personalmagazin 8/2016 - page 76

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PERSÖNLICH
_PERSPEKTIVWECHSEL
personalmagazin 08/16
D
er Wertbeitrag der Personal-
abteilungen wird noch immer
vorrangig an Kosteneinspa-
rungen festgemacht. Das ist
für viele Personaler frustrierend und
unbefriedigend zugleich. Sie stellen sich
die Frage: Was kann ich dagegen tun?
Die Antwort ist einfach: Die Kundener-
fahrung – Customer Experience – in der
Interaktion mit Personal verbessern.
Die Bedürfnisse kennen
Customer Experience stellt die Frage in
den Mittelpunkt, wie Kunden die Inter-
aktionen mit einem Unternehmen oder
einer Dienstleistung wahrnehmen und
welche Emotionen sie damit verbinden.
Emotionen sind eng verbunden mit
Wünschen und Bedürfnissen. Eine HR-
Organisation muss sich im Übertrag fra-
gen: Welche Bedürfnisse haben unsere
internen Kunden? Das Wissen und das
Verständnis um diese Bedürfnisse ist
elementar, um sie an den Kundeninter-
aktionspunkten reflektieren zu können
und um nicht in der Bedeutungslosig-
keit zu verschwinden.
Die konsequente Verbesserung der
Kundenerfahrung führt zu einer Neu-
definition des Wertbeitrags von HR. Die
Fähigkeit, an den Kundenkontaktpunk-
ten zu begeistern, wird für die Personal-
funktion weitaus wichtiger, als sich an
Kosteneinsparungen messen zu lassen.
Voraussetzungen, um Customer Ex-
perience für die eigenen HR-Kunden zu
nutzen, sind im Wesentlichen: ein pra-
xiserprobtes HR-Customer-Experience-
Von
Alexander Toll
und
Christian Uhlig
Mit den Augen der HR-Kunden
PRAXIS.
Die Bedürfnisse der HR-Kunden zu verstehen, ist elementar für eine bedarfs-
gerechte Personalarbeit. Die Autoren zeigen, wie dies im Personalalltag funktioniert.
Modell, Transparenz über diewichtigsten
HR-Prozesse aus Kundensicht, neue
Werkzeuge, um die Kundenbedürfnisse
zu verstehen sowie Offenheit und Mut,
Neues auszuprobieren. Im Folgenden
wird aufgezeigt, wie Personalern dieser
Perspektivwechsel gelingt und mit wel-
chen Methoden sie Kundenbedürfnisse
ermitteln können.
Schritt eins: Orientierung erzielen
„Gerade für die neuen HR-Themen brau-
chen wir Modelle, die sich in der Praxis
bereits bewährt haben“, sagen viele HR-
Experten. Das ist nachvollziehbar, denn
ein praxiserprobtes HR-Customer-Expe-
rience-Modell stellt ein strukturiertes
Vorgehen sicher und ermöglicht es, die
unternehmensspezifischen Ziele hin-
sichtlich der angestrebten Kundenerfah-
rung schnell herauszukristallisieren und
festzuziehen. Ein strukturiertes Modell
führt darüber hinaus zu Entscheidungssi-
cherheit und beschleunigt die Verortung.
Für die Verortung der Ist-Situation
empfiehlt sich die Nutzung eines Rei-
fegradmodells. Die unterschiedlichen
Perspektiven des Modells geben einen
schnellen Überblick zum derzeitigen
Reifegrad des Bereichs. Hierbei werden
die Dimensionen Strategie, Prozesse und
IT, Wertversprechen und Organisation
beleuchtet und austariert. Das ermög­
licht die Neuinterpretation des HR-Wert-
beitrags. Als Mehrwert ergeben sich eine
höhere Kundenzufriedenheit sowie die
Innovationsführerschaft bei neuen HR-
Methoden.
Schritt zwei: Transparenz gewinnen
„Welches sind unsere wichtigsten Pro-
zesse aus Kundensicht?“, fragen sich
viele HR-Entscheider. Die Antwort ist
meistens ernüchternd. Sie wissen es
nicht. Transparenz über die wichtigsten
HR-Prozesse ist erfolgskritisch. Sie gibt
Entscheidungssicherheit, von Anfang an
die richtigen Dinge zu tun – oder anders
gesagt, die strategisch wichtigen HR-
Prozesse unter Customer-Experience-Ge-
sichtspunkten zu optimieren. Dieser Op-
timierungsansatz folgt dem sogenannten
Pareto-Prinzip: 20 Prozent der Prozesse
machen 80 Prozent der Wirkung aus.
Ziel ist es daher, diese strategisch be-
deutsamen 20 Prozent schnell zu identi-
fizieren. Für die schnelle Identifizierung
eignet sich ein sogenannter Produktka-
talog. Hierbei handelt es sich um ein
Instrument auf Basis eines HR-Vollsorti-
menters mit 250 HR-Produkten und -Pro-
zessen. Gemeinsammit den Personalern
werden die Prozesse unter qualitativen
und quantitativen Gesichtspunkten er-
fasst und bewertet. Die Einbeziehung
der anderen Personaler ist erfolgskri-
Personaler müssen die
Kundenerfahrung ihrer
internen und externen
Kunden verbessern.
Damit erreichen sie eine
Neudefinition des Wert-
beitrags von HR.
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