personalmagazin 8/2015 - page 78

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PERSÖNLICH
_TRENNUNGSGESPRÄCHE
personalmagazin 08/15
D
as Trennungsgespräch gehört
zu den schwierigsten Diszi-
plinen im HR-Management,
denn hier sind nicht nur Fach-
wissen und Kenntnisse in Gesprächsfüh-
rung gefragt, sondern die Empathie und
das Feingefühl der Personalmanager. Da
der Verlust eines Arbeitsplatzes immer
ein einschneidendes Erlebnis ist und
die betroffene Person durchaus in eine
persönliche Krise stürzen kann, ist äu-
ßerste Sorgfalt bei der Vorbereitung und
Durchführung wichtig, um eine Gefähr-
dung rechtzeitig zu erkennen und geziel-
te Hilfe anbieten zu können.
Organisatorische Vorbereitung
Voraussetzung für eine Trennung ist die
juristische Prüfung der Rechtmäßigkeit
und der Konditionen der Trennung. Ist
dieser Punkt geklärt, ist viel Organisa-
torisches zu regeln, zum Beispiel die
zeitliche Planung. Zwischen der Unter-
nehmensentscheidung, sich von einer
Person zu trennen, und dem Gespräch
sollte nicht zu viel Zeit vergehen. Der
Gesprächstermin sollte nicht an beson-
deren Tagen – wie dem Geburtstag des
Mitarbeiters oder seinem Firmenjubilä-
um – stattfinden. Das Gespräch sollte in
geschützter Atmosphäre stattfinden –
einem ruhigen Raum, der nicht einseh-
bar und akustisch gedämmt ist.
Vorab ist zu klären, wer an dem Ge-
spräch teilnimmt. Hier gilt: Das Gespräch
führt die Person, die auch für die Mit-
arbeitergespräche zuständig war – also
in den meisten Fällen der Vorgesetzte.
Von
Anja von Kanitz
Diese Person wird, insbesondere bei
betriebsbedingten Kündigungen, als
„Tandem“ von einem Vertreter der Per-
sonalabteilung unterstützt. Ein Betriebs-
ratsmitglied ist dann einzubinden, wenn
der Betroffene diese Begleitung wünscht.
Individuelle Vorbereitung
Bei einem Trennungsgespräch geht es
auch darum, der betroffenen Person
den gehörigen Respekt für die in der
Vergangenheit geleistete Arbeit entge-
genzubringen. Die Gesprächsführenden
sollten wissen, wie lange die Person im
Betrieb ist und was sie dort getan hat.
Zur guten Vorbereitung gehört folglich,
dass alle Informationen zur betroffe-
nen Person vorliegen. Weiterhin gehört
dazu, sich im Vorfeld zu überlegen, was
außer der Trennungsnachricht übermit-
telt werden soll. Die Vorbereitung hilft
auch, realistisch einzuschätzen, welche
Folgen die Trennung für den Betroffe-
nen hat, wie er reagieren wird und wel-
che Hilfen das Unternehmen anbieten
kann, um den Übergang möglichst gut
zu gestalten. Zielführend hierbei sind
Fragen wie: Was wissen Sie über seine
persönliche Situation? Wie würden Sie
die Person als Typ beschreiben? Es ist
hilfreich, diese Einschätzung zusam-
men mit dem Tandem-Partner aus der
Fachabteilung vorzunehmen.
Genauso wichtig ist eine vorherige
Absprache der Tandem-Partner zu den
jeweiligen Gesprächsrollen. Eine be-
währte Arbeitsteilung ist, dass der Vor-
gesetzte das Gespräch führt und der
Personaler sich immer dann einschaltet,
wenn es um rechtliche oder organisato-
Mit Empathie und Feingefühl
PRAXIS.
Sich von einem Mitarbeiter zu trennen, ist für alle Seiten schwierig und
belastend. Eine gute Vorbereitung hilft beim entscheidenden Gespräch.
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