NEUBAU UND SANIERUNG
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1|2017
erklärt Holger Lack, Leiter des Regionalcenters
Frankfurt der Unternehmensgruppe Nassauische
Heimstätte/Wohnstadt. „Deshalb bemühenwir uns
umso intensiver umunsere vorhandenen Flächen.“
Das gilt vor allem für die klassische Quartierser-
gänzung, bei der zwischen bereits bestehenden
Häusern auf großen Grundstücken zusätzliche
Gebäudezeilen eingezogen werden. Das gilt aber
in zunehmenden Maße auch für die Ergänzung in
der Vertikalen, die Aufstockung.
Bereits 2014 entstand die Idee, Bestandsgebäude
imZuge einer energetischen Ertüchtigung aufzu-
stocken (siehe DW4/2014, S. 18 und DW2/2015,
S. 26). Das Konzept der Binovabau präsentierte
eine intelligente Lösung zur effektiven Nachver-
dichtung und energetischen Aufwertung mehr-
geschossiger Wohngebäude. „Wir haben geprüft,
wo wir im Rahmen einer fälligen Modernisierung
oder einer energetischen Sanierung gleichzeitig
eine Dachaufstockung realisieren können.“ Von
drei möglichen Standorten in Darmstadt erwies
sich ein Gebäude imStadtteil Eberstadt als präde-
stiniert, umdas Konzept in die Praxis umzusetzen.
Die Kosten: rund 1.950 €/m
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Wohnfläche.
Systembauweise
Die behördlichen Auflagen waren in diesem Fall
überschaubar: Für die sechs neu geschaffenen
Appartements musste das Unternehmen sieben
Pkw-Stellplätze errichten, was jedoch in den
Außenanlagen problemlos umzusetzen war. Vo-
rausschauend wurden die Parkflächen gleich so
erweitert, dass der Stellplatznachweis auch für
ein benachbartes Haus mitgeführt wurde, denn
auch dieses Gebäude wird demnächst ebenfalls
umfassend saniert und aufgestockt.
Die sechs Wohnungen wurden in Fertigbauweise
beim Hersteller vorgefertigt und – nachdem das
Dach abgetragen war – innerhalb einer Woche auf
den 1960er-Jahre-Komplex mit bislang 27Wohn-
einheiten aufgesetzt. Die modernen 2-Zimmer-
Penthouses sind zwischen70und80m
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groß. Jedes
von ihnen entspricht den neuesten energetischen
Standards und besitzt eine großzügige Dachter-
rasse. Die Module der Binovabau erhielten zudem
den Plus-X-Award als „Bestes Produkt 2016/17“.
Dies sei ein weiteres Indiz dafür, dass die enormen
ökologischen und ökonomischenVorteile vonDach-
aufstockungen in Systembauweisemittlerweile im
Bewusstsein der Gesellschaft angekommen sind, so
ein Statement des Unternehmens.
Einer der vielen Vorteile der Systembauweise bei
Dachaufstockungen ist das geringere Gewicht der
Bauteile, das in vielen Fällen eine Ertüchtigung der
vorhandenen Bausubstanz unnötig macht. Hinzu
kommt der Raumgewinn dank schmalerer Wände
bei gleicher Wärmedämmung sowie der enorme
Ist Pop-up-Wohnen die Lösung für die Woh-
nungsnot? Ein neues Projekt in Frankfurt-
Niederrad gibt möglicherweise in naher
Zukunft Antworten auf diese Frage. Seit
November 2016 wohnen acht Regelstu-
dierende, drei Studenten mit Fluchthinter-
grund sowie ein Sozialwissenschaftler im
Cubity und sammeln Erfahrungen mit einer
neuen Art gemeinschaftlichen Wohnens.
Den Bauplatz für das Pilotprojekt stellte
die Unternehmensgruppe Nassauische
Heimstätte/Wohnstadt, errichtet wurde
der futuristische Würfel von der Deutschen
Fertighaus Holding AG.
Entstanden war das Cubity-Konzept
unter der Federfuhrung von Prof. Anett-
Maud Joppien und dem zwischenzeitlich
verstorbenen Prof. Manfred Hegger, die es
gemeinsam mit Architekturstudenten der
TU Darmstadt entwickelt haben. Neben
Bauart und Gebäudetechnik stellt auch die soziale Komponente in dieser speziellen Form des
Zusammenlebens eine Innovation dar.
Cubity setzt sich aus den Wörtern „cube“, „city“ und „community“ zusammen. Der Innenraum
des 250 m
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großen Quaders besteht aus einer großen Halle, in der ein zentraler „Marktplatz“
mit gemeinsamer Kuche, Galerie und Terrasse untergebracht ist. Nach dem Haus-im-Haus-
Prinzip beherbergt das Gebäude auf zwei Geschossen insgesamt zwölf 8m
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große Wohnwürfel.
Sie stellen die nötige Privatsphäre für die Bewohner her und enthalten neben Bett, Tisch,
Stuhl, Schrank und zusätzlichem Stauraum auch eine eigene Duschkabine.
Das Gebäude steht zudem für ein Wohnen auf Zeit, denn Cubity ist besonders für die tempo-
räre Unterbringung geeignet. Die Polycarbonat-Hülle und die unter Nachhaltigkeitskriterien
aus nachwachsenden Rohstoffen errichteten Wohnzellen lassen sich schnell zerlegen und
binnen sechs Wochen an anderer Stelle wieder aufbauen. Dazu passt das Energiekonzept:
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt mehr Energie, als das Haus verbraucht, für
Heizung und Klimatisierung sorgt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Das mit Iconic-Award und
DGNB-Preis ausgezeichnete Gebäude ist Teil des Pilotprojekts „Daheim: Bauen und Wohnen in
Gemeinschaft“, das vom Fachbereich Integrierte Stadtentwicklung der NH ProjektStadt und
dem Deutschen Architekturmuseum gemeinsam umgesetzt und vom Bundesbauministerium
gefördert wird (siehe DW 10/2014, S. 26).
CUBITY: DER WIEDERVERWERTBARE WOHNWÜRFEL
Der Innenraum des Quaders ist großzügig und
hell gestaltet und lädt zu gemeinschaftlichen
Aktivitäten ein
Privatsphäre bieten
die zwölf 8 m
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großen
Schlafboxen. Sie
enthalten neben Bett,
Tisch, Stuhl und Stau-
raum auch eine eigene
Duschkabine
Quelle: Thomas Ott
Quelle: Thomas Ott