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Küchen waren grundsätzlich durch „große“ als
Mobiliar fungierende Küchendurchreichen vom
Wohnzimmer getrennt. Zahlreiche Küchendurch-
reichen waren allerdings mit den Jahren entfernt
und die Küchentüren geschlossenworden, sodass
der Küchenbereich demWohn-und Essbereich zu-
geordnet war.
Erste Modernisierung
Im Jahr 1997 erfolgte die energetische Moderni-
sierung der Häuser. Dabei wurden folgende Maß-
nahmen durchgeführt:
• Wärmedämmung der Fassade,
• Austausch der Fenster,
• Erneuerung der HA-Station mit Warmwasser-
speicher,
• Erneuerung der Sanitärstränge,
• Sanierung der Treppenhäuser und Einbau neuer
Wohnungseingangstüren,
• Erneuerung der Hauseingangsbereiche (Klingel-
undBriefkastenanlage, zentrale Schließanlage),
• Dämmung der Dachböden und Kellerdecken,
• Erneuerung der Dacheindeckung,
• Einbau einer zentralen Lüftungsanlage.
Vor der komplexen Modernisierung wurde die
Versorgung der Häuser mit Warmwasser durch
den Einbau einer elektrischen Begleitheizung
im Jahr 1994 bereits umgestellt. Dabei wurde
direkt an der Rohrleitung bis zur Entnahmestel-
le – in diesem Bereich wird die Wärme benötigt,
damit die Temperatur gehaltenwerden kann – ein
leicht montierbares Heizband befestigt. Bei dem
verwendeten Produkt handelte es sich umHWAT-
Plus-Heizbänder des Herstellers Raychem.
Die Wärmeabgabe erfolgt an jedem Punkt der
Rohrleitung. Wirdwarmes Wasser gezapft, erhöht
sich die Rohrtemperatur und die Heizleistung kann
entsprechend sinken. Sinkt jedoch die Rohrtempe-
ratur bei stehendemWasser ab, steigt die Heizleis-
tung. Die Wassertemperatur bzw. Haltetempera-
tur kann über einen Temperatursteller eingestellt
werden. Die Versorgung der Fernwärme blieb auch
nach der Sanierung zunächst erhalten.
Handlungsbedarf: Begleitheizung und
Wohnungsleerstand
Die elektrische Rohrbegleitheizung hatte zum
Zeitpunkt der Sanierung aus Sicht der Planer vie-
le Vorteile: Die Verlegung nur einer Rohrleitung
spart Kosten sowie Platz im Installationsschacht.
Wärmeverluste werden sofort ausgeglichen. Das
Warmwasser wird sicher auf der gewünschten
Temperatur gehalten. Gegenüber einem Zirku-
lationssystem verfügt die Begleitheizung nicht
über mechanische Bauteile wie Pumpen, die im
Schadensfall zum Ausfall des gesamten Systems
führen können. Der relativ hohe Stromverbrauch
der elektrischen Rohrbänder kann über die Be-
triebskostenabrechnung als Bestandteil der Heiz-
und Warmwasserkosten auf die Mieter umgelegt
werden. Auftretende Wärmeverluste müssen
durch die elektrische Begleitheizung ausgeglichen
werden. Die Begleitheizung hat einen relativ ho-
hen Stromverbrauch.
Unter den zum damaligen Zeitpunkt vorherr-
schenden Bedingungen zeigte eineWirtschaftlich-
keitsberechnung jedoch deutliche Kostenvorteile
eines Begleitheizungssystems gegenüber einem
Zirkulationsheizungssystem sowohl im Energie-
aufwandwie auch bei den Jahreskosten. Gleichzei-
tig wurden auch ökologische Gesichtspunkte be-
rücksichtigt. Sowaren der Primärenergieaufwand
und die CO
2
-Emissionen bei demHeizbandfabrikat
nicht einmal halb so hoch wie bei der Zirkulati-
onsleitung.
Zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung
konnten die dramatisch steigenden Stromkosten
jedoch noch nicht abgeschätzt werden. Diese
wurden imWesentlichen durch gesetzgeberische
Entscheidungen nach der energetischen Moder-
nisierung der Häuser im Jahr 1997 verursacht. So
wurde 1999 die sog. Ökosteuer eingeführt, der
im Jahr 2000 die EEG-Umlage auf der Grundlage
des Erneuerbare-Energien-Gesetz sowie die KWK-
Umlage nach demKraft-Wärme-Kopplungsgesetz
imJahr 2002 folgten. ZumAusgleich der Netzent-
geltbefreiung stromintensiver Unternehmen
mussten zudem im Jahr 2012 die Umlage nach
§ 19 Abs. 2 StromNEV und bereits ab 2013 die
Offshore-Haftungsumlage nach § 17f EnWG zur
Deckung von Schadenersatzkosten, die durch den
verspäteten Anschluss von Offshore-Windparks an
das Übertragungsnetz entstehen können, verkraf-
tet werden. Eine weitere Umlage nach § 18 der
Verordnung über Vereinbarungen zu abschaltba-
ren Lasten wurde erst im Jahr 2014 eingeführt.
Alles in allem summiert sich der derzeitige Anteil
des Strompreises für Steuern, Abgaben und Um-
lagen auf fast 55%.
Die gesetzgeberischen Maßnahmen führten im
Zeitverlauf zu einer erheblichen Kostensteige-
rung der Verbrauchseinheit für Strom und damit
zu steigenden Betriebskosten für die Warmwas-
serbereitung, die für die Mieter zu einer großen
Belastung wurden. Gleichzeitig bildete sich ab
dem Jahr 2001 in den Beständen struktureller
Leerstand, der bis zum Jahr 2012 auf insgesamt
28% anwuchs. Durch den Leerstand stieg der
In einem der Häuser wurde Raum für neue Wohnformen geschaffen.
Der Gemeinschaftsraum (hier im Rohbau) ist Teil des Konzepts
Früher grau, heute bunt – der modernisierte P2-Typ der GWG Lübben
ist auch Standort eines modernen Mini-BHKWs
Quelle: GWG Lübben
Quelle: GWG Lübben