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2.2016
SOZIALER WOHNUNGSBAU: HENDRICKS WILL VERDOPPELUNG DER BUNDESMITTEL
Bauministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte Ende Januar 2015 eine erneute Verdoppelung der Bundesmittel für den sozialen
Wohnungsbau auf zwei Milliarden Euro pro Jahr und Steueranreize für Privatinvestoren.
Die Mittel des Bundes sollen laut den Plänen allen
in Deutschland zugutekommen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten, nicht nur Flüchtlingen. CDU und CSU lehnten den Vorstoß von Hendricks
vorerst ab. Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU), auch Flüchtlingskoordinator der Regierung, reagierte zurückhaltend. Der Bund hat die Mittel für den
sozialen Wohnungsbau für die Jahre 2016 bis 2019 bereits um jährlich jeweils 500 Millionen Euro aufgestockt und damit in diesen Jahren fast verdoppelt.
Altmaier sprach von schwierigen Gesprächen mit den Ländern, da diese unterschiedliche Vorstellungen hätten.
„Flüchtlinge“ war das Wort des vergangenen Jahres. Die Bewältigung des Flüchtlingsstroms
hingegen wird uns noch über Jahre beschäftigen und vielen Branchen, zuvorderst der
Immobilienwirtschaft, eine Sonderkonjunktur bescheren. In den Wachstumsregionen wird
die zusätzliche Nachfrage die Preisspirale befeuern und die Politik vor große Probleme stel-
len. In stagnierenden oder schrumpfenden Städten und Kreisen wird sie den Preisverfall
dämpfen und willkommen sein.
Hauptprofiteure sind die Wohnungsmärkte und ihre Akteure. Aber nicht nur. Profitie-
ren werden alle Immobiliengattungen, schließlich sind die neuen Bürger beispielsweise
auch Konsumenten von Waren und Dienstleistungen – und sie benötigen hoffentlich
bald Arbeitsplätze. Dazu machte jüngst der Immobiliendienstleister JLL eine interessante
Rechnung auf. Wenn bis 2020 etwa 50 Prozent der Erwerbspersonen Arbeit finden, dann
werden bundesweit zusätzlich stattliche 2,2 Millionen Quadratmeter Bürofläche gebraucht,
davon immerhin 490 000 Quadratmeter in den sieben großen Immobilienhochburgen.
Unterstellt sind eine Bürobeschäftigtenquote von 25 Prozent und 25 Quadratmeter pro
Beschäftigtem.
Während dies eine mittelfristige Betrachtung ist, können kurzfristig die Eigentümer leer-
stehender Büroobjekte profitieren. Allein 6,2 Millionen Quadratmeter Bürofläche stehen
in den so genannten Big 7 leer. Davon sind laut JLL-Research 800.000 Quadratmeter zur
Erstunterbringung geeignet. Bei einem Schlüssel von vier Quadratmetern wäre das Platz
für 200.000 Flüchtlinge. Dass dies nicht unrealistisch ist, zeigt folgende Zahl: Rund 210.000
Quadratmeter Bürofläche wurden 2015 von der öffentlichen Hand in den Big 7 bereits
gemietet oder gekauft. Und dies waren überwiegend Objekte ab 5.000 Quadratmetern.
Die Immobilienbranche ist also einer der Profiteure der Flüchtlingskrise. Das verheißt gute
Geschäfte, das heißt aber auch Verantwortung und Augenmaß. In vielfacher Hinsicht.
KOLUMNE
Bürokonjunktur dank Flüchtlingen
Frank Peter Unterreiner
„Wenn bis 2020 etwa
50 Prozent der Erwerbs-
personen unter den
Flüchtlingen Arbeit
finden, dann werden
laut JLL bundesweit
zusätzlich 2,2 Millionen
Quadratmeter Bürofläche
gebraucht.“
FRANKFURT
Wohnungspreise steigen weiter
Der Quadratmeterpreis für eine Eigentumswohnung in Frankfurt am
Main ist in den vergangenen zehn Jahren von 2.050 Euro (2006) auf
3.700 Euro (2015) gestiegen. Das zeigt eine Untersuchung des Gut-
achterausschusses für Immobilienwerte. Für eine Neubauwohnung
mussten 2015 rund 4.390 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden.
Das waren elf Prozent mehr als 2014.
Reihenmittelhäuser kosteten in Frankfurt im vergangenen Jahr im
Durchschnitt 366.000 Euro. Die durchschnittlichen Preise für frei-
stehende Einfamilienhäuser (654.000 Euro) und Doppelhaushälften
(542.000 Euro) waren doppelt so hoch wie in Südhessen.
Bei den Wohnungen seien ganz alte oder ganz neue Wohnungen
begehrt sowie innenstadtnahe Lagen und Hochhäuser, so die Studie.
Je höher das Haus, desto höher der Preis.