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Sonderheft Nachverdichtung |2015
den Erhalt der Infrastruktureinrichtungen nach
sich, als es bei einer weiträumigen Struktur der
Fall wäre. Gleichzeitig bleiben der Stadt die für
eine hohe Lebensqualität unabdingbaren Freiflä-
chen erhalten.
Beeinträchtigungen minimieren
Im sensiblen Umfeld hochverdichteter Stadtvier-
tel mit ihren täglichen Verkehrsproblematiken,
hohen Lärmemissionen und konkurrierenden Nut-
zungen stellen Baustellen sowohl für Anwohner als
auch für Bauunternehmen eine große Herausfor-
derung dar. Die Hausbewohner sind frühzeitig in
das anstehende Bauvorhaben zu integrieren, um
imBauprozess etwaigen Störungen und Verzöge-
rungen vorbeugen zu können.
Gleiches gilt für Mietkürzungen, die bei ent-
sprechenden Staub- und Lärmbelastungen auf
die Baukosten zu addieren sind. Insofern kommt
einer vergleichsweise kurzen und von A bis Z
durchgeplanten Bauphase eine zentrale Bedeu-
tung zu. Hier kann der moderne Holzbau seine
spezifischen Stärken zur Geltung bringen. Die im
Werk vorproduzierten Holzelemente verfügen
durch den computergesteuerten, vollautomati-
schen CNC-Abbund über eine millimetergenaue
Präzision und Passgenauigkeit, was die Bauge-
schwindigkeit erhöht und somit das Baugesche-
hen witterungsunabhängiger gestaltet. Durch
den hohen Vorfertigungsgrad, bei dem nahezu
sämtliche Bauteile fertig gedämmt und inklusive
der Installationskanäle sowie der Fenster- und
Türöffnungen just-in-time auf der Baustelle an-
geliefert und montiert werden, kann die Baupla-
nung realistisch kalkuliert werden. Zudemerfolgt
die Aufstockung in Holzbauweise vergleichsweise
schmutz- und geräuscharm. Mittels großer Kräne
werden die Wände, Decken, Böden und Dachele-
mente exakt platziert und an Ort und Stelle sofort
befestigt. Durch diesen Bauprozess können die
Beeinträchtigungen auf ein Minimum reduziert
werden. Der rasche Fortschritt auf der Baustelle ist
auch für den Laien augenscheinlich, was wiederum
die Akzeptanz und Toleranz im Quartier erhöht.
Aufstockung auf Gründerzeitbauten
Bei der Wahl des Baumaterials hat sich Holz durch
seine hohe Festigkeit bei relativ geringem Eigen-
gewicht auch statisch als ideal für Dachaufsto-
ckungen und –ausbauten herauskristallisiert. Die
Tragfähigkeit der in Teilen jahrhundertealten
Bauten ist beschränkt, so dass der Gewichtsvor-
teil von Holz gegenüber Stahl, Beton und Ziegel
von entscheidender Bedeutung ist. Denn statische
Ertüchtigungen von Gründungsebenen aufgrund
von nicht ausreichend tragfähigen Bodenverhält-
nissen sind recht teuer, so dass das Gewicht des
zusätzlichen Dachgeschosses darüber entscheiden
kann, ob bzw. unter welchen Bedingungen über-
haupt aufgestockt wird. Die Generalunterneh-
mung Obenauf hat sich z. B. auf den Ausbau und
die Aufstockung von Dachgeschossen historischer
Altbautenmit ihren schwierigen Grundgeometrien
in der Donaumetropole spezialisiert.
InWien lässt sich bei ca. 170.000Wohngebäuden
mit etwa 900.000 Wohnungen zumindest in den
Grundzügen das Potenzial für Dachaufstockungen
erahnen. Davon stammen ca. 35.000 Gebäude aus
der Gründerzeitphase. Auf diese vor 1914 errich-
teten Bauwerke hat sich der Anbieter fokussiert.
Von diesen wiederum gelten ca. 40% bis 50% als
ausbaubar, abhängig von der Bausubstanz und
den Eigentümerverhältnissen und abzüglich der
bereits ausgebauten Objekte, was potenziellen
30.000 bis 50.000 zusätzlichen Dachwohnungen
entspricht. Je Aufstockung rechnet manmit einer
zusätzlichen, durchschnittlichen Nettonutzfläche
von etwa 250 m
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bis 300 m
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, so dass sich ein the-
oretisches Volumen von 3,5 bis 4,5Mio. m
2
durch
Nachverdichtung in diesem Segment ergibt, die
entstehen können.
Bausystemmit Systematisierung
Das Unternehmen hat dazu ein eigenes, element-
basiertes Bausystem entwickelt, das für den
Die in weiten Teilen systematisierte und vorelementierte Holzbauweise ermöglicht
kurze Bauzeiten mit geringen Lärm- und Staubemissionen
Die ohnehin anstehende Sanierung der in die Jahre gekommenen, alten Dachstühle der Wiener
Gründerzeitbauten wird durch die Aufstockung obsolet