personalmagazin_2015_09 - page 86

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PERSÖNLICH
_ZUSAMMENARBEIT
personalmagazin 09/15
U
nsere Arbeitswelt ändert sich
jeden Tag. Dynamische Ar-
beitsformen bestimmen den
Unternehmensalltag. Häufig
finden diese Formen der Zusammenar-
beit über Organisations-, Unternehmens-,
ja sogar Kulturgrenzen hinweg statt. Da-
mit sind für Personalmanager drei zent-
rale Herausforderungen verbunden: Sie
beraten beim Aufbau von dynamischen
Arbeitsformen, entwickeln geeignete
Formen und Prozesse und setzen diese
um. Sie wirken selbst als Teilnehmer an
diesen Arbeitsformen mit. Sie implemen-
tieren eine interorganisationale Personal-
und Organisationsentwicklung.
Rahmenbedingungen schaffen
Bei der Steuerung dynamischer Arbeits-
formen lautet das Motto „Weg von der
Hierarchie, hin zur gleichberechtigten
Zusammenarbeit“, denn nur so kann die
Bereitschaft wachsen, sehr unterschied-
liche Sichtweisen und Ziele im Interesse
Von
Susanne Ehmer
und
Stephan Kasperczyk
der gemeinsamen Sache zu integrieren.
Auf diese Weise wird die Möglichkeit ge-
schaffen, gemeinsam etwas zu erzielen,
was alleine nicht zu erreichen wäre.
Dabei verfolgen die Akteure ein ein-
faches Kosten-Nutzen-Kalkül: Wenn ich
am Ende des Prozesses etwas Positives
erhalte, dann bin ich bereit, etwas dafür
am Anfang einzusetzen. Allerdings müs-
sen die Beteiligten bereit sein, in eine
unsichere Zukunft zu investieren, denn
zu Anfang eines dynamischen Projekts
ist das Ergebnis noch nicht absehbar. Um
diese Einstellung zu erreichen, sollten
Personaler einerseits für ausreichende
Akzeptanz des Projekts unter den Mit-
arbeitern sorgen und andererseits dabei
unterstützen, die Form der Zusammen-
arbeit zweckmäßig zu strukturieren.
An Projekten teilnehmen
Sind Personalmanager selbst Teilneh-
mer eines bereichsübergreifenden Pro-
jekts, gilt es, diese neue Rolle adäquat
auszuüben. Hierfür ist es zunächst nö-
tig, die fehlende Weisungsbefugnis, die
mit der Teilnehmer-Rolle einhergeht,
zu akzeptieren. Als Personalmanager
und Projektteilnehmer verfügen Sie
nicht über die disziplinarischen Mittel
eines Linienvorgesetzten. Stattdessen
ist Verständnis ein zentrales Element
der Zusammenarbeit. Es gilt, die unter-
schiedlichen Denkweisen und Ziele der
weiteren Beteiligten zu berücksichtigen
und wertzuschätzen.
Gleichzeitig sollten Sie Akzeptanz für
Ihre eigene Expertise schaffen. Um Zu-
stimmung für die eigenen Ideen zu er-
reichen, ist es erforderlich, gezielt am
persönlichen Alleinstellungsmerkmal
zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass
die eigene Kompetenz sichtbar wird. Ex-
pertentum verleiht in unserer logisch-
rationalen Arbeitswelt Einfluss. Ein
angemessenes Erscheinungsbild und
eine angemessene Sprache erzeugen
Anschlussfähigkeit. Das sind zwar Allge-
meinplätze, dennoch sollten Sie in Ihrer
Teilnehmerrolle stets prüfen, wie es um
Ihr eigenes Erscheinungsbild bestellt ist.
Der Startpunkt der erfolgreichen Pro-
jektteilnahme ist ein klares Ziel, das Sie
sich vor Augen setzen sollten. Gleichzei-
tig gilt es, die Argumente der anderen
Projektteilnehmer ernst zu nehmen und
deren Ziele mitzudenken. Hierbei müs-
sen Sie bereit sein, auch Ihre eigenen
Denkstrukturen infrage zu stellen.
Agieren Sie als Netzwerker. Lassen Sie
die anderen Projektteilnehmer erkennen,
wie Sie mit Ihrem Organisations- und
Personalwissen die Zusammenarbeit un-
terstützen können. Lassen Sie sich in Ih-
rer Funktion als „Dreh- und Angelpunkt“
der erforderlichen Kommunikation nut-
zen. Außerdem: Wenn es immer wieder
an einer Stelle hakt, kann eine Verände-
rung der Regeln Wunder bewirken. Neh-
men Sie also Einfluss auf die Gestaltung
der Regeln für die Zusammenarbeit.
Den eigenen Einfluss stärken
Als Personaler und Projektteilnehmer
können Sie Ihren Einfluss in der Orga-
nisation stärken, wenn sichtbar wird,
dass Sie Steuerungs- und Moderatoren-
funktion übernehmen. Dies gilt umso
mehr, wenn klar wird, dass Sie keine
unmittelbaren eigenen Interessen in der
Erfolgreiche Projektarbeit
PRAXIS.
Dynamische Formen der Zusammenarbeit gehen häufig über Firmengrenzen
hinaus. Personalern kommt dabei die Aufgabe zu, geeignete Prozesse zu entwickeln.
Bei bereichsübergreifen-
den Projekten sind
Personaler auf drei
Ebenen involviert: Sie
beraten beim Aufbau, sie
entwickeln Skills und
sind selbst Teilnehmer.
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