DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 47

net wird, kann Abwärme entstehen. Schwankende
Nutzerzahlen auf der Cloud-Seite beeinflussen die
vereinbartenWerte, die zur Deckung von 60%des
Wärmebedarfs notwendig sind. Das erwartete Lie-
fervolumen an Wärme (Jahresplanmenge 2016)
konnte Cloud&Heat durch einen Großauftrag An-
fang 2016 zwar größtenteils, aufgrund eines aus-
stehenden Folgeauftrages jedoch noch nicht ganz
erreichen. In Rechenzentren ist ein stufenweiser
Ausbau über die ersten Betriebsjahre durchaus
üblich. Auch erreichen die Prozessoren (CPU) in
einem üblichen Rechenzentrum – bei guter Pla-
nung und positivem Vertrieb der Rechenleistung
– lediglich eine mittlere jährliche Auslastung von
50% der möglichen Maximalleistung.
„Mit gestandenen Cloud-Anbietern Schritt zu
halten, war für uns als Start-up zunächst eine
Herausforderung“, erklärt Franziska Büttner von
Cloud&Heat Technologies. Vielen Nutzern sei der
enorme Energieverbrauch großer Serverfarmen
sowie differierende Standards für Datensicherheit
und Datenschutz, die aus der Datenverarbeitung
im Ausland resultiere, gar nicht bewusst. „Sie
greifen deshalb immer wieder auf bekannte in-
ternationale Anbieter zurück“, betont sie. Man
rechnet damit, dass bis 2020 das Interesse an
globalen, skalierbaren Rechenkapazitäten durch
neue Trends wie Industrie 4.0, Internet of Things
(IOT), Augmented Reality und der kommenden
Mobilfunkgeneration (5G) stark wächst. Deshalb
erwartet Cloud&Heat im Jahr 2017 einen Anstieg
der Cloud-Kunden, die ein ganzheitliches Konzept,
mit Servern zu heizen, Serverräume und Rechen-
zentren kosten- und energieeffizient zu betreiben
und sensible Daten lokal, sicher und hochverfüg-
bar zu verarbeiten, zu schätzen wissen.
Fazit
Mit dem Projekt in der Wallotstraße wollte die
WGA nicht nur der starken Wohnungsnachfrage
in Dresden nachkommen, sondern auch die heu-
tigen Anforderungen an ein modernes und ener-
gieeffizientes Wohnen erfüllen. Der innovative,
ökologische und nachhaltige Lösungsansatz für
diese Pilotanlage ist ein Beitrag zur Umsetzung
der „Energiewende imWärmemarkt“ und kann in
Weitere Informationen:
,
un
d
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
1
„Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-Emissionen
des deutschen Strommix in den Jahren 1990 bis 2014“ -
veröffentlicht 09/2015 vom Umweltbundesamt
-
lung_der_spezifischen_kohlendioxid-emissionen.pdf, Abruf
8.6.2017)
2
„Kumulierter Energieaufwand und CO
2
-Emissionsfak-
toren verschiedener Energieträger und –versorgungen“
- veröffentlicht vom Institut Wohnen und Umwelt
ruf
8.6.2017)“
Entstand in der Wallotstraße das erste energieeffiziente Rechenzentrum dieser Art, sind bis
heute eine Vielzahl weiterer Standorte nach ähnlichem Konzept hinzugekommen.
Die im Frühjahr 2016 entwickelte neue Servergeneration (Datacenter in a Box) kann
dank einer energiesparenden Heißwasserkühlung die entstehende Serverabwärme noch
effizienter aufnehmen. Direkt auf den wärmeerzeugenden Bauteilen der Server werden
zu diesem Zweck Kupferrohre entlanggeführt, durch die so lange softwaregesteuert
warmes Wasser gepumpt wird, bis eine Maximaltemperatur von 60 °C erreicht wird.
Dann wird das Wasser ausgekoppelt und durch die patentierte Cloud&Heat-Technologie
dem jeweiligen lokalen Heizkreislauf zugeführt. Auf eine zusätzliche, energieintensive
Luftkühlung des Rechenzentrums kann verzichtet werden. Dies verringert auf der einen
Seite die Kühlkosten der Server und auf der anderen Seite die Heiz- und Warmwasser-
kosten angeschlossener Immobilien signifikant.
BMWi, SAB und KfW unterstützen Unternehmen mit lukrativen Zuschüssen und zinsgüns-
tigen Krediten.
EHÖRDEN, INDUSTRIE
UND MITTELSTAND
Zukunft, auch in Kombination mit Erdgaskessel
(statt Fernwärme), flächendeckend angeboten
werden.
Mit Cloud&Heat, der DREWAG und der WGA ha-
ben sich regionale Partner getroffen, die sowohl
ökonomisch als auch ökologisch eine herausragen-
de Lösung entwickelt haben, die im Jahre 2015
mit dem deutschen Rechenzentrumspreis geehrt
wurde. Diese Lösung wird künftig als Blaupause
für andere Vorhaben dienen. Sie ist immer dann
sofort hoch wirtschaftlich, wenn gleichzeitig
Unternehmen, Behörden, Stadtwerke oder For-
schungsinstitutemit hohemServer- bzw. Rechen-
bedarf Abnehmer der Rechenleistung werden. Im
Vordergrund des Projekts standen die Synergie-
effekte. Aus Rechenzentrumssicht waren es der
Wegfall eines separaten Rechenzentrumgebäudes
und verringerte Kosten bei demAnschluss der Me-
dien (Strom& Internet), bei der WG Aufbau sind es
reduzierteWärmekosten. Für das Gebäude konnte
ein energetischer Standard geschaffen werden,
der 30% besser als die Neubauanforderung nach
KfW 70 ist – und für die Mieter ein hohes Kom-
fortniveau sowie eine 100%igeWärmesicherheit.
Von dem für das Rechenzentrum imGebäude ver-
legten Glasfaseranschluss profitieren auch die
Mieter – durch schnelles Internet und günstigere
Anschlusskosten.
Für künftige Projekte konnte die WGA aber auch
weitere Optimierungspotenziale ausmachen: Mit
demVerzicht auf ein hohes Heiztemperaturniveau,
wie es bei der zentralen Trinkwassererwärmung
zur Vermeidung von Legionellen erforderlich ist,
können die Effekte der Serverabwärme auch ohne
„zusätzliches Nachheizen“ genutzt werden. Die
WGA plant, bei Folgeprojekten durch eine dezent-
rale Trinkwarmwasserbereitung per Frischwasser-
station in der Wohnung auf dieses Nachheizen zu
verzichten und mit niedrigen Vor- und Rücklauf-
temperaturen zwischen 35 und 55 °C zu arbeiten.
Dies bedeutet - in Bezug auf die Reduzierung der
Betriebskosten - ein höheres Potenzial und weni-
ger Regelungsaufwand in der Heizstation.
Quelle: WGA, Foto: Monique Wüstenhagen
Der WGA-Neubau
in der Wallotstraße
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