DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 34

ENERGIE UND TECHNIK
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11|2017
Gebäudeheizung als Systemlösung
Energiewende im Gebäude –
Energieeffizienz durch Informationstechnik
Gebäude spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, die Ziele der Energiewende in Deutschland zu
erreichen. Daher wundert es nicht, dass aktuell kontrovers diskutiert wird, wie sich die Pläne realisieren
lassen: Brauchen wir mehr Wärmedämmung, eine intelligentere Betriebsführung der Gebäude oder einen
optimalen Mix der verschiedenen Maßnahmen?
Beim Neubau von Gebäuden hat man keine große
Wahl, die EnEV in ihrer Version des Jahres 2016
schreibt einen bereits recht ambitionierten Wär-
medämmstandard für die Gebäudehülle vor. Dies
gilt nicht nur für denWohnungsbau, sondern auch
für Nutzgebäude; den Bauherren werden hier er-
hebliche Investitionen abverlangt.
THEMA DES MONATS
Prof. Dr. Viktor Grinewitschus
Techem-Stiftungsprofessur für
Energiefragen der Immobilien-
wirtschaft EBZ
Bochum
Quelle: EBZ, Foto: Gerber Architekten
Quelle: Techem
Mittlerweilemehren sich die Zweifel, dass diemit
großem Aufwand durchgeführten Maßnahmen
dazu führen, dass die berechneten Werte in der
Praxis auch erreicht werden. So untersucht die
Allianz für einen klimaneutralen Gebäudebestand
(siehe auch DW3/2017; S. 42) mittels einemgroß
angelegtem Monitoringprojekt in mehr als 60
Gebäuden und 700 Wohnungen den Einfluss ver-
schiedener Maßnahmen auf die Energieeffizienz
von Bestandsgebäuden. Droht dem Gebäudebe-
reich zukünftig eine ähnliche Diskussion, wie es
die Automobilbranche gerade erlebt?
Es gibt Gemeinsamkeiten mit dem Fahrzeugbau,
aber auchUnterschiede: Aus verschiedenenMoni-
toringaktivitäten ist bekannt, dass auch Gebäude
die theoretisch ermittelten Effizienzwerte im Re-
albetrieb nicht erreichen. Im Vergleich zur Auto-
mobilbranche muss kein regelmäßiger Nachweis
der Effizienz erfolgen. Hier braucht es gar keine
„Schummelsoftware“, die erkennt, wann ein Test
stattfindet und daraufhin das Betriebsverhalten für
einen kurzen Zeitraumoptimiert. Beiden Bereichen
gemeinsam ist jedoch, dass Software einen großen
Einfluss auf die Energieeffizienz hat bzw. haben
kann. Einen wichtigen Unterschied zur Automo-
bilbranche gibt es: ImGebäudebereich ist das Op-
timierungspotenzial durch Software bisher kaum
erschlossen. Alles nicht vergleichbar, sagen viele:
Am EBZ in Bochum entsteht ein
Forschungs- und Entwicklungszentrum.
Der Neubau wird als Innovation Lab Ansätze
der Gebäudesteuerung vereinen
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