„aufMischen“ und arbeitet die Bedeutung von Ver-
netzung und Mobilität für Integration und einen
vielfältigen Ort des Zusammenlebens heraus. So
soll ein „grünes Netz“ gewoben werden, indem
kleine grüne „Restflächen“ und Zwischenräume
verbunden werden. Wege sollen „alltagstaug-
licher“ werden, etwa durch „Mobilitätsstatio-
nen“ für Fahrräder, E-Rollatoren und E-Mobile.
Vorgeschlagen werden eine stärkere Mischung
von Wohnen und Arbeiten wie auch mehr ge-
meinschaftliche Wohnformen. Eine nicht mehr
genutzte Schule im Viertel könnte Platz bieten
für Gemeinschaftsbüros, kleine Ausbildungswerk-
stätten und flexibel einteilbare Gewerberäume.
Dann sollen Höfe geschaffenwerden für ein kultu-
relles Angebot, „Ideenläden“ oder eine Bibliothek,
einWerkhof mit Werkstätten, Recycling-Café und
Ateliers oder ein Freizeithof mit Jugendtreff und
Tanzstudio. Laubengänge an den Häusern sieht das
Teamebenso als Möglichkeit privaten Freiraumzu
schaffen wie Terrassen oder Dachgärten.
Vorschläge für Kamp-Lintfort
Das Team De Zwarte Hond aus den Niederlanden
stellte seine Arbeit für die Entwicklung der Fläche
Friedrich-Heinrich in Kamp-Lintfort unter den Be-
griff „Open City“. „Open“ wurde dabei als Freiheit
für neue Ideen und Identitäten definiert. Integrati-
on soll über größere Freiräume, Bildung undArbeit
erreichtwerden. Den Planern schwebt vor,Wohnen
und Arbeiten nicht wie gewohnt zu trennen, son-
dern stärker zu verbinden. Praktisch soll das auf
einer Fläche möglich sein mit kleinem Gewerbe in
diversen Innenhöfen. Vorgeschlagenwird der Um-
bau von Parkplätzen. Der „multifunktionale Dorf-
platz“ bietet viele Möglichkeiten. Er ist flexibel als
Abstellplatz für Autos zu nutzen, dient temporär
aber ebenso als Sportplatz oder Marktplatz. Die
Landesgartenschau in Kamp-Lintfort 2020 kann
aus Sicht von De Zwarte Hond der „Dünger für die
Entwicklung des Quartiers“ sein und starke Im-
pulse geben. Unter dem Schlagwort vom „Grünen
Magnet“ schlagen die Planer ein „Garten-Freizeit-
Center“ sowie ein „Green-Hotel“ vor – mit Ange-
boten für Tagungen, aber auch mit Blumenhallen,
Gärtnerbedarf und einem Bio-Supermarkt.
Das dänische Planungsteam Schulze + Grassov
schließlich stellte seine Vorschläge unter den Ti-
tel „die Buntkaue“. Der aus dem Bergmannsleben
bekannte Kauekorb, mit farbigen Gewächsen be-
pflanzt, soll ein Identität stiftendes Symbol sein.
Für das Quartier schwebt den Experten unter dem
Motto „Wohnen in der Gemeinschaft“ die Bildung
von Wohngemeinschaften vor, verflochten mit
einem Netzwerk von Aufenthaltsorten. Ebener-
dige 1-geschossige Wohnbauten im modularen
Leichtbau sind eng verbundenmit therapeutischen
oder freienWohngemeinschaften, die sichAufent-
haltsräume undKüchen teilen. Zwei Wohngemein-
Warum engagiert sich VIVAWEST in dem
Projekt „Glückauf Nachbarn – Modellquartier
Integration“?
VIVAWEST hat als bestandshaltendes Wohnungs-
unternehmen mit mehr als 120.000 Wohnungen
und 300.000Mietern inNRWeine große Expertise
in der Quartiersentwicklung. Mit dieser Erfahrung
wollenwir imRahmen des Projektes aufzeigen, wie
eine aktive Quartiersentwicklung die Integration
von Menschen in die Gesellschaft unterstützen
kann. Denn die Bewältigung dieser großen gesell-
schaftlichen Herausforderung kann nur gelingen,
wenn wir in der unmittelbaren Lebenswelt der
Menschen anfangen, also in den Quartieren.
Auf welche Bevölkerungsgruppen zielt der
Integrationsbegriff?
Unser Integrationsbegriff ist bewusst weit gefasst.
Es geht darum, allen Bewohnern im Quartier un-
abhängig von Herkunft, Alter, Bildung, Religion
und sozialemStand den Zugang zu Bildung, Arbeit,
Kultur und gesellschaftlicher Teilhabe zu ermög-
Interview mit Claudia Goldenbeld
„Einen Werkzeugkasten für die
Quartiersentwicklung“
Das Ruhrgebiet befindet sich in einem anhaltenden Wandel. Die Entwick-
lung der Bergbauregion benötigt zukunftsfähige Konzepte. Die VIVAWEST-
Geschäftsführerin erklärt, wieso das Unternehmen in einem mehrstufigen
Prozess konkrete Lösungsansätze für Integration und die Gestaltung von
Quartieren sucht.
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Matthias Rottmann
vom Büro De Zwarte
Hond erklärt die Ideen
für Kamp-Lintfort
16
9|2017
Quelle: VIVAWEST, Foto: Dirk Bannert
Quelle: VIVAWEST, Foto: Nico Kleemann