hatte Steilshoopmit seiner Betonarchitektur lange
Zeit mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie
die meisten Großsiedlungen. Armut, Vernachläs-
sigung, Leerstand, Jugendkriminalität. Fast jeder
vierte erwachsene Steilshooper bekommt Hartz
IV. Großes Sorgenkind ist heute auch das Einkaufs-
zentrum, das einmal als Herz des Viertels geplant
war, es gibt Billigläden und viel Leerstand. Die ho-
hen Mieten, die der dänische Investor verlangt,
haben die Geschäfte überfordert.
Aufwertung des Quartiers
Aber nun wendet sich das Blatt. Bereits Anfang
2000 starteten Planungen des Hamburger Se-
nats, Steilshoop wohnlicher zu machen und eine
nachhaltige Sozialarbeit zu organisieren. Inzwi-
schen gibt es ein dichtes Netz an Einrichtungen,
Beratungsstellen, Kindergärten, Sportplätze,
ein Stadtteilcafe, eine eigene Zeitung. Getragen
werden sie von unterschiedlichsten Initiativen,
Stiftungen, Kirchen, Vereine, vielfach aber auch
von den Steilshooper Bürgern selbst.
Auch die großen Vermieter haben angefangen, die
graue Betontristesse freundlicher zu gestalten,
und arbeiten darüber hinaus intensiv an einer
Aufwertung des Quartiers. Was hier passiert, ist
durchaus zukunftsweisend.
Erster Housing Improvement District
Die rund 50 Eigentümer – zu den Großen gehö-
ren Vonovia SE, SAGA Unternehmensgruppe, die
Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossen-
schaft eG und die HANSA Baugenossenschaft eG –
haben sich zu demersten Hamburger Housing Im-
provement District (HID) zusammengeschlossen,
um ihr Quartier in privater Initiative voranzubrin-
gen. Vorbild ist das Business Improvement District
(BID), wo private Grundeigentümer gemeinsam
die Aufwertung von Geschäftsstraßen betreiben.
Auch im HID sitzen Vertreter der Stadt mit den
großen und kleinen Eigentümern an einem Tisch.
Wie beim BID muss jeder Eigentümer nach einem
bestimmten Schlüssel in den gemeinsamen Topf
einzahlen.
Die Stadtteil-Optimierer nahmen sich zuerst die
zentrale Achse vor, die einmal längs durch das Ge-
biet führt. Sie war über die Jahre wild zugewach-
sen, Fußwege waren schadhaft und die trübe Be-
leuchtung war vor allem abends nicht einladend.
Jetzt wurde undwird aufgeräumt. Bäume und Bü-
sche werden ausgelichtet und neu angepflanzt,
die Gehwege repariert, die Beleuchtung erneuert.
In Planung ist auch ein zentraler Markplatz mit
Bänken als Treffpunkt für die Bewohner.
Viel Geld nimmt auch der Wohnungskonzern Vo-
novia SE, mit 2.100Wohnungen größter Vermieter
des Quartiers, in die Hand. „100Mio. €wollenwir
bis 2021 in unseren Steilshooper Bestand inves-
tieren“, erklärt Stefan Schneeweiß, Regionalleiter
Hamburg und Umland bei Vonovia. Bis dahin sollen
alle Häuser energetisch saniert sein. Ziel ist es, die
Heizkosten um30% zu senken. Auch optisch wer-
den die Bauten mit farbigen Balkonen und hellem
Putz aufgefrischt.
Sukzessive, zumeist bei einem Mieterwechsel,
werden dieWohnungen auch innen auf modernen
Stand gebracht, bekommen neue Bäder und Fuß-
böden, Türenwerden lackiert undWände verputzt.
Die Mieten, derzeit im Schnitt noch 5,50 €/m
2
netto kalt, werden imZuge vonModernisierungs-
und Sanierungsmaßnahmen an den Hamburger
Mietenspiegel angepasst; aber „Steilshoop wird
bezahlbar bleiben“, sagt Schneeweiß. Sicher war
man sich imKonzern, dass Sanierung und optische
Verbesserungen für dieses Quartier nicht aus-