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1|2017
Forderungen zur Wahl
Deutschland brauche eine Wohnungsbaubeschleu-
nigungsinitiative, sagte Gedaschko. Alle bisherigen
politischen Ankündigungen hätten nicht zum er-
hofften Ziel – ausreichend bezahlbarer Wohnraum
in Wachstumsregionen – geführt. Die Diskrepanz
zwischenWohnbaubedarf undWohnungsgenehmi-
gungenmüssemit „zuwenig, zu langsam, zu teuer“
beschriebenwerden. Auch die Energiewende funk-
tioniere nur, wenn ganze Quartiere und der End-
energieverbrauch in den Fokus gerückt würden und
faire Regeln für die dezentrale Stromerzeugung und
-verwendung bestünden. Unverhältnismäßige Ver-
schärfungen des Mietrechts müssten unterbleiben,
die Wohnraumförderung angepasst und Schrump-
fungsregionen verstärkt gefördert werden.
Ergänzend klärte Magister Karl Wurm, Obmann
des Österreichischen Verbandes Gemeinnütziger
Bauvereinigungen, über die Faktoren auf, die das
Bauen in Österreich verteuern.
Nicht die Technik, ihre Nutzung ändert dieWelt
Blogger Sascha Lobo sprach über die Folgen der di-
gitalen Vernetzung für Gesellschaft undWohnungs-
wirtschaft und erzeugte nachdenkliche Gesichter.
Er referierte über digitale Parallelgesellschaften
auf sozialen Plattformen, über die Divergenz zwi-
schen bürgerlichen Medien der Mäßigung und
sozialen Gefühlsmedien, über den ständigen Spa-
gat zwischen Wissen, Vernunft und Dummheit im
Netz, über Netzwerk- und Verstärkereffekte, über
Datenbegeisterung sowie die datenbeherrschte
Plattformwirtschaft. In der derzeitigen sozialen,
mobilen Revolution würden sich Wettbewerb und
Wertschöpfungmehr undmehr in die digitale Sphä-
re verlagern. Auf und mit Plattformen gelte es, die
Wertschöpfung zu realisieren.
Viel geschafft
Der GdW-Präsident lobte – an das Motto des letz-
ten Verbandstags anknüpfend – die Vertreter der
Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften,
die mit ihren Teams und Ehrenamtlichen die He-
rausforderungen durch die vielen Geflüchteten
gemeistert hätten. Die Wohnungswirtschaft habe
einen maßgeblichen Anteil an ihrer erfolgreichen
Unterbringung und Integration – und daran, dass
diese unaufgeregt und weitgehend ohne hässliche
Begleiterscheinungen geglückt sei. „Es lief dort,
wo die Erfahrungen der Wohnungswirtschaft be-
achtet und umgesetzt werden konnten“, sagte er.
„Die entscheidendeWegstrecke für eine gelungene
Integration liegt noch vor uns“, mahnte Gedaschko.
In noch zu vielen Kommunen herrsche Funkstille
wenn es darum gehe, sich abzustimmen und en-
gagierteWohnungsunternehmen zu unterstützen.
Hohes Spendenaufkommen für die DESWOS
Insgesamt 29.700 € Spenden kamen auf dem Tag
der Wohnungswirtschaft 2016 für die DESWOS-
Entwicklungszusammenarbeit zusammen.
Sascha Lobo referierte über das Internet und
die Auswirkungen der Digitalisierung auf die
Wohnungswirtschaft
Auf dem Tag der Wohnungswirtschaft wurde der Georg-Potschka-Tatendrang!-
Preis 2016 der DESWOS Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und
Siedlungswesen e. V. verliehen. Preisträger sind die Auszubildenden der VBW
Bauen und Wohnen GmbH, Bochum. Gewürdigt wird ihr gesellschaftliches En-
gagement. Gemeinsamen beteiligen sich die Azubis seit zehn Jahren an der Ge-
denkaktion „Stolpersteine“. Zum Gedenken an die Opfer des Holocausts werden
sog. Stolpersteine am letzten Wohnort der Verfolgten verlegt. Die Jury zeigte
sich beeindruckt von der Tradition des Engagements der Azubis. Sie würdigte,
dass sich junge Menschen so initiativ um die Aufarbeitung der schlimmsten
Schuld in der deutschen Geschichte kümmern.
Hintergrund ist das Lebenswerk des früheren DESWOS-Generalsekretärs Georg
Potschka. Er setzte sich für eine weitsichtige Ausbildung von Jugendlichen ein,
die deutlich über die reine Vermittlung von Fachkenntnissen hinausging. Wert
legte er auf ehrenamtliches Engagement. Die Preisträger bekommen einen För-
derbeitrag von 5.000 €, der einem DESWOS-Projekt ihrer Wahl zugutekommt.
Sie entschieden sich für den Bau einer Grundschule in Mulanga in Sambia.
GEORG-POTSCHKA-TATENDRANG!-PREIS ERSTMALS VERLIEHEN
Quelle: GdW, Foto: Winfried Mausolf
Kanzleramtsminister Peter Altmaier betonte vor den
Delegierten und Gästen, wie wichtig ausreichend
bezahlbarer Wohnraum für den sozialen Frieden sei
DESWOS-Generalsekretär Gerhard Müller, Isabel Waldschmidt, Pia
Döhmann, GdW-Präsident Axel Gedaschko (v.l.): Die VBW-Azubis sind die
ersten Gewinner des Georg-Potschka-Tatendrang!-Preises. Der Preis wird
alle zwei Jahre verliehen