DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2017 - page 39

diese Bekleidung zudemeinseitig als Vorsatzscha-
le ausgebildet. „Der hohe Vorfertigungsgrad ließ
den Bau fast wie Lego für Erwachsene erscheinen“,
schmunzelt B&O-Projektleiter Thorsten Kopp
im Nachhinein. So seien auch die Bäder bereits
komplett fertig angeliefert worden. „Es mussten
eigentlich nur noch die Lampen angeschraubt und
die Türen eingehängt werden“, ergänzt Baulei-
ter Klaus Schmittlein. Es hätte so gut wie keine
Mängel bei den Bädern gegeben. Das sei schon
ein großer Vorteil gewesen.
Dank dieses Verfahrens dauerte der Holzbau nur
knapp zehnWochen. „Im Innenausbaumusste dann
aber viel parallel laufen“, sagt Projektleiter Kopp.
Das erfordere eine ausgeklügelte Logistik und viel
Flexibilität der Beteiligten, zumal zu Stoßzeiten
immer viel Material auf der Baustelle gewesen sei.
„Das ging nur, weil sich alle aufeinander verlassen
konnten. Angesichts des engen Zeitplanes gab es
kaum Pufferzeiten“, so Kopps Resümee.
Insgesamt betrug die reine Bauzeit sechs Monate.
Das Tempo und der hohe Vorfertigkeitsgrad drü-
cken sich auch in den Kosten aus. Rund 100.000 €
kostete jede Wohneinheit im Schnitt, ermittelte
die GEWOFAG. Als Miete werden 9,40 €/m
2
an-
gesetzt – ein für München attraktives Mietniveau.
Baueman das Haus in Serie, könntenweitere Kos-
tenvorteilemöglich sein. Die Kosten für einen Neu-
bau ohne Grund liegen i. d. R. in einer Spanne von
2.000 bis 3.000 €/m
2
(KG 200-700)“. „Wird ein
Gebäude seriell gebaut, kannman Kosten sparen,
vor allem bei der Entwurfs- und Werkplanung“,
betont Dr. Ernst Böhm, Aufsichtsratsvorsitzender
der B&O Gruppe und Ideengeber des Projektes.
Mietermix
GroßenWert legten sowohl Bauherr als auch Archi-
tekturbüro auf ein gutes Miteinander der Mieter.
So befinden sich auf allen Etagen Gemeinschafts-
räume und es gibt ein Waschcafé. Vor jeweils drei
Wohnungen ist der Laubengang zu einer kleinen
Nische geweitet, die sich möblieren lässt und als
Treffpunkt für die Bewohner dient. Auf demDach
des Gebäudes gibt es eine Terrasse mit Spielgerä-
ten und Sandkasten sowie Sitzmöglichkeiten. Hier
haben die Mieter ferner die Möglichkeit, eigenes
Gemüse und Kräuter anzupflanzen.
Im Vorfeld war der Bau nicht unumstritten (siehe
Interview). Dank einer transparenten Kommuni-
kationspolitik und einer abgeändertenWohnungs-
aufteilung konnten neben den 86 Einzimmerwoh-
nungen (24m
2
bis 31m
2
) auch 14 Wohnungen
(49m
2
bis 54 m
2
) gebaut werden, zwei davon
barrierefrei. Die Belegung erfolgte über das So-
zialreferat (Amt für Wohnen und Migration) mit
dem Ziel, einen guten Mietermix zu bekommen.
Zur Nachahmung empfohlen!
Noch sind solche Projekte eher Ausnahmeerschei-
nungen. Kommunen undWohnungsunternehmen
werden umdenken müssen. Das modulare Bauen
und der Trend zu kleineren, einfacherenWohnun-
gen sind nicht mehr aufzuhalten – allein schon
aufgrund der demografischen Entwicklung. „Ich
binmir sicher, dass wir viele Probleme lösen könn-
ten, wenn wir wieder etwas bescheidener werden
würden: Reich ist nicht, wer viel hat, sondern, wer
wenig braucht!“, betont Architekt Nagler. Und da-
mit liegt er völlig auf der Linie seiner Dantebad-
Mitstreiter Dengler, Böhm und Huber. Und auch
Oberbürgermeister Reiter denkt ähnlich. Für ihn
sei eine entscheidende Erfahrung gewesen, dass
das Dantebad-Projekt zeige, was Stadtverwaltung
und Unternehmen bewerkstelligen könne, wenn
alle an einem Strang ziehen.
Ansicht einer kleinen funktionalen Küchenzeile
Fotos: Fabian Wolf
Der Film zum Bau:
watch?v=LTsuOL7tY3o
(5 Min.)
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Die Nasszellen wurden als Module eingesetzt
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42,43,44,45,46,47,48,49,...92
Powered by FlippingBook