DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2017 - page 65

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älter als 80 Jahre. Die Armutsrisikoquote dieser
Gruppe beträgt aktuell rund 14%. Als armutsge-
fährdet gilt dabei der Einkommensbereich unter-
halb von 60% des mittleren Nettoäquivalenzein-
kommens. Das vorhandene Sachvermögen wird
nicht hinzugerechnet. Deswegen ist hier nicht von
Armut, sondern von einem – rechnerischen – Ar-
mutsrisiko die Rede. Grundsätzlich sind in erster
Linie diejenigen Menschen armutsgefährdet, die
während ihrer Erwerbskarriere wegen
• Beschäftigung im Niedriglohnsektor,
• geringfügiger Beschäftigung oder
• längerer Arbeitslosigkeit
geringe Einkommen bezogen oder als mithelfende
Familienangehörige gar kein Einkommen hatten.
Arme Singles, arme Städter
Das Armutsrisiko wird außerdem von mehreren
Faktoren beeinflusst (siehe Grafik links). Ein we-
sentlicher Aspekt ist die Haushaltsgröße: Alleinle-
bende Ältere sind eher armutsgefährdet (24%) als
Paarhaushalte (10%) ab 65 Jahre. Daruber hinaus
sind ältere Frauen (17%, Männer: 12%) und Ältere
in Ostdeutschland (17%, Westdeutschland: 14%)
eher gefährdet.
Die Gefahr, in Altersarmut zu geraten, nimmt
zudem bei Hochaltrigen (80 Jahre und älter) zu.
Denn sie leben häufiger alleine und unterliegen
einem höheren gesundheitlichen Risiko.
Grundsicherung bezogen laut Einkommens-
und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2008 in West-
deutschland bereits 3% aller älteren Menschen,
in Ostdeutschland betrug die Quote 1,3%. Auch
hier sind ältere Alleinlebende stärker auf die
Unterstützung angewiesen als ältere Paare.
Wohngeld bezogen in Ostdeutschland 4,0% und
in Westdeutschland 4,4% der Senioren. Auch
beim Wohngeld betrugen die Bezugsquoten der
Alleinlebenden ein Mehrfaches der Quoten von
Paarhaushalten.
Mieter eher gefährdet als Eigentümer
Der Anteil der Mieter unter den Senioren liegt
laut Mikrozensus 2010 mit 42% um 9 Prozent-
punkte niedriger als in der Bevölkerung unter
65 Jahren. Dabei ist der Eigentumeranteil bei
den Älteren in Westdeutschland mit 63% um
24 Prozentpunkte höher als in Ostdeutschland
(39%). Fur die älteren Eigentümer besteht ein
deutlich geringeres Armutsrisiko als fur Seni-
oren, die zur Miete wohnen: Von den Mietern
sind 25% armutsgefährdet, von Senioren mit
Wohneigentum dagegen nur 7%. Oder anders
herum formuliert: Der Großteil der Menschen
mit Armutsrisiko wohnt zur Miete. Sie geben im
Schnitt 58% ihres Haushaltsnettoeinkommens
für die Wohnkosten aus, und liegen damit
Quelle: Alexander Raths / Fotolia.com
Armut im Alter ist bzw. wird leider für viele Menschen ein Thema.
Auch die Wohnungswirtschaft muss sich damit auseinandersetzen
Quelle: BBSR
WOHNSTATUS DER SENIORENHAUSHALTE UND BELASTUNG DER SENIOREN DURCH
WOHNKOSTEN NACH ARMUTSRISIKO UND TRANSFERBEZUG (IN %)
mit Armutsrisiko ohne Armutsrisiko mit Transferbezug ohne Transferbezug
Eigentümer
13,3
60,1
9,7
51,5
Mieter
82,1
34,5
89,8
42,9
darunter Mieter mit hoher
Wohnkostenbelastung (> 40%)
58,9
11,9
51,1
22,6
1...,55,56,57,58,59,60,61,62,63,64 66,67,68,69,70,71,72,73,74,75,...76
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