DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 3/2015 - page 68

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3|2015
MARKT UND MANAGEMENT
Auf Initiative der gewobau Gesellschaft für Woh-
nen und Bauen Rüsselsheim mbH (der damali-
gen gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft
der Stadt Rüsselsheim) wurde im August 2008
die Stiftung Alte Synagoge gegründet. Sinn und
Zweck der Stiftung war und ist vor allem der Er-
halt des alten Synagogengebäudes in der Mainzer
Straße, das nach jahrzehntelanger Nutzung als
privates Wohngebäude wieder einer Nutzung im
Gedenken an die ehemaligen jüdischenMitbürger
zugeführt werden sollte.
Das bereits 2005 im Auftrag der Stadt Rüssels-
heim aus privatem Eigentum angekaufte frühere
Gottes-, Gebets- und Schulhaus war 1845 unter
der Leitung von Hirsch Adler erbaut worden. In
der Reichspogromnacht, vom 9. auf den 10. No-
vember 1938, drangen SA-Trupps in die Synagoge
ein. Dabei wurde sie erheblich beschädigt und die
Inneneinrichtung völlig zerstört, sie brannte aller-
dings nicht wie viele andere Synagogen aus. Das
Gebäude entging der Zerstörung jedoch nur auf-
grund der Tatsache, dass im 1. Obergeschoss ein
„arischer“ Hausmeister lebte. Danach wurde das
Gebäude von privater Seite gekauft und bis zum
Kauf durch die gewobau Ende November 2005 als
privates Wohnhaus genutzt.
Stiftungsgründung und Gebäudesicherung
Die Wahrnehmung des Gebäudes als ehemalige
Synagoge war nicht gegeben und in der Rüssels-
heimer Bürgerschaft weitgehend unbekannt. Das
sollte sich mit der Gründung der Stiftung Alte
Synagoge ändern.
In der Übergangsphase 2006 wurde die Immobi-
lie im Hinblick auf Stadtgeschichte und städte-
bauliche Entwicklung gesichert und notwendige
Instandsetzungen durchgeführt. Der Gedenkstein,
der zuvor auf dem Bürgersteig stand, wurde in
den Innenhof umgesetzt und dem Gebäude wie-
der direkt zugeordnet. Die gewobau Rüsselsheim
übernahm neben der baulichen Instandsetzung
der gesamten Liegenschaft auch die administra-
tive Organisation der Stiftung. Zudem stiftete sie
nicht nur das Gebäude mit Garten und Vorplatz
der ehemaligen Synagoge, sondern fügte dem
Stiftungsvermögen auch ein weiteres Mehrfami-
lienhaus aus ihrem Bestand hinzu.
Der heutige gewobau-Geschäftsführer Torsten
Regenstein engagiert sich nach wie vor ehren-
amtlich, persönlich und aktiv im Vorstand der
Stiftung. Der frühere Geschäftsführer Michael
Hampel fungiert derzeit als Vorsitzender des
Stiftungsrates.
Beate Feindel
Unternehmenskommunikation
gewobau Rüsselsheim
Rüsselsheim
Historisches Foto der Rüsselsheimer Synagoge
So soll die Synagoge bald aussehen – die das Grundstück zur Straße abgrenzende Mauer
sowie eine Garage werden entfernt, das Gebäude sichtbarer
Stiftung Alte Synagoge Rüsselsheim
Erinnerung braucht Zukunft
Unternehmen der Wohnungswirtschaft sorgen nicht nur für gutes und bezahlbares Wohnen, sondern
engagieren sich in vielfältiger Weise für das Gemeinwesen. Der Begriff Sozial- oder Stadtrendite spiegelt
dies gut wider. In Rüsselsheim erneuerte das kommunale Wohnungsunternehmen gewobau das historische
Gebäude der Alten Synagoge und schuf damit einen Raum für Erinnerung, Begegnung und Forschung. Es
setzt damit auch ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und für Toleranz und Menschlichkeit.
Quelle. gewobau Rüsselsheim
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