DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 49

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bei deutlich steigenden Wärmepreisen möglich
scheint. Doch von denen ist man derzeit weit
entfernt, wie ein Blick auf die Entwicklung der
Brennstoffkosten seit 2014 zeigt (siehe Tabelle
auf der nächsten Seite).
Auffällig ist, dass beim Strom die Kosten sogar
kontinuierlich weiter gestiegen sind, während es
bei anderen Preisen teils deutliche Rückgänge gab.
Das spricht theoretisch dafür, ein Wärmesystem
nicht auf strombasierten GerätenwieWärmepum-
pen aufzubauen, auch wenn sich das so pauschal
nicht sagen lässt.
Holzbasierte Brennstoffe wie Pellets hingegen
bleiben in der gesamten Periode meist konstant,
was für Biomasse als Möglichkeit spricht. Noch
besser wären jedoch Systeme, die weitgehend
ohne Brennstoff auskommen. Das sind zum einen
Solarthermie, zumanderen Photovoltaik, die wie-
derum für die Unterstützung eines Heizsystems
genutzt werden. Und da käme die Wärmepumpe
wieder ins Spiel …
Sicher sind immer individuelle, an den Standort
und den Bau angepasste Lösungen ein guter Weg.
Das Patentrezept gibt es nicht. Daher lohnt der
Blick auf einige Möglichkeiten, wie mit alternati-
ven Energien in der Wohnungswirtschaft Wärme
erzeugt wird.
Eisspeicher im Einsatz
Die Wärmepumpe spielt eine Rolle bei den schon
erwähnten kalten Wärmenetzen oder Eisspei-
chern, die inzwischen auch in der Wohnungs-
Warum fiel die Entscheidung für die
energieautarke Bauweise?
Ein grundsätzliches Thema ist die Entwicklung
der Nebenkosten. Von denen wollten wir uns
ein Stück weit abkoppeln und probieren in die-
sem Vorhaben, ob das umsetzbar ist. Zudem ist
die Eigenversorgung bei einer Genossenschaft
immer interessant. Denn Genossenschaften wa-
ren immer auch Selbstversorger. Früher wurden
Gemeinschaftseinrichtungen wie Waschküchen
oder Wäschemangeln betrieben, heute sind es
eben Energieerzeugungsanlagen wie unsere So-
larthermie und Photovoltaik. Und nur so kann die
Basis für das Pauschalmietmodell entstehen, das
wir umsetzen wollen.
Wie sieht diese Pauschalmiete aus?
Für die Mieter und Mitglieder ist das eine große
Chance, denn sie haben dann eine Miete, die auf
fünf oder zehn Jahre fest ist. Denn außer den kal-
ten Betriebskosten sind StromundWärme in dem
Mietpreis von 10,50 €/m
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mit abgebildet.
Wann erfolgt die Fertigstellung der
Gebäude?
Bezugsfertig werden sie planmäßig im Herbst
2018. Das hängt aber auch davon ab, ob wir im
Winter ein Vierteljahr Baupause haben oder nicht.
Dann könnten die Wohnungen auch schon im Juli
nächsten Jahres bezogen werden.
Wer zieht ein?
Das steht noch nicht fest. Wir werden alle Interes-
senten einladen, die Technik erklären und zeigen,
wie das Haus im Sommer und Winter betrieben
wird. Das Interesse bei den Leuten ist groß. Wir
haben schon jetzt Familien, die mit ihrer Oma
einziehen wollen oder Familien mit Kindern.
Problematisch würde es nur, wenn jemand etwas
stromintensives wie ein Terrarium betreibt. Der
wäre dann hinsichtlich der Stromverbräuche ein
Ausreißer.
Wer betreut die Anlagentechnik?
Das machen wir über unsere Messdiensttochter.
Das spart auch Geld und hilft uns, den Mietpreis
zu garantieren. Strom und Wärme wird ja auch
nicht einzeln abgerechnet, so dass wir auch die
Zähler sparen.
Mit welchem Restenergiebedarf rechnen
Sie?
Das sollten bei der Wärme nicht mehr als 30% sein,
die mit einer Gasbrennwerttherme abgedeckt
werden. Beim Strom rechnen wir mit Fremdbe-
zügen von 20, maximal 30%.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Frank Urbansky.
Interview mit Uwe Emmerling
„Eigenversorgung entspricht
dem Genossenschaftsgedanken“
Die Cottbusser Wohnungsgenossenschaft eG Wohnen 1902 setzt
auf energieautarke Häuser. Der Vorstandsvorsitzende der Wohnungs-
genossenschaft, Uwe Emmerling, erklärt, warum.
wirtschaft Anwendung finden. Genutzt wird dabei
die beim Phasenwechsel des Wassers zu Eis frei-
werdende Wärme. Bekannt ist dieses Prinzip aus
den praktischen Handwärmekissen, die Gleiches
mit einer Salzlösung erzeugen. 2015 wurde von
der Pforzheimer Bau und Grund in der dortigen
Güterstraße 30 ein 1970 erbautes Hochhaus mit
16Wohnungen zumNullenergiehaus umgerüstet.
Zwei Wärmepumpenmit 12,6 kWund ein Eisspei-
cher mit 81.000 l Inhalt erzeugen die benötigte
Wärme.
Solarthermie mit Langzeitspeicher
Eine weitere Möglichkeit sind zwei Technologien,
die im Wohnungsbereich bekannt und erprobt
sind: Solarthermie und Photovoltaik. Die eG
Quelle: eG Wohnen
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