DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2016 - page 37

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In der langfristigen Betrachtung lässt sich die
Wirtschaftlichkeit der beschriebenen Projekte
nur schwer abbilden, so dass daraus keine nach-
haltige Unternehmensstrategie abgeleitet werden
konnte. Die im oben genannten Zeitraum ausge-
gebene Modernisierungsstrategie, alle Gebäude
des Unternehmens bis zum Jahr 2015 auf einen
durchschnittlichen Heizenergieverbrauch von
7 l/m2 Wohnfläche zu bringen, bedurfte deshalb
einer Fortschreibung.
Darüber hinaus muss man heute feststellen, dass
die gestiegenen Anforderungen an das Gebäude
mit den Novellierungen und Neufassungen der
EnEV seit 2002 zu erheblichen Baukostensteige-
rungen führten. Hieraus ergaben sich deutliche
wirtschaftliche Belastungen für die Wohnungs-
unternehmen und infolgedessen gab es auch
für die Mieter negative Auswirkungen durch die
Mietenentwicklung. Die alleinige Betrachtung des
gebäudebezogenen Jahresprimärenergiebedarfes
und des Transmissionswärmeverlustes erwies sich
für das Unternehmen nicht als richtiger Weg.
Strategieänderung: CO2-Betrachtung
Die wbg Nürnberg hat deshalb eine Strategieän-
derung vom beschriebenen 7-Liter-Durchschnitt
auf eine energetische Gesamtbetrachtung vor-
genommen. Gemeinsam mit der Energieagentur
Nordbayern GmbH hat die wbg Nürnberg deshalb
für das Jahr 2012 eine detaillierte Endenergie-
und CO2-Bilanz erstellt. Die Auswirkungen der
geplanten Bestandsentwicklungen, Sanierung
und Neubau, wurden in einer Vorschau bis zum
Jahr 2020 dargestellt, Reduktionsszenarien nach
verschiedenen energetischen Standards und Mo-
dernisierungsquoten zeigen bis 2050 weitere
Einsparpotenziale auf.
Ausgangsbasis ist das Betrachtungsjahr 1990.
Hier wurden zur Ermittlung des Energiever-
brauchs pauschal 190 kWh/m2 Wohnfläche für
die Gebäudebeheizung und 30 kWh/m2 Wohn-
fläche für die Warmwassererwärmung ange-
setzt. Als durchschnittlicher CO2-Faktor wurden
300 g/kWh berücksichtigt. 1990 hatte der Wohn-
gebäudebestand einen Endenergiebedarf für Wär-
me von 233.632MWhmit einemCO2-Ausstoß von
70.089 t. Die Unternehmensgruppe verfügte da-
mals über 1.061.962 m2 Wohnfläche.
Die Endenergiebilanz für das Jahr 2012 berück-
sichtigt die Energieträger zur Beheizung und
Warmwassererwärmung des Gebäudebestandes,
den Allgemeinstromverbrauch der Bestände inkl.
Außenbeleuchtung sowie Wärme und Stromver-
brauch für die Verwaltungsgebäude der Unter-
nehmensgruppe.
Im Jahr 2012 betrug der Endenergieverbrauch
insgesamt 181.295 MWh, ein Rückgang von
29 %, bezogen auf 1990, trotz der Erhöhung der
Wohnfläche auf 1.125.659m2.
Durch die auf wbg-eigenen Dächern montierten
Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) mit einer Leis-
tung von 1.193 MWh/a kann zumindest rechne-
rischmehr als ein Drittel des Allgemeinstromver-
brauchs der Anwesen der wbg abgedeckt werden.
Bei der CO2-Bilanz wird zusätzlich zum oben be-
schriebenen Energieverbrauch die Fahrzeugflotte
der wbg mit 68 t CO2 berücksichtigt. Der durch
PV-Anlagen erzeugte regenerative Strom führt
zu einer CO2-Gutschrift von 517 t.
Von den Gesamtemissionen mit 21.048 t CO2 in
2012 entfallen 98 % auf den Wärmebedarf für
denWohngebäudebestand. Der Anteil der Verwal-
tungsgebäude für Strombeträgt 1,0%, bei Wärme
0,3 %. Die Fahrzeugflotte schlägt mit 0,3 % zu
Buche. Die Gutschrift der PV-Anlagen vermindert
die Emissionen um 2,5%. Der Fernwärmeanteil
verursacht keine Emissionen, da für die zertifi-
zierte Fernwärme der N-ERGIE AG ein CO2-Faktor
von 0 g/kWh angesetzt werden kann. Insgesamt
reduzieren sich die CO2-Emissionen um rund 70%,
bezogen auf das Jahr 1990.
Quartiersbezug
Die wbg hat bis 2023 einen konkreten Sanierungs-
plan für den Wohngebäudebestand erstellt. Hier-
bei werdenModernisierung, Umbau sowie Abriss/
Neubau berücksichtigt. Insgesamt plant die wbg,
bis 2023 weitere rund 170.000m2 der Bestands-
fläche energetisch zu sanieren. Dies entspricht
einer jährlichen Sanierungsquote von ca. 1,5 %,
bezogen auf den Gebäudebestand von 2012. Die
durch die wbg angegebenen Sanierungsmaß-
nahmen ergeben bis 2020 folgendes Energie-
einsparpotenzial für den Wohngebäudebestand:
Der Endenergieverbrauch für Wärme reduziert
sich bis 2020 von 176.589 MWh um rund 6 % auf
165.987 MWh. Zusätzlich zu den geplanten Sa-
nierungsmaßnahmen werden jährlich rund 150
Wohneinheiten auf Fernwärmeversorgung um-
gestellt. Bis 2020 wird Heizöl komplett aus dem
Heizwärmemix verschwinden. Der durchschnitt-
liche Energieverbrauch für denWohngebäudebe-
stand reduziert sich von 157 kWh/m2 in 2012 auf
143 kWh/m2 Wohnfläche pro Jahr.
Sanierungsszenarien bis 2050 und Voraus-
schau auf die Endenergie- und CO2-Bilanz
Anhand von vier Sanierungsszenarien werden die
Entwicklungen des Endenergieverbrauchs bis 2050
berechnet auf Basis der Wohnfläche von 2020:
• Basisszenario: Fortschreibung Modernisie-
rungsquote von jährlich 1,5 %; Energiekenn-
wert: 66 kWh/m2
• Basisszenario verbessert: Fortschreibung Mo-
dernisierungsquote von jährlich 1,5 %, Ener-
giekennwert: 47 kWh/m2
• Bestszenario: Erhöhung Modernisierungs-
quote auf jährlich 2,0 %, Energiekennwert:
66 kWh/m2
• Bestszenario verbessert: Erhöhung Moderni-
sierungsquote auf jährlich 2,0%, Energiekenn-
wert: 47 kWk/m2
Der Endenergieverbrauch reduziert sich bis 2050
je nach Szenario um 53 % bis 60 %, bezogen auf
1990. Zusätzlich zur energetischen Gebäudesa-
nierung steigt der Fernwärmeanteil beimHeizwä-
rmemix der Wohngebäude bis auf 75 %.
Basismodernisierung in der Ossietzkystraße im Stadtteil Nürnberg-Sündersbühl
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