ENERGIE UND TECHNIK
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10|2017
BHKW noch Nr. 1
Durch die erwähnte bisherige Benachteiligung der
Photovoltaik ergeben sich bei der BEA auch sehr
eindeutige technische Lösungen. Lediglich vier der
Mieterstrommodelle basieren auf PV-Anlagen, alle
anderen auf BHKWs. Installiert hat Gustedts Unter-
nehmen schon etliche PV-Anlagen, auch bei Woh-
nungsgenossenschaften. Doch bisher war es zu luk-
rativ, denStromüber dieEEG-Umlage abzuwickeln.
„PV spielt noch keine Rolle, die Bedingungen sind
nicht attraktiv genug“, bestätigt Thomas Ahlborn
vom Hamburger Energiedienstleister URBANA.
Mieterstrom sei immer noch ein KWK-Markt.
Allerdings würde die KWK durch die veränderte
Einschätzung des Strommixes in Zukunft gegen-
über der PVwohl Nachteile haben, weil sie deutlich
höhere Anteile an fossilen Rohstoffen habe.
Mit dem geplanten Mieterstromgesetz und der
Direktförderung werden die PV-Anlagen interes-
santer. „Es ist noch ein sehr junges Geschäft“, so
Gustedt. Bei den passenden rechtlichen und poli-
tischen Rahmenbedingungen sei es aber durchaus
ausbaufähig, da das Pachten und Vermarkten von
Strom durch die geringere Vergütung inzwischen
kein Geschäftsmodell mehr sei.
Doch selbst bei diesem eher übersichtlichen
Gestaltungsrahmen ergeben sich noch weitere
Einschränkungen. „Bei der Auslegung der An-
lagen gehen wir weniger von den gewünschten
Deckungsgraden aus, sondern vom Platz, der
auf und in den Gebäuden zur Verfügung steht“,
so Henle. Die Grenze für die Direktvermarktung
läge bei 100 kW, da könne man auf jedes Dach so
viel PV-Module wiemöglich installieren. Wenn die
100-kW-Grenze überschrittenwerde, müsseman
schauen, wie das wirtschaftlich zu vermarkten sei.
„Das Thema ist immer: Gibt es genug Fläche?“,
so Henle. Dabei können alle Ausrichtungen der
Dächer genutzt werden. Bei einer Ost-West-Lage
gäbe es sogar den Vorteil, dass die flachere Pro-
duktionskurve demkontinuierlichen Verbrauch in
den Wohnungen entgegenkäme.
Ohne große Gewinne
„Es lohnt sich nur die Vermarktung des Stromes
vor Ort“, schätzt Gustedt ein. Er warnt aber da-
vor, bei diesen Modellen mit großen Gewinnen
zu rechnen. Alles sei spitz gerechnet, die Marge
bleibe gering. Die Einkopplung von Speichern, die
eine höhere Eigenversorgung der Mieter möglich
machte, sei derzeit unwirtschaftlich und es sei
besser, den Reststrombedarf am Markt zuzukau-
fen. Eine Ausnahme bildet die Förderung für den
KfW-40-Plus-Standard. Hier macht ein Batterie-
speicher durchaus Sinn.
degewo Zukunftshaus, Berlin-Lankwitz (degewo und BTB Blockheizkraftwerks-Träger
und Betreibergesellschaft mbH Berlin) – Projektdaten: PV-Anlage 99,9 kWp auf Dach und
an Fassade, Speicherung durch Redux-Flow-Batterie, 50% Stromabdeckung, dazu noch
Solarthermie zur Wärmeversorgung, 100% Wärmeabdeckung, berechneter Arbeitspreis:
26,18 ct/kWh
Quelle: degewo / Tina Merkau
Mieterstrom in Berlin-Falkenhagener Feld (Gewobag und Urbana) – Projektdaten: 1.423 Wohnungen
(Ausbau auf 2.100 geplant), Versorgung per BHKW, Arbeitspreis: 24,87 ct/kWh
Mieterstrom Wohnen am Alsterberg in Hamburg (GWG und Urbana)
Projektdaten: 310 Wohneinheiten, 1 Kita, 1 Gewerbeeinheit, BHKW mit 230 kWth und 115 kWel,
Kessel 460 kW, Primärenergiefaktor: < 0,45, Arbeitspreis: 24,51 ct/kWh
Quelle: Urbana
Quelle: Urbana