Die Wohnungswirtschaft 9/2017 - page 19

schaftsgebäude bekommen die Funktionen eines
Nachbarschaftszentrums. Ein barrierefreier Fuß-
weg soll alleRäume in der Quartiersmitte verbinden
und damit eine Begegnungszone schaffen. Fuß- und
Radwege durch das Quartier sollen kreuzungsfrei
sein. ImZentrumsteht nachVorstellung der Planer
eine gemeinnützige GmbH, die die Planung über-
nimmt und gemeinsame Flächen verwaltet.
Übergreifende Bedeutung
Eingebettet ist das Projekt in einem Rahmen, der
weit über die konkreten Quartiere hinausgeht: in
das Programm„Glückauf Zukunft!“. Damit wollen
die RAG-Stiftung, die Bergbaugesellschaft RAG
und die Evonik Industries AG zusammen mit der
Gewerkschaft IG BCE Impulse für die Weiterent-
wicklung der Region nach demEnde des Steinkoh-
lenbergbaus setzen.
„Wir haben sehr umfassende Modelle und viele
gute Anregungen von den Planungsteams er-
halten, die uns einen Werkzeugkasten für die
Quartiersentwicklung in Duisburg-Vierlinden,
aber auch darüber hinaus bieten“, so VIVAWEST-
Geschäftsführerin Claudia Goldenbeld. Prof. Hans-
Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung der
RAGMontan Immobilien, ergänzt: „Gelingende In-
tegration imQuartier ist nicht nur unternehmeri-
sche Verantwortung, sondern auch Voraussetzung
für den Werterhalt von Beständen und Grundlage
für unsere erfolgreichen Projekte.“
In einem nächsten Schritt werden die Ergebnisse
der Planungsteams von den Unternehmen dahin-
gehend analysiert, ob und welche Vorschläge aus
der Modellentwicklung konkret umsetzbar sein
könnten. Für Herbst ist die Präsentation der Er-
gebnisse in der Öffentlichkeit geplant.
lichen. Die ausdrückliche Betrachtung der Ver-
bindung von Leben, Wohnen und Arbeiten gehört
ebenso dazuwie die Integration von Zuwanderern.
Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen?
Sehr, denn die Planungsteams haben insgesamt
wirklich sehr kreative, mutige, aber dennoch re-
alistische Lösungsansätze vorgestellt. Wir haben
umfassende Modelle und viele gute Anregungen
erhalten, die uns einen Werkzeugkasten für die
Quartiersentwicklung nicht allein in Duisburg
Vierlinden, sondern auch darüber hinaus bieten.
Im Übrigen stellt das Projekt beginnend mit der
Thesenentwicklung von sechs Experten und Wis-
senschaftlern und der darauffolgendenWerkstatt-
phase auch unter prozessualen Gesichtspunkten
etwas Neues dar.
Ein innovatives Element ist, dass Sie in der
Live-Werkstatt Anregungen von Bewohnern
und anderen Akteuren aus den Quartieren
aufgenommen haben. Aus den Erfahrungen
etwa der Sozialen Stadt weiß man aber, dass
aktive Nachbarschaften und funktionierende
Quartiere zwar eine wichtige Ressource für
die dort lebenden Menschen sind, dass es
aber Strukturen bzw. Kümmerer braucht, um
einen nachhaltigen Entwicklungsprozess und
eine Aktivierung der Bewohner langfristig
sicherzustellen. Wie wollen Sie das angehen?
Zunächst einmal folgender Hinweis: Unser Quar-
tier in Duisburg-Vierlinden ist grundsätzlich in-
takt. Wir haben das Quartier für das Projekt ausge-
wählt, weil esmit 2.300Wohnungen unser größtes
Quartier ist undwir einen gewissen Erneuerungs-
und Entwicklungsbedarf sehen. Das Quartier wird
älter und bunter zugleich. Wohnungsbestand und
Infrastrukturen passen sich aber nicht von alleine
an die geänderten Bedürfnisse an. Kurz gesagt, es
handelt sich umein typisches Ruhrgebietsquartier
mit soziodemografischen Entwicklungen, die wir
hier überall in dieser oder ähnlicher Form vor-
finden. Als Wohnungsunternehmen, das soziale
Verantwortung übernimmt und qualitätsvolle Le-
bensräume für breite Schichten der Bevölkerung
schafft, wollen wir mit dem Projekt Denkanstöße
geben. Vor diesem Hintergrund prüfen wir jetzt
die Ideen auf eine mögliche Umsetzung.
Das Projekt hat aber in jedem Fall schon gezeigt,
dass die Einbettung der Quartiere in das kom-
munale, regionale und gesellschaftliche Umfeld
wesentliche Voraussetzung für das Gelingen
von Integration innerhalb des Quartiers ist. Uns
ist deshalb auch bewusst, dass ein Quartier und
auch ein einzelnes Wohnungsunternehmen nicht
sämtlichen Anforderungen an Integration gerecht
werden können. Hier müssen Kommunen, soziale
Träger und Bewohner mit an den Tisch.
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Olaf Berger.
Weitere Informationen:
projekte/glueckauf-nachbarn/
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Ergebnis der Workshops. Diese Mindmap
entstand auf Basis der Thesentwicklung
der Wissenschaftler und der Experten
Hier erläutert Andreas Neisen vom Büro Raum &
Kommunikation die Ideen zum „Kosmos Vierlinden“
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Quelle: VIVAWEST, Foto: Nico Kleemann
Quelle: VIVAWEST
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