Personalmagazin 8/2018 - page 54

Personalmagazin: Sie haben als Experte für
Mitarbeiterbefragungen die Entwicklung und
Implementierung des Führungskräftefeedbacks
bei der Bundesbank begleitet. Welche Rolle hatte
Cubia konkret?
Matthias Diete: Cubia ist auf die Entwicklung und
Durchführung von Feedback-Projekten spezialisiert.
Doch ein Projekt mit rund 1.200 Führungskräften
ist auch für uns ungewöhnlich. Deshalb lag unser
Augenmerk darauf, einen sauberen Prozess mit qua-
litativ hochwertigem Feedback zu ermöglichen und
flexibel auf nicht vorhersehbare Anforderungen zu reagieren.
In Abstimmung mit der Bundesbank evaluierten wir zunächst
den vorgesehenen Fragebogen. In einem Pilotprojekt wurden
Verständlichkeit und Akzeptanz geprüft, die erhaltenen Ant-
worten wurden einer statistischen Analyse unterworfen. Pa-
rallel dazu stimmten wir Aspekte des Datenschutzes und der
Datensicherheit mit den Fachebenen ab. Um jegliche Vorbehalte
in der Belegschaft auf ein Mindestmaß zu begrenzen, wurden
Vorgehensweise und Ziele des Projekts intensiv kommuniziert.
Operativ stand vor allem die Abstimmung und Übergabe von
Daten im Blickpunkt, die zur Erhebung des Feedbacks in die
von Cubia betriebenen Systeme transferiert werden mussten.
Ein großer logistischer Aufwand: Elektronisch wurden mehr als
10.000 Einladungen versandt. Etwa 1.000 Adressaten erhielten
schriftliche Einladungen und Fragebögen per Post. Im Anschluss
haben wir 1.200 Auswertungsberichte sowie einen gesonderten
Managementbericht erstellt.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei diesemPro­
jekt? Und was haben Sie aus dem Projekt gelernt?
Als größte Herausforderung rückte der kulturell veranker-
te Null-Fehler-Anspruch der Deutschen Bundesbank in den
Fokus. Aus den systemrelevanten Aufgaben und der großen
Verantwortung der Bundesbank resultiert ein sehr hoher Qua-
litätsanspruch. Daher wurden mehr Ressourcen als üblich für
qualitätssichernde Aufgaben wie Prüfen, Validieren
und Dokumentieren eingesetzt. Ohne umfangreiche
Reserven sind Projekte dieses Kalibers kaum zu
bewältigen.
Was ich überdies gelernt habe: Die Deutsche Bun-
desbank ist eine außergewöhnliche Hochleistungs-
organisation, für sie zu arbeiten ist eine phantasti-
sche berufliche Herausforderung.
Die Bundesbank hat rund 10.000 Mitarbeiter.
90 Prozent der Führungskräfte und 75 Prozent
der Mitarbeiter beteiligten sich an demFührungskräftefeed­
back. Wie erreicht man so hohe Beteiligungsquoten?
Primär durch Klarheit und Transparenz: Von Anfang an offen
zu kommunizieren, welche Ziele mit dem Feedback verknüpft
sind, wie die anonyme Teilnahme sichergestellt wird und wel-
cher Personenkreis Einblick in die Ergebnisse erhält. Jegliche
Hidden Agenda, Intransparenz oder Unsicherheit sollte von
vornherein ausgeschlossen sein. Auch die Einbindung der ersten
Führungsebene und das persönliche Commitment des Vorstands
der Bundesbank haben sicher ganz besonders zur Akzeptanz
beigetragen. Die konzeptionelle Anlehnung des Fragebogens an
intern bereits bekannte Führungsgrundsätze ließ alle Beteiligten
erkennen, dass es hier nicht um Feedback „von der Stange“ geht.
Zum Erfolg beigetragen hat vermutlich auch, dass wir als Partner
auch mittels entsprechender Zertifikate nachweisen konnten,
verantwortlich mit sensiblen Daten umzugehen.
Was sollte man grundsätzlich beachten, wenn man eine
Beschäftigtenbefragung in dieser Größenordnung plant?
Man sollte frühzeitig mit der Ausarbeitung eines detaillierten
Projektplans beginnen und ausreichende Zeitreserven einplanen.
Diese Zeitreserven sind auch wichtig, um eine gute Abbildung
der individuellen (Führungs-)Kultur der Organisation sicherzu-
stellen. Die entwickelten Fragen müssen letztendlich Bedürfnis-
se und Ziele der Organisation passgenau abbilden.
Ein so großes Projekt wie das Führungskräfte-
feedback bei der Bundesbank ist auch für
erfahrene Dienstleister eine Herausforderung.
Cubia-Vorstand Matthias Diete berichtet.
„Kein Feedback
von der Stange“
Foto: Cubia AG
Interview Melanie Rößler
Matthias Diete ist
Vorstand der Cubia AG.
Das in Konstanz am
Bodensee ansässige
Beratungsunternehmen
ist Spezialist im Bereich
Mitarbeiterbefragung und
360-Grad-Feedback und
hat das Projekt bei der
Deutschen Bundesbank
begleitet.
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Strategie & Führung
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