MARKT UND MANAGEMENT
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3|2016
Impulsgeber Kunde
Open Innovation in der Wohnungswirtschaft
Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen bestimmt wesentlich ihren Erfolg und das Bestehen im
Wettbewerb. Offene Innovationsprozesse, bei denen gezielt externe Ideen für Produkte oder Dienstleistun-
gen herangezogen werden, gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Auch für Wohnungsunternehmen ist
die systematische Einbindung von Kunden in Wertschöpfungsaktivitäten ein vielversprechender Weg.
Unternehmen sichern durch InnovationenWachs-
tum und Wettbewerbsfähigkeit. Doch wenn Inno-
vationsbemühungen ausschließlich innerhalb der
Unternehmen stattfinden, können sie lediglich auf
einen begrenzten Teil des verfügbarenWissens zu-
rückgreifen.
Daher werden zunehmend auch externe Wissens-
quellen wie Kunden, Lieferanten, Universitäten
etc. herangezogen, um das unternehmensspezi-
fische Innovationspotenzial zu erweitern. Ideen,
die außerhalb der Organisation entstanden sind,
werden mittels offener Innovationsprozesse für
Produktentwicklung und -verbesserung nutzbar
gemacht. Insbesondere Kundenmit produkt- und
nutzungsspezifischem Wissen gelten als bedeut-
same Innovationsquelle. Für Wohnungsunter-
nehmen kann die Öffnung gegenüber Impulsen
von Nutzern erhebliche Innovationspotenziale
freisetzen.
Kundenintegration entlang des
Immobilienlebenszyklus
Integrationsprojekte von Nutzern lassen sich in
nahezu jedem immobilienwirtschaftlichen Funk-
tionsbereich finden. ImRahmen einer Analyse der
Praktiken von Wohnungsunternehmen wurden
insgesamt 15 Anwendungen von Kollaborationen
mit Kunden über den Gebäudezyklus identifiziert
(siehe unten). Betrachtet wurden Projekte, die:
a) Kunden/Nutzer einbezogen,
b) von Wohnungsunternehmen initiiert wurden,
c) auf neue oder verbesserte Produkte abzielten
(Innovation),
d)eine Kommerzialisierungsabsicht verfolgten
und
e) neue Werte zusammen mit Kunden schafften.
Maßnahmen beim Neubau
In frühen Planungsphasen beim Neubau setzen
Wohnungsunternehmen z. B. auf Nutzerparti-
zipation – sowohl was die Ausstattung und die
Grundrissse von Wohnungen als auch die Wohn-
umfeldgestaltung betrifft. Auch die gemein-
same Bestimmung des Designs von Wohnung
Michael Deeg
Doktorand
FG Immobilienwirtschaft und
Baubetriebswirtschaftslehre
TU Darmstadt
Planung
Realisierung
Nutzung
Verwertung
Analyse &
Konzeption
Design &
Gestaltung
Finanzierung Entwicklung
& Bau
Betrieb &
Instandhaltung
Sanierung &
Revitalisierung
Abriss
[1]
Mieterintegrati-
on bei Planung
[2]
Mieterinte-
gration bei
Gestaltung
[3]
Kofinanzie-
rung
[5]
Mieterinteg-
ration beim
Bauen
[6]
Mieterintegration bei
Energiesparmaßnahmen
[10]
Mieterintegration bei
Sanierungsmaßnahmen
[14]
Zwischennutzung von
leerstehenden Wohnge-
bäuden
[4]
Crowdfun-
ding
[7]
Mieterintegration bei
Verwaltung von Flächen
[11]
Sanierungsmaßnahmen
durch Mieter
[15]
Mieterintegration bei
Planung der Nachnut-
zung von Rückbauflächen
[8]
Mieterintegration bei
Wohnumfeldmaßnahmen
[12]
Mieterintegration bei
Namensfindung von
Wohnanlagen
[9]
Mieterintegration bei
der Auswahl zukünftiger
Mieter
[13]
Mieterintegration bei
Planung von Wohnungs-
ausstattungen und
-grundrissen
Neubau
Bestand
MIETERINTEGRATION ENTLANG DES IMMOBILIENLEBENSZYKLUS
Quelle: Autor