durch zusätzliche
Elektroheizkörper.
Mit den EU-Mitteln konnten die alten Gasheiz-
kessel durch moderne Holzhackschnitzel-Kessel
ersetzt, die Fernwärmeleitungen erneuert und
der Kindergarten energetisch saniert werden
2
.
Pünktlich zur beginnenden Heizperiode Mitte
Oktober 2017 wurde der fertige Kindergarten
an seine Nutzer übergeben. Die Freude darüber
war bei allen Beteiligten und vor allem bei den
Kindern sehr groß.
Wie geht es weiter?
In dembisherigen Verfahren hat sich gezeigt, dass
die noch vorhandenen Wohnungsgenossenschaf-
ten überaus aktiv und in Fragen der Partizipati-
on wesentlich geübter sind als die noch jungen
Wohnungseigentümergemeinschaften (OSBB).
Gleichwohl werden sie von der Politik immer
noch als ein Überbleibsel des alten (kommunis-
tischen) Systems angesehen, das nicht weiter
gefördert werden soll. Aus diesem Grund berei-
ten das Kompetenzzentrum Großsiedlungen und
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
IWO e. V. gemeinsammit dem CHI - Co-operative
Housing International (Internationaler Verband
der Wohnungsgenossenschaften) eine Tagung
zum Genossenschaftswesen vor, um mehr Sach-
lichkeit in die Diskussion einzubringen und die
Vorteile dieses Modells der gemeinschaftlichen
Organisation und Verantwortung darzustellen. Für
diese Tagung haben weitere nationale Verbände
der Wohnungsgenossenschaften Unterstützung
signalisiert.
Das Ziel des Projektes der „20 Modellhäuser“
soll es sein, diese in den nächsten Jahren in
Abstimmung mit den Eigentümern umfassend
energetisch zu modernisieren. Am Ende dieses
Praxistests sollen die erforderlichen Erkenntnis-
se vorliegen, die ein realisierbares ukrainisches
Förderprogramm für eine flächendeckende ener-
getische Sanierung von Wohngebäuden ermögli-
chen, das auch von den Wohnungseigentümern
genutzt werden kann.
Die Ukraine könnte hier, für viele andere GUS-
Länder, eine Vorreiterrolle übernehmen. Alle Be-
teiligtenwollen ihren Beitrag leisten, die Chancen
zu nutzen, die dieses Projekt bietet.
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Weitere Partner der Initiative Energieeffizienz Ukraine
sind: Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, BE Berlin
Economics GmbH, Delegation der Deutschen Wirtschaft in
der Ukraine.
2
Ein ausführlicher Bericht zu den Sanierungsmaßnahmen
an dem Kindergarten ist in Vorbereitung.
WEG-Versammlung mit den Bewohnern/Eigentumern in Zhovkva im Dezember 2017.
Fur das Treffen wurde extra der Keller nutzbar gemacht, da die Wohnungen zu klein
fur alle Teilnehmer gewesen wären
Quelle: Stadtverwaltung Zhovkva (Ukraine)
Quelle: Ralf Protz, Kompetenzzentrum Großsiedlungen