Immobilienwirtschaft 2/2016 - page 11

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2.2016
Mein Vater ist in Benneckenstein im
Harz geboren. Einem kleinen Ort, in
dem nicht so viel los ist. Der Boxer Max
Schmeling war einmal dort. So gibt
es einen Max-Schmeling-Platz. Was
müssten Verantwortliche des Ortes tun,
um sich an Sie wenden zu können?
Sie
müssten sich erst einmal trauen. Das ist
tatsächlich eine Hürde. Der Anrufer sollte
offen sein für Neues. Ist dies der Fall, kom-
men wir mit unserem Team vorbei und
schauen uns alles genau an. Es stellt sich
dann schnell heraus, ob es Potenzial und
engagierte Köpfe vor Ort gibt.
Es hilft also, wenn es einen berühmten
Bürger gegeben hat.
Es ist immer gut, wenn in einem Ort eine
Basis vorhanden ist, auf der man aufbau-
en kann, sei es, dass es einen berühmten
Bewohner gegeben hat oder vielleicht ein
geschichtsträchtiges Gebäude. Und dann
könnte man sehr schnell auf die Frage
kommen, mit welchem Teil es sich zu be-
ginnen lohnt. Aber auch aus einem Ort,
in dem zunächst nichts Spektakuläres da
zu sein scheint, kann sich, wenn man es
richtig angeht, ein Schmuckkästchen für
die ganze Gegend entwickeln.
Woran scheitern Konzepte?
Wenn keine
wirkliche Veränderungsbereitschaft da ist,
können wir auch nicht helfen.
Lehnen Sie auch Anfragen ab?
Wir sagen
immer wieder Projekte ab, wenn wir den
Eindruck bekommen, Erfüllungsgehilfen
für schon bestehende Konzepte zu wer-
den. Diese durch eine Scheinbeteiligung
als Konsens zu präsentieren, ist nicht un-
sere Intention. Das kommunizieren wir
sehr deutlich und haben so auch in der
Auftragsphase in dieser Hinsicht bei vie-
len Bürgermeistern ein Umdenken erlebt.
Im Nachhinein wissen alle Beteiligten die
notwendige Ergebnisoffenheit zu schät-
zen.
Wie berechnen Sie Ihr Honorar?
In der
Honorarordnung für Architekten werden
solche Leistungen, so wie wir sie erbrin-
gen, nicht wirklich aufgezählt. Wir haben
Arbeitspakete für die einzelnen Schritte
der Ideenwerkstatt geschnürt. Die Kos-
ten hängen auch ab von der Größe einer
Gemeinde und der jeweiligen Aufgaben-
stellung. Letztlich kalkulieren wir nach
Aufwand, mit wie vielen Leuten aus dem
nonconform-Team wir vor Ort arbeiten
müssen, um die Aufgabe bestmöglich zu
bearbeiten.
Gibt es für Ihre Arbeit Fördertöpfe?
Ja,
meistens. Zumindest für einen Teil. Bei
der Kommune verbleibt dann nur ein Teil
der Kosten.Wir beraten die Kommune na-
türlich auch in diesem Zusammenhang,
also welche Fördermöglichkeiten es aus
Landes-, Bundes- oder EU-Mitteln geben
könnte.
Wie sieht Ihre Konkurrenz aus? Gibt
es welche?
Es gibt viele Kollegen, die
innerhalb ihrer Konzepterarbeitung die
Öffentlichkeit mit einbeziehen. Es gibt in
diesemBereich jedoch keine Anbieter, die
denselben Ansatz verfolgen.
Wie sieht es mit Fachkräften aus? Ha-
ben Sie Nachwuchssorgen?
Nein, ganz
im Gegenteil. Wir sind gewachsen als Or-
ganisation. Wir beschäftigen zurzeit rund
20 feste und freie Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Wir haben uns einen Profes-
sionalisierungsschub genehmigt und eine
eigene Weiterbildungsakademie aufge-
baut. Leute, die neu zu uns kommen,
ZUR PERSON
Roland Gruber
ist Gründer des
Architekturbüros nonconform in Wien, das sich auf die
nachhaltige Entwicklung und Revitalisierung von Gebäuden,
öffentlichen Räumen und Infrastrukturen spezialisiert hat.
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Foto: Katharina Roboth
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