DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2016 - page 27

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wohner; 2006waren es noch 35.000; mittlerweile
hat sich die Einwohnerzahl auf 28.000 halbiert.
Trotz umfangreicher Rückbaumaßnahmen beträgt
der Leerstand imBestand der Gewi 17%. Und auch
die Durchschnittsmiete von 4,58 €/m2 zeigt, in
welch schwierigem Umfeld sich die städtische
Gesellschaft bewegt.
„An den Rändern der Angebotspalette“
Schwache Nachfrage, Einwohnerschwund und
dazu noch der Denkmalschutzstatus – die Su-
che nach einer zukunftsfähigen Lösung für den
Wohnkomplex I gestaltete sich alles andere als
einfach. Immerhin wurden die Abrisspläne nicht
umgesetzt. Funkes Vorgängerin bei der Gewi ver-
folgte stattdessen das Konzept „Junges Wohnen“:
DieWohnblöcke sollten saniert und auf die Bedürf-
nisse von Auszubildenden und jungenMitarbeitern
insbesondere des die Stadt noch immer prägenden
Stahlwerks zugeschnitten werden.
Zwei Gebäude wurden nach diesem Konzept sa-
niert. Dabei habe es sich aber gezeigt, dass die
Nachfrage begrenzt sei, berichtet Funke; lediglich
ein Haus habe sich an die junge Zielgruppe vermie-
ten lassen. Funke verfolgte deshalb eine andere
Idee, nämlich die Schaffung von Wohnraum für
ältere, mobilitätseingeschränkte Bewohner. „Im
Bereich der barrierefreien, altersgerechten Woh-
nungen habenwir eine Unterversorgung“, begrün-
det er dies. „Die Stadt wurde ja für Arbeitskräfte
gebaut, nicht für Senioren.“
Mittlerweile ist ein Großteil der gut 300 Woh-
nungen im Wohnkomplex I – meist Zwei- und
Dreiraumeinheiten – saniert. Und das Konzept,
Wohnungen „an den Rändern der klassischen An-
gebotspalette“ anzubieten, so Oliver Funke, geht
offensichtlich auf: Es gibt keinen Leerstand, und
das Projekt ist mit dem Deutschen Bauherren-
preis Modernisierung 2015 ausgezeichnet wor-
den. Gleichzeitig belebt sich das Zentrum: Der
Stadtverwaltung zufolge hat der Wohnkomplex I
im vergangenen Jahr 132 Einwohner gewonnen,
so viele wie kein anderer Stadtteil. Dazu bei trägt
auch die zweite Großvermieterin der Stadt, die
Eisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft
eG, die sich im Rahmen einer Kooperationsver-
einbarung ebenfalls in der Innenstadt engagiert.
Herausforderung Denkmalschutz
Mit ihren Aktivitäten handeln die Akteure im
Rahmen des 2014 beschlossenen Integrierten
Stadtentwicklungskonzepts. „Im Sinne einer
bei weiterer Schrumpfung der Einwohnerzahlen
nachhaltigen Stadtentwicklung“, heißt es darin,
„ist die Konzentration auf die Innenstadt ohne Al-
ternative, wenn Eisenhüttenstadt auch in Zukunft
eine Stadt mit Identifikationspotenzial sein soll.“
Baukulturelle Herausforderung sei dabei „die
denkmalgerechte Sanierung und bedarfsgerechte
Entwicklung nachhaltig nachgefragter Angebote
unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit und
aktueller energetischer Aspekte“.
Sowohl Barrierefreiheit als auch hoher energeti-
scher Standardwaren unter den Bedingungen des
Denkmalschutzes nicht einfach zu erreichen. Wie
oft bei denkmalgeschützten Objekten stellte die
Dämmung eine besondere Herausforderung dar.
Hier entschieden sich die Gewi und ihr Planungs-
büro, die Ingenieurbüro Hoch- und Tiefbau eG,
für eine nur wenige Zentimeter dicke Außendäm-
mung. Um besonders markante, mit Werkstein
geschmückte Stellen nicht zu beeinträchtigen,
wurde dort auf eine Innendämmung ausgewichen.
Geheizt wird nun mit Fernwärme.
Knifflig zu erreichen war auch die barrierefreie
Erschließung. An Fahrstühle war Anfang der fünf-
ziger Jahre noch kein Gedanke verschwendet wor-
den. Ein nachträglicher Anbau von Aufzügen an
der Fassade verbot sich aus Gründen des Denkmal-
schutzes. Deshalbwurden die Aufzüge im Inneren
installiert, was allerdings mit einem Verlust an
Wohnfläche einherging.
Um Platz für Rollatoren, Elektrorollstühle und
auch Fahrräder zu schaffen, entstanden vorgela-
gerte Anbauten. Dass sich diese unübersehbar vom
Bestand abheben, geht laut Gewi-Chef Funke auf
den ausdrücklichenWunsch der Denkmalschützer
zurück. Diese sprachen auch bei den Balkonen ein
gewichtiges Wörtchenmit. Bei den ersten sanier-
ten Häusern genehmigten sie nur einige wenige
und zudem kleine Balkone. Bei den bisher letz-
ten sanierten Objekten hingegen verfügen alle
Wohnungen über großzügige Balkone. „Das
Das Wohnhaus, das sich an
junge Mieter richtet, besticht
durch ein originelles Atrium mit
innenliegenden Balkonen
Quelle: Ingenieurbüro Hoch- und Tiefbau eG
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