22
10|2017
Expertengespräch Wohngesundes Bauen
„Wohnen ist eine komplexe Angelegenheit“
Wo liegen die Herausforderungen beim wohngesunden Bauen? Diesem Thema widmete sich, auf Einladung
der DW, eine Expertenrunde aus Baustoffindustrie, Wohnungswirtschaft und Medizin. Besonders intensiv
diskutierte die von GdW-Präsident Axel Gedaschko moderierte Runde über Wege, um Mieter zu wohngesun-
dem Verhalten zu motivieren. Dabei kristallisierte sich eine Forderung heraus: Die Wohnungswirtschaft soll
weniger über die Gefahren von Baustoffen und mehr über die Chancen des gesunden Wohnens sprechen.
Axel Gedaschko:
Wenn wir heute über Wohnge-
sundheit sprechen, so haben wir uns ein Thema
vorgenommen, das viele Facetten hat. Wir dürfen
dabei nicht nur über den Neubau reden, sondern
müssen auch über den Bestand beispielsweise
aus den 1950er und 1960er Jahren sprechen.
Und wir sollten fragen, wie weit das Cradle-to-
Cradle-Prinzip helfen kann, gesundheitsgefähr-
dende Stoffe zu verringern. Wie wichtig unser
Thema ist, zeigt der Umstand, dass der Mensch
durchschnittlich 20 Stunden amTag in Gebäuden
verbringt – in der Wohnung, imBüro, in der Schule
oder der Universität.
Dabei gibt es zwei Kernthemen: Licht und Luft.
Während Licht beim Neubau kein großes Prob-
lem darstellt, verhält sich das beim Dämmen von
Bestandsgebäuden anders. Denn wenn 16 cm
Dämmung angebracht werden, verringert sich
der Lichteintrag. Es gibt hierzu erschreckende
Untersuchungen, die zeigen, dass nach einer ener-
getischen Sanierung im Durchschnitt ein Drittel
weniger Lichtausbeute imGebäude ist als vorher.
Beim Thema Luft wiederum geht es zunächst
darum, ob ausreichend gelüftet wird. Sensoren
zeigen, dass Mieter oft nicht richtig lüften und
deshalb manchmal geradezu gesundheitsgefähr-
dende CO
2
-Werte zustande kommen. Auf der an-
deren Seite wird natürlich manchmal auch zu viel
gelüftet, was sich negativ auf die Energieeffizienz
auswirkt.
NEUBAU UND SANIERUNG
Die Expertenrunde traf sich im Sommer 2017 in den Räumen des GdW in Berlin, v.l.: Gerhard Wellert, Axel Gedaschko,
Robert an der Brügge, Ulrike Trampe, Till Reine, Prof. Gerhard Wiesmüller, Heinz-Werner Schmidt und Oliver Rühr
Allo Fotos Expertengespräch: Tina Merkau, Berlin
