DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 7/2016 - page 39

Ein Beispiel
Was dies nun für die sieben Kernwohnanlagen der
wbg Nürnberg im Rahmen der Quartiersentwick-
lung bedeutet, soll am Beispiel der Parkwohnan-
lage West deutlich gemacht werden. Um die vor-
genannten Ziele zu erreichen, ist es erforderlich,
die Modernisierungsaktivitäten fortzuführen.
Gleichzeitig gilt es aber auch, die Bezahlbarkeit
der Mieten zu gewährleisten, der demografischen
Entwicklung Rechnung zu tragen und weiteren
Wohnraum zu schaffen. Deshalb wurde für die
Parkwohnanlage ein fünfstufiges Konzept ent-
wickelt:
• An einer gut verträglichen Stelle wird ein Neu-
bau mit dem Standard EnEV 2016 ergänzt.
Damit entstehen 16 freifinanzierte und barri-
erefreie Wohnungen am Rande des Quartiers.
• Eine umfängliche energetischeModernisierung
mit Aufstockung des obersten Geschosses ist für
zwölf Gebäude vorgesehen.
• Weitere neun Gebäude sollen in unbewohntem
Zustand umgebaut, aufgestockt und umfäng-
lich energetisch saniert werden. Hier ist auch
vorgesehen, die Gebäude mit Aufzügen nach-
zurüsten.
• Im Rahmen der sog. Basismodernisierung wer-
den die oberstenGeschossdecken gedämmt, die
Dachdeckung erneuert und das Heizsystem von
Einrohr auf Zweirohr umgestellt. Die Holzver-
bundfensterwerden nicht ausgetauscht, sondern
fachgerecht instandgesetzt. Ebenso erfolgt eine
Fassaden-, Hauseingangs- und Treppenhausin-
standsetzung sowie eine anteilige Strangsanie-
rung. DieMaßnahmen führen zu einer geringeren
Energieeinsparung als bei einer Komplettmoder-
nisierung, es bleiben aber auch dieMieten durch
einen deutlich geringeren Aufschlag von ca.
0,50 €/m2 Wohnfläche bezahlbar. Diese Basis-
modernisierung ist für sieben Gebäude geplant.
• Ein Punkthaus erfährt noch eine komplette
energetische Sanierung ohne Aufstockung.
Mit diesem Programm kann in der Parkwohnan-
lage West künftig ein breitgefächertes Angebot
an Standards und unterschiedlichen Miethöhen
unterbreitet werden, was die sozialeMischung im
Quartier sichert. Somit erhalten rund 76%des Be-
standes eineModernisierung nach EnEV und rund
24% eine Basismodernisierung. Dies bedeutet eine
CO2-ReduzierungfürdasQuartiervon17,29kg/m2
Wohnfläche. Die CO2-Emissionen liegen 53 %
unter dem Ausgangswert vor der energetischen
Sanierung. Damit bleibt das Quartier für die
Menschen attraktiv und bezahlbar. Der demogra-
fischen Entwicklungwurde, soweit möglich, Rech-
nung getragen und die ökologischen Rahmenbe-
dingungen wurden dennoch deutlich verbessert.
Fazit
Der strategische Ansatz der wbg Nürnberg zur
Modernisierung des Wohnungsbestandes und der
Bilanzierung der Endenergie und CO2-Emissionen
macht deutlich, dass die alleinige Betrachtung des
gebäudebezogenen Jahresprimärenergiebedarfes
und des Transmissionswärmeverlustes die Errei-
chung der klimapolitischenZiele z. T. in Frage stellt.
Diewirtschaftliche Belastung derWohnungsunter-
nehmen und die Entwicklung der Mieten werden
insgesamt zu prekären Situationen führen. Es ist an
der Zeit, endlich über quartiersbezogene und/oder
bestandsbezogene Modelle und die Bilanzierung
der CO2- Emissionen fachlich zu diskutieren und
zukunftsfähige Lösungsansätze zu erarbeiten.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
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