DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2017 - page 50

ENERGIE UND TECHNIK
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Anteil der Wohnungen, in denen keinwarmes Was-
ser bezogen wurde, an. Der flächendeckende und
regelmäßige Wasserbezug ist jedoch die Voraus-
setzung für die wirtschaftliche Arbeitsweise der
Begleitheizung. Mit steigendem Leerstand stieg
der Stromverbrauch (zusätzlich zu den steigenden
Kosten pro Stromverbrauchseinheit) an, da die
verbleibenden Mieter auch den Mehrverbrauch
für die Rohrstreckenabschnitte der nicht mehr be-
wohntenWohnungen tragenmussten. Es entstand
ein Teufelskreis. Die überdurchschnittlich hohen
Betriebskosten stellen einweiteres Vermietungs-
hemmnis dar.
Für den Vorstand der Genossenschaft ergaben sich
somit zwei wichtige Aufgaben:
1.) Leerstandsabbau und
2.) Senkung der Stromkosten für die Begleit-
heizung.
Senkung der Stromkosten durch ein BHKW
Im Jahr 2013 wurde die Fernwärmeversorgung
durch die Stadtwerke in Lübben beendet und die
Genossenschaft musste eine geeignete Behei-
zungsart finden, die gleichzeitig die hohen Strom-
kosten berücksichtigt. Schnell rückte daher der
Einsatz eines BHKW in den Fokus. Der erzeugte
Strom sollte bei diesemModell vorrangig für den
Verbrauch vor Ort insbesondere für die Begleit-
heizung eingesetzt und nur subsidiär eingespeist
werden. Soweit der Verbrauch der Begleitheizung
abgedeckt ist, solltenweitere betriebskostenrele-
vante technische Anlagen in den Häusernmit dem
BHKW-Strom versorgt werden. Ziel war es, mög-
lichst wenig Strom in das Stromnetz einzuspeisen.
Das Problemwaren jedoch die „zwingend“ zu ver-
einnahmenden Einspeisevergütungen.
Grundsätzlich ist die Genossenschaft ein Gewer-
bebetrieb, deren Tätigkeit in vollem Umfang der
Gewerbesteuer unterliegt. Für Wohnungsgenos-
senschaften wurde jedoch das Instrument der
„erweiterten Gewerbesteuerkürzung für Grund-
stücksunternehmen” geschaffen. Dies soll ihnen
ermöglichen, den Teil ihrer Einkünfte, der aus der
Verwaltung und Nutzung des eigenen Grundbesit-
zes stammt, gewerbesteuerfrei zu stellen. Darüber
hinaus sind eng formulierte „Nebentätigkeiten“
möglich, deren Erträge zwar gewerbesteuerpflich-
tig sind, die aber die erweiterte Kürzung für das
Kerngeschäft nicht in Frage stellen. Die Einspei-
severgütung gehört nicht zu den privilegierten
„Nebentätigkeiten“ und würde zum Verlust der
erweiterten Kürzung führen. In der Folgemüssten
alle Einkünfte der Genossenschaft gewerbesteu-
erpflichtig werden. Daher war der Einbau und
Betrieb eines BHKW durch die Genossenschaft
nicht möglich.
Es kam also nur die Zusammenarbeit mit einem
Contractor in Betracht, der unter Einsatz eines
BHKW der Genossenschaft günstigen Strom so-
wie Wärme für die Versorgung der Häuser in der
Heinrich-von-Kleist-Straße liefert. Die Suche
nach einem geeigneten Partner führte 2013 zum
Erfolg: Der Wärmelieferungsvertrag mit der ECS
Energieconsulting und Service GmbH aus Dresden,
der auch den Arbeitspreis für den aus dem BHKW
gelieferten Stromumfasst, wurde unterzeichnet.
Dieser liegt deutlich unter dem Marktniveau und
gewährleistet so eine deutliche Reduzierung der
Stromkosten über viele Jahre.
Umstellung der Fernwärmebeheizung
auf BHKW
Im August 2013 wurde die Umstellung von der
Fernwärmeheizung auf die neue Heizanlage voll-
zogen. Die Heizstation befindet sich seitdem in
den Kellerräumen der Heinrich-von-Kleist-Straße
10. Neben dem BHKWmit 5 kW elektrischer Leis-
tung wurde für die insgesamt 100 Wohnungen
ein Gas-Brennwertkessel installiert (Viessmann
Vitocrossal 200, 400/370 kW). Zwischen dem
Heizraum und dem gegenüberliegenden, 45 m
entfernten Gebäude Heinrich-von-Kleist-Straße
19 wurden ein Wärmeverteilnetz zur Versorgung
mit Heizenergie und ein Stromverteilnetz zur
Stromversorgung durch das BHKW verlegt.
Ein neues elektrisches Verteilnetz verbindet heu-
te den Heizraum mit dem BHKW und versorgt die
elektrische Begleitheizung in allenWohnungenmit
Strom. Darüber hinauswerden die Lüftungs
anlagen
für die innenliegenden Bäder und der Hauslicht-
strom in insgesamt acht Hausaufgängen mit dem
Stromaus demBHKWversorgt. Nach der Inbetrieb-
nahme des BHKWerfolgte imJahr 2014die sukzes-
siveAusweitung des elektrischenVerteilnetzes, um
eine optimaleAuslastung des BHKWzu erreichen, d.
h. möglichst viel erzeugten Stromals betriebskos-
tenrelevanten Stromnutzen zu können. Der Betrieb
der Heizungsanlagewird von einemortsansässigen
Unternehmen rund umdie Uhr fernüberwacht. Bei
Störungen kann ein Eingriff erfolgen, bevorMieter
diese bemerken.
Eingesetzt wird ein gasbetriebenes Mini-BHKW
(Typ Neo Tower PremiumS der Firma RMB Energie
GmbH aus dem niedersächsischen Saterland) mit
einer elektrischen Leistung von 5,0 kW, das für
einen jährlichen Energiebedarf von 20.000 bis
50.000 kWh Strom und von 60.000 bis 100.000
kWh Wärme ausgelegt ist. Die eingesetzte Ener-
gie (Erdgas) wird bis zu 90% genutzt, um daraus
Strom und Wärme dezentral zu erzeugen. Dabei
wird die bei konventioneller Strom-/Wärmeerzeu-
gung anfallende CO
2
-Menge umca. 30% reduziert.
Das BHKW leistet damit einen erheblichen Beitrag
zum Umwelt- und Klimaschutz.
Quelle: GWG Lübben
CONTRACTING-LÖSUNG BEI DER GWG LÜBBEN
GWG Lübben eG
Mieter
ECS Energie­
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