personalmagazin 8/2015 - page 79

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08/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
rische Aspekte oder konkrete Unterstüt-
zungsangebote des Unternehmens geht.
Emotionale Vorbereitung
Die emotionale Vorbereitung betrifft die
eigenen Gefühle und Gedanken rund um
das Trennungsgespräch und mögliche
Strategien, um das Gespräch zu meis-
tern. Auch für die Gesprächsführenden
ist es häufig belastend, sich von Mitar-
beitern zu trennen, gerade dann, wenn
diese sich nichts haben zu Schulden
kommen lassen und betriebsbedingte
Gründe zu dieser Trennung führen.
Die gründliche Auseinandersetzung
mit den eigenen Gefühlen im Vorfeld
hilft, im Gespräch zugewandt und hilf-
reich zu agieren, ohne von eigenen
Gefühlen mitgerissen zu werden. Die
emotionale Vorbereitung schützt auch
davor, sich im Gespräch durch Vorwürfe
des Betroffenen provozieren zu lassen.
Strukturierte Durchführung
Das Gespräch selbst sollte gut struktu-
riert sein. Die drei Phasen – Einstieg,
Kernphase und Abschlussphase – geben
dem Gespräch Halt. Der Einstieg dient
dazu, die Teilnehmer auf das Gespräch
einzustimmen, eine inhaltliche und zeit-
liche Orientierung zu geben und für eine
respektvolle Atmosphäre zu sorgen.
In der Kernphase werden alle wesent-
lichen Inhalte angesprochen. Wichtig
hierbei ist, dass Sie die Trennungsbot-
schaft klar und verständlich ausspre-
chen und dass Sie dem Gegenüber Zeit
geben, die Nachricht zu verarbeiten und
darauf zu reagieren. In der Kernphase
erläutern Sie die Gründe für die Tren-
nung, das weitere Vorgehen und stellen
die Angebote des Unternehmens zur
Unterstützung dar. Idealerweise vermit-
teln Sie dem Betroffenen trotz allem die
Botschaft: „Wir wissen, was Sie für das
Unternehmen geleistet haben.“
Da nicht sicher ist, wie aufnahmefä-
hig der Betroffene nach der Mitteilung
des Trennungswunschs ist, müssen Sie
fallweise entscheiden, welche Informati-
onen auf jeden Fall in diesem Gespräch
übermittelt und verstanden werden sol-
len und was in einem Folgegespräch ge-
regelt werden kann.
Die Abschlussphase sollten Sie deut-
lich einleiten: „Alle Punkte, die wir in
diesem ersten Gespräch mit Ihnen be-
handeln wollten, haben wir jetzt bespro-
chen. Ich denke, Sie benötigen nun Zeit,
um das alles zu verarbeiten. Gibt es von
Ihrer Seite Punkte, die wir unbedingt
noch klären sollten?“ In jedem Fall müs-
sen Sie sich am Ende des Gesprächs den
Empfang der schriftlichen Kündigung
mit Ort, Datum und Unterschrift quittie-
ren lassen. Fassen Sie abschließend das
im Gespräch Vereinbarte zusammen.
Bevor Sie auseinander gehen, sollten Sie
sicher sein, dass die betroffene Person in
der Verfassung ist, allein nach Hause zu
gehen. Haben Sie Zweifel, sorgen Sie für
Unterstützung und Begleitung.
Das Gespräch nachbereiten
Mit dem Trennungsgespräch ist der
Trennungsprozess noch nicht beendet.
Eine sorgfältige Nachbereitung ist Vor-
aussetzung dafür, dass alle Beteiligten
den Prozess fachlich und persönlich ab-
schließen – und positiv in die Zukunft
schauen können. Deshalb sollten Sie
nach dem Gespräch eine kurze Reflexi-
on vornehmen, in der Sie für sich Ihren
Eindruck vom Gesprächsverlauf klären.
Dies wird Ihnen helfen, die Situation
klarer zu sehen und – gerade auch im
Austausch mit dem Fachvorgesetzten –
ein realistisches Bild von Ihrem eigenen
Auftreten zu bekommen.
Zur organisatorischen Nachbereitung
gehört das Erstellen eines Ergebnispro-
tokolls, in dem Sie Absprachen und
Vereinbarungen sowie weitere geplante
Termine festhalten. Notieren Sie, was
zu klären ist, wer sich darum kümmert
und bis wann das geschehen soll. Mit
verbindlicher Kommunikation zwischen
den unternehmensinternen Stellen ver-
hindern Sie ein Informations- und Pla-
nungschaos in der Trennungsphase.
ANJA VON KANITZ
ist
selbstständige Trainerin,
Beraterin und Coach mit den
Schwerpunkten Rhetorik,
Kommunikation und Moderation.
Anja von Kanitz: Trennungsgespräche im Unternehmen. 224 Seiten,
Haufe Verlag, Freiburg, 2015. 39,95 Euro.
BUCHTIPP
Ein Trennungsgespräch verläuft besser, wenn es gut vorbereitet ist. So können die
Gesprächsführenden meist auch schwierige Situationen souverän meistern.
Im Buch erläutert die Kommunikationsexpertin Anja von Ka-
nitz, wie ein konstruktives Kündigungsgespräch aufgebaut ist.
Sie beschreibt die einzelnen Gesprächsphasen und erläutert,
wie Sprache, Stimme und Körperhaltung dazu beitragen, die
Gesprächsinhalte verständlich zu vermitteln. Auch der Um-
gang mit Wut, Trauer und persönlichen Vorwürfen ist Inhalt
des Buchs. Darüber hinaus stellt die Autorin Checklisten und
Übungen für alle Gesprächsphasen bereit.
Professionell und konstruktiv
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