DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 42

ENERGIE UND TECHNIK
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11|2017
Energiemanagement für drei Mehrfamilienhäuser
Ein intelligentes Mikronetz
Den Vorgaben der EnEV gemäß war die energetische Sanierung in Form einer Dämmung der Gebäudehülle
für drei Mehrfamilienhäuser notwendig. Doch der Geschäftsführer der Fellbacher Wohnungsbaugenossen-
schaft eG FEWOG wünschte noch einen Schritt weiterzugehen und fand einen Partner, der seine Überle-
gungen zu einem technisch vernünftigen, kostengünstigen und nachhaltigen Energiesystem für diese drei
Gebäude konkretisierte.
Die Fellbacher Wohnungsbaugenossenschaft eG
(FEWOG) entstand in der großen Wohnungsnot
der Nachkriegszeit im Jahr 1948. Bis heute spielt
die Bereitstellung von bezahlbaremWohnraumdie
zentrale Rolle. Ebenso wichtig ist die Zufrieden-
heit der Mieter mit ihrer Wohnsituation und daraus
folgend die kontinuierliche Modernisierung der
in die Jahre gekommenen 650 Genossenschafts-
wohnungen – inklusive eines modernen Energie-
managements.
„Viele denken, dass Wohnbaugenossenschaften
nicht unbedingt Innovationstreiber sind“, sagt Ulf
Krech, „doch das stimmt nicht.“ Der geschäftsfüh-
rende Vorstand der FEWOG handelt im Interesse
seiner Bewohner. Das Bereitstellen von Elektro-
undWärmeenergie gehört mittlerweile dazu. Der
Staat unterstützt solche dezentralen Initiativen
durch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz von
2016 und das Mieterstromgesetz von 2017 (siehe
DW 10/2017 S. 40).
Microgrid verbindet drei Häuser
Die Planungen zur Modernisierung der ersten
1950er-Jahre-Mehrfamilienhäuser aus den An-
fangszeiten der Genossenschaft begannen imJahr
2013. KfW-Förderungen für altersgerechtes Um-
bauen und energetische Optimierungsmaßnah-
men konnten beantragt werden. Den Vorgaben
der Energieeinsparverordnung (EnEV) gemäßwar
eine energetische Sanierung durch Dämmung der
Gebäudehülle nach demStandard KfW-Effizienz-
haus 85 für zwei der Bestandsgebäude ohnehin
notwendig. Hinzu kam ein Neubau nach Standard
KfW-Effizienzhaus 70.
Doch Krech ging noch einen Schritt weiter: „Wir
wollen unserenMietern auch günstige Energie an-
bieten, denn darauf können wir Einfluss nehmen,
auf die übrigen Nebenkosten kaum.“ Er suchte Pla-
ner, um seine Überlegungen zu einem technisch
vernünftigen, kostengünstigen und nachhaltigen
Energiesystem der drei Mehrfamilienhäuser rea-
lisieren zu können. Krech wurde fündig bei den
Ingenieuren von Enisyst, die darauf spezialisiert
sind, komplexe Energieerzeugungs- und Verteil-
anlagen zu konzipieren. Darüber hinaus wurde
die Projektplanung begleitet von Nicolas Urbach,
dem für Nachhaltigkeitsberatung und Energiema-
nagement Verantwortlichen bei Drees & Sommer.
Ergebnis: die PV-Anlage auf dem Dach und das
Blockheizkraftwerk, Pufferspeicher und Heizungsverteiler
in der Energiezentrale des Neubaus
Steuerungsmodule mit Webanbindung in der Energiezentrale
des Neubaus
THEMA DES MONATS
Ursula Pietzsch
akademische Mitarbeiterin an
der Hochschule für Technik
Stuttgart
Klaus W. König
Journalist und Sachverständiger
Überlingen
Quelle beider Fotos: enisyst
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