DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2017 - page 25

Beim Stichwort Energieeffizienz möchte ich Ro-
bert an der Brügge zitieren, der einmal mit Blick
auf gedämmte Gebäude vom „Leben in der Plas-
tiktüte“ gesprochen hat. Ist das noch dauerhaft
gesund? Und wie ist das mit Klebern, Farben, Bo-
denbelägen, Weichmachern, Holzschutzmitteln
und Bioziden, die in den 1960er Jahren eingesetzt
wurden und die sich noch heute auf Menschen aus-
wirken, die keine Ahnung haben, dass sie in derart
belasteten Häusernwohnen? Wie sind biologische
Quellen wie Hefepilze, Bakterien, Hausstaubmil-
ben und Schimmelspuren zu beurteilen? Und wie
wirkt sich die physikalische Belastung durch Elek-
trosmog aus? Das sind alles Fragen, die mit der
Wohngesundheit zusammenhängen. Dabei möch-
te ich auf eine Studie aus der Schweiz hinweisen.
Sie hat untersucht, dass selbst von unbehandelten
natürlichenMaterialienwie Holz, Naturfarben und
Naturböden möglicherweise gesundheitsbeein-
trächtigende Belastungen ausgehen. Sogar bei
eingeschalteter Lüftungsanlage verschwindet
diese Belastung nicht. Das bedeutet, dass auch
natürlicheMaterialien schädlich sein können. Man
sieht: Etwas ist nicht automatisch gut, nur weil es
natürlichen Ursprungs ist.
Das hört sich jetzt möglicherweise äußerst kom-
plex an. Aber zum Glück gibt es kluge Menschen,
die daran arbeiten, diese Probleme zu lösen. Einige
von diesenMenschen sitzen hier amTisch. Herr an
der Brügge, Sie bauen und renovieren. Was sind
Ihre Erfahrungen beim Thema Wohngesundheit?
Robert an der Brügge:
Wir haben uns im Zu-
sammenhang mit einem Hochschulgebäude, das
wir für das Land Baden-Württemberg errichtet
haben, mit der Innenraumhygiene befasst. Die
Vorgabe war, keine mechanische Lüftung oder
Kühlung einzubauen, sondern den Luftwechsel
mittels manuellen Öffnens der Fenster zu ermög-
lichen. Die technischen Planer haben deshalb ein
System mit CO
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-Ampeln ersonnen, das anzeigt,
wenn die Raumluft verbraucht ist und gelüftet
werden muss.
Außerdem stellten wir uns die Frage, welche
Baustoffe Verwendung finden sollten. Es gibt ja
das Horrorszenario, dass ein neu eröffneter Kin-
dergarten nach drei Wochen wieder geschlossen
werden muss, weil Erzieherinnen und Kinder mit
tränenden Augen und Brennen in den Atemwegen
herauskommen, da Aldehyde, Benzol oder Terpene
verbaut wurden. Das wolltenwir natürlich vermei-
den. Deshalb haben wir uns zusammen mit dem
Generalunternehmer und dem Sentinel-Institut
Gedanken über die Baustoffe gemacht und sehr
rigide Vorschriften für den Baustellenbetrieb
erlassen. Die Baustelle musste z. B. rauchfrei
sein. Denn die Messsensorik ist heutzutage
ist Leiter Public Affairs und Leiter Produkt-
management nachhaltige Gebäudetechno-
logien bei der Velux Deutschland GmbH.
Velux ist der weltweit größte Hersteller
von Dachfenstern.
ist Geschäftsführer der Uponor GmbH,
zuständig für Sales und Marketing in
Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Uponor ist ein Anbieter von Systemen für
Trinkwasserversorgung, Heizen und Kühlen.
TILL REINE
HEINZ-WERNER SCHMIDT
ist als Facharzt für Hygiene und Umwelt-
medizin außerplanmäßiger Professor für
Hygiene und Umweltmedizin am Institut
für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin der
Uniklinik RWTH Aachen.
PROF. DR. MED. GERHARD A.
WIESMÜLLER
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