personalmagazin 5/2016 - page 23

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05/16 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Freiheit zu entscheiden, wo ich arbeite,
und ich gebe vollen Einsatz, ganz gleich
von welchem Ort aus.“
Vodafone: Flexibles Bürokonzept
Mobile Arbeit steigert die Mitarbei-
terzufriedenheit. Das kann der Mo-
bilfunkanbieter Vodafone anhand von
Mitarbeiterumfragen belegen. Auf dem
neu erbauten Campus der Düsseldorfer
Unternehmenszentrale gehen das Open-
Space-Konzept der Büroorganisation
ohne eigene feste Arbeitsplätze und das
mobile Arbeiten auf Wunsch der Mit-
arbeiter nahtlos ineinander über. Flex-
Office heißt das Modell, das Vodafone
2010 in Absprache mit dem Betriebsrat
eingeführt hat. Danach können bis ma-
ximal 20 Prozent des Arbeitsvolumens
zu Hause erledigt werden. Zwei Jahre
später wurde diese Möglichkeit ausge-
weitet auf maximal 50 Prozent. Drei von
vier Vodafone-Mitarbeitern nutzen diese
Möglichkeiten. An eine Ausweitung der
Arbeitszeit auswärts sei vorerst nicht
gedacht, denn für eine starke Unter-
nehmenskultur sei es erforderlich, dass
sich die Menschen mit dem Unterneh-
men und seinen Zielen identifizieren
können, teilt das Unternehmen mit. Und
dazu sei eine bestimmte Präsenzzeit am
Arbeitsplatz notwendig.
Die hat Controllerin Agnes Klapka für
sich persönlich dadurch gefunden, dass
sie die Erziehung ihrer beiden Töchter
und den Job stressfrei miteinander ver-
binden kann. Der Betriebskindergarten
um die Ecke stellte schon nach der Ge-
burt der ersten Tochter einen Pluspunkt
dar. „Nach der Geburt meiner zweiten
Tochter bin ich nach einem Jahr hier an
den neuen Campus gekommen – und das
ist noch einmal eine deutliche Verbes-
serung. Ich habe morgens genug Zeit,
um meine Töchter zur Grundschule und
in den Kindergarten zu bringen. Dann
komme ich hier an, suche mir im Bereich
meiner Abteilung einen freien Arbeits-
platz und docke meinen Laptop ein. Nach
sechs Stunden Arbeit kann ich gehen,
meine Kinder wieder abholen und den
Rest des Nachmittags mit ihnen verbrin-
gen. Falls ich mit einer Arbeit mal nicht
fertig geworden sein sollte, nehme ich
meinen Laptop mit nach Hause.“
Das Büro unter dem Arm
Das Büro unter dem Arm zu tragen, ist
für Julia Aligoraki, die Mitarbeiter für
den Kundenkontakt im Vodafone-Ver-
kauf schult, ganz normal: „Es trägt sehr
zu meiner Zufriedenheit bei, dass mir
mein Arbeitgeber die Möglichkeit ein-
räumt, bis zu 50 Prozent zu Hause oder
an einem anderen Ort zu arbeiten. Ich
kann weitestgehend selbst bestimmen,
wann und wo ich arbeite. Diese Flexibi-
lität möchte ich nicht mehr missen.“
Gerne verlasse sie den Vodafone-Cam-
pus gegen 17 Uhr, mache zwei Stunden
lang Sport und setze sich dann erneut an
eine Präsentation: „Dabei lasse ich den
Kuli dann nicht auf Kommando fallen,
sondern bringe eine Sache erst zu Ende.
Eine Zeiterfassung zeigt mir dann an,
wie lange ich gearbeitet habe.“
Das deutsche Arbeitszeitgesetz von
1994 hat die Vodafone-Mitarbeiterin
wahrscheinlich weniger im Kopf. Vor
allem die vorgeschriebene Pause von
elf Stunden zwischen der letzten Ar-
beitshandlung am Abend und dem ers-
ten Handgriff am nächsten Morgen im
Büro wurde und wird von Mobilarbei-
tern häufig ignoriert. Das Gesetz funk-
tioniere nur, lästern denn auch einige
HR-Experten, weil sich niemand daran
halte. Eigentlich sollten acht, höchstens
zehn Stunden pro Tag gearbeitet wer-
den, sonntags nie – bei Ausnahmen für
bestimmte Branchen. Personalmanager
und Betriebsräte loten immer wieder in
ihren Vereinbarungen aus, was wün-
schenswert, machbar und doch geset-
zestreu ist.
Spielregeln virtuellen Führens
Dabei wird auch über Kontrolle und
die Spielregeln virtuellen Führens de-
battiert. Reinhard Kahlen, Leiter eines
Netzwerk-Teams mit derzeit vier Be-
schäftigten, macht gute Erfahrungen
mit dem Führen aus der Entfernung.
Der Teamleiter beschreibt: „Im Ver-
gleich zu früher bin ich heute effizien-
ter, da ich mobil arbeite. Man ist nicht
mehr so starr auf irgendwelche Abläu-
fe festgelegt wie früher. Ich kann über
unsere Kommunikations-Software nun
schneller Mitarbeiter ansprechen. Um-
gekehrt bin ich leichter erreichbar. Für
mich ist das kein Stress. Ich glaube,
dass der Druck durch private Tools wie
Whatsapp höher ist als durch dienstli-
che Mailprogramme.“
© FOTOS: VODAFONE GMBH
Im Vodafone Open Space Office
können Mitarbeiter ihre Arbeit
flexibel gestalten.
DIRK NEUBAUER
ist freier Journalist in
Düsseldorf.
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