DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 43

41
11|2017
Neubau mit PV-Anlage,
Mehrfamilienhaus der FEWOG
in Fellbach bei Stuttgart
Blockheizkraftwerk (BHKW) im Keller des Neu-
baus. Alle Komponenten wurden eingebunden in
ein intelligentes Mikronetz – genannt Microgrid –,
das die drei Häuser verbindet. Den Eigenverbrauch
optimiert das Lastmanagement einer von den In-
genieuren entwickelten Steuerung, wodurch die
Energiekosten für die Endkunden sinken.
Ein System ermöglicht verschiedene Tarife
Inzwischen haben die Mieter den Neubau mit 13
Wohneinheiten bezogen, die beiden anderen Ge-
bäude mit 14 und 19 Wohnungen sind entkernt.
Sie werden in zwei weiteren Bauabschnitten im
Herbst 2017 bzw. Frühjahr 2018 fertiggestellt.
Durch die Tiefgarage, entlang der dick gedämmten
Wärmeleitungen, die an der Garagendecke verlegt
sind, gelangt man in die Energiezentrale: einen
Raum imKellergeschoss des Neubaus, inwelchem
das Blockheizkraftwerkmit Gas-Brennwertkessel
und zwei große Wärmespeicher stehen. Von hier
aus werden die Haushaltemit Wärme versorgt. Das
BHKW liefert neben 44 kW thermischer auch 20
kW elektrische Energie. Diese wird wie der Strom
aus der PV-Anlage (72 Module auf dem Dach des
Neubaus, 80 auf einemder modernisierten Gebäu-
de) direkt an die Mieter verteilt. Eine Anbindung
des Hausnetzes an das öffentliche Stromnetz er-
möglicht es, überschüssige elektrische Energie
jederzeit darin einzuspeisen, fehlende daraus zu
beziehen.
Ziel des Projekts, und aus wirtschaftlicher Sicht
am günstigsten, ist es jedoch, einen möglichst
großen Teil des Strombedarfs aus der eigenen
Produktion zu decken. Deshalb ist unverständ-
lich, dass nach der Novellierung des Kraft-Wärme-
Kopplungsgesetzes (KWKG) zum 1. Januar 2016
die Einspeisung in das öffentliche Netz mit 8 ct/
kWh und der Eigenverbrauch mit 4 ct/kWh ver-
Bestehendes Mehrfamilienhaus der FEWOG in Fellbach
bei Stuttgart: Energetische Sanierung durch Dämmung
der Gebäudehülle nach dem Standard KfW-Effizienz-
haus 85
gütet werden – und nicht anders herum. Anreize
für dieWohnungswirtschaft, Mieterstrommodelle
umzusetzen, bietet das sicher nicht.
Batteriespeicher
Ein bereits hergestellter Raum im Untergeschoss
des Gebäudes bietet zusätzlich Platz für einen
geplanten Batteriespeicher, der die Eigenstrom-
nutzung noch weiter erhöhen wird. Der Batterie-
speicher soll ebenfalls in die Steuerung eingebun-
den werden, welche alle Komponenten zu einem
Mikronetz verbindet und die einzelnen Anlagen
aufeinander abstimmt. Das System optimiert da-
bei nicht nur den Eigenverbrauch durch intelli-
gentes Last- und Speichermanagement, sondern
generiert gleichzeitig die Verbrauchsdaten für die
Wärme-, Wasser- und Stromabrechnungen. „Ein-
zigartig daran ist die Möglichkeit, alle Energie-
und Erzeugungsarten zu erfassen und die jeweilige
Abnahme durch den Kunden nachzuvollziehen“,
sagt Dieter Ebinger, Geschäftsführer der Enisyst
GmbH. „So kann – wer das als Erzeuger möchte –
mit verschiedenen Tarifen das Nutzerverhalten an
die Gegebenheiten anpassen.“ Zum Beispiel lässt
sich im15-Minuten-Takt der Strompreis variieren,
umdenMietern preiswertes Wäschewaschen dann
anzubieten, wenn erfahrungsgemäß Elektroener-
gie übrig ist.
Ausblick aus Sicht der FEWOG
Zur Möglichkeit, mit verschiedenen Tarifen das
Nutzerverhalten im Hinblick auf das Wärme- und
Energiesystemzu optimieren, will sich Krech noch
nicht festlegen – zumal es schwierig ist, die Spit-
zenlasten einzuschätzen, bevor alle Häuser kom-
plett bezogen sind. „Wir werden das zunächst ein
Jahr lang beobachten“, meint er. „Dann denkenwir
über unterschiedliche Tarife nochmals nach.“
Quelle: U. Pietzsch
Quelle: U. Pietzsch
1...,33,34,35,36,37,38,39,40,41,42 44,45,46,47,48,49,50,51,52,53,...84
Powered by FlippingBook