DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2017 - page 47

Gerade der Reststrom ist eher kein Rest, sondern
der Löwenanteil. Gustedt rechnet, dass seine ak-
tuellenMieterstromprojekte gerade mal 20% des
Bedarfs abdecken, auchwennmehr drin ist (siehe
Fotos/Praxisbeispiele). 80% würden durch zer-
tifizierten Ökostrom abgedeckt. Zu bestimmten
Zeiten würde auch ins Netz eingespeist. Dieser
Mix ermöglicht es immerhin, den Mietern oder
Genossen einen Stromtarif von 10 bis 15% unter
den Berliner Grundtarifen zu garantieren. Aktuell
lägen seine Strompreise bei 24,9 ct/kWh. Die Zu-
kunft sieht er in einer Kombination aus BHKWund
PV. „Auf diese Weise können wir die Eigenstrom-
quote erhöhen. DieWärmesenke imSommer wird
durch PV aufgefüllt“, so Gustedt.
Gemeinsam vermarkten
Ohne die Mitarbeit der Wohnungunternehmen
könnte er seine Modelle aber nicht platzieren.
„Gerade bei den Genossenschaften haben wir es
mit einer Mieterschaft zu tun, die teilweise älter ist
als der Durchschnitt. DieMenschenwissen oftmals
gar nicht, wer den Strom liefert. Sie denken immer
noch, es sei die BEWAG, obwohl die seit 15 Jahren
nicht mehr gibt. Und es gibt kaumWechselbereit-
schaft“, so Gustedt. Hier helfe nur der Preisvorteil,
den er mit der Eigenstromerzeugung garantieren
könne. SeineMieterstromquote liegt bei allen Pro-
jekten zwischen 60 und 70%. Das Unternehmen
übernimmt komplett den Wechsel. Boni und Vor-
auszahlungen gibt es nicht, dafür würden höhere
EEG-Umlagen und Netzentgelte zeitversetzt an
die Kunden weitergegeben.
Bei Urbana sind 50%das Ziel, bei Neubauprojekten
mit hohemEigentumsanteil können es sogar 100%
sein, so Ahlborn. Auch sein Unternehmen setzt auf
gemeinsame Vermarktung mit den Vermietern,
etwa mit dem Argument, dass das Mieterstrom-
angebot vomWohnungsbauunternehmen geprüft
oder gemeinsam mit ihm erarbeitet worden sei.
„Wir bleiben auch immer 10% unter dem jeweili-
gen lokalen Grundversorger“, so Ahlborn. In den
letzten zwei Jahren hätte man die EEG-Umlagen-
erhöhung kompensieren können und die Preise
stabil gehalten.
Die ortsnahe Versorgung eines Wohn-
blocks mit Strom und Wärme mittels BHKW ist
heute Standard bei Mieterstrommodellen
Quelle: Autor
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