DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 39

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und klimaschonendes Wohnen für Menschen aller
Generationen. Aktuell gilt der Möckernkiez als
größtes genossenschaftliches Neubauvorhaben
in Deutschland.
Aber nicht nur aufgrund seiner Dimensionen ist
das Quartier aufsehenerregend. Auch in puncto
Energieversorgung hat sich die Genossenschaft
viel vorgenommen.
Bausteine des Konzeptes
Das Konzept für die Energieversorgung des Quar-
tiers entwickelte die NaturstromAG. Das Ziel: die
Versorgung aller privaten und gewerblichen Mie-
ter im Kiez mit Strom und Wärme aus erneuerba-
ren Energien – erzeugt größtenteils vor Ort. Und
auch in Sachen Mobilität soll der Kiez vorbildlich
sein. Daher wird nicht nur seitens der Architekten
mit relativ wenigen Pkw- und besonders vielen
Fahrrad-Stellplätzen geplant. ImEnergiekonzept
spielt auch die Integration der Elektromobilität
eine Rolle.
Damit wird imMöckernkiez umgesetzt, was in der
Energiepolitik seit einiger Zeit unter dem Begriff
Sektorkopplung bekannt ist: die vernetzte und
somit optimierte Ausnutzung regenerativer Er-
zeugungspotenziale im Strom-, Wärme- und Mo-
bilitätsbereich. Denn besonders in den Sektoren
Wärme und Mobilität sind die CO
2
-Emissionen in
den letzten Jahren kaum gesunken.
Deckung des Wärmebedarfs
Reduziert werden sollen im Möckernkiez aber
nicht nur die Treibhausgasemission, sondern
auch die Kosten für die Genossenschaft. Ge-
meinsam wurden Lösungen entwickelt, die
zugleich dem Anspruch an ein Vorzeigequar-
tier der dezentralen Energiewende gerecht
werden und den Mietern Energie zu günstigen
und langfristig kalkulierbaren Preisen bieten.
Beispielsweise bei der Wärmeversorgung: Denn
auch wenn die Häuser im Möckernkiez nach dem
Effizienzhaus-40-Standard der KfW gebaut wer-
den und somit nur einenmaximalen Jahresprimär-
energiebedarf von 40 kWh/m
2
aufweisen: Ganz
ohne Wärme von außen geht es nicht.
Wenn alleWohnungen und Ladenlokale des Areals
vermietet sind, wird der Wärmebedarf des Kiezes
lediglich bei rund 2Mio. kWh pro Jahr liegen. Die-
ser Bedarf wird klimafreundlich in einem BHKW
und einem Gas-Spitzenlastkessel gedeckt. Das
BHKW verfügt über eine elektrische Leistung
von 143 kWel und eine thermische Leistung von
215 kWth. Betrieben wird es mit 100%igem Bio-
gas – somit arbeitet es komplett CO
2
-neutral.
Der Gasspitzenlastkessel hat eine Leistung von
1.200 kWth und wird vor allem im Winter zum
Einsatz kommen. Die gesamte Heiztechnik ist im
Untergeschoss eines Gebäudes untergebracht, das
am Rande des Quartiers und zur verkehrsreichen
Yorkstraße hin gelegen ist. ImErdgeschoss befin-
det sich die Quartiersverwaltung, so dass die Be-
wohnerinnen und Bewohner von der Heiztechnik
nichts mitbekommen.
Während die Bewohner des Kiezes mit einem
langfristig günstigen Wärmepreis rechnen kön-
nen, profitiert auch die Genossenschaft als solche:
Da die Naturstrom AG die Anlagen als Contractor
betreibt, lagen die kompletten Investitionen für
die Heizzentrale sowie die Infrastruktur beimÖko-
Energieanbieter. So trägt die AG auch die Kosten
für das 600 m lange Nahwärmenetz auf dem
Grundstück. Der Genossenschaft bleiben somit
erhebliche Investitionen erspart.
Quelle beider Grafiken: Naturstrom AG
ÜBERSICHTSPLAN MODELLPROJEKT MÖCKERNKIEZ
SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DES ENERGIEKONZEPTES
ENERGIEINFRASTRUKTUR MÖCKERNKIEZ
BHKW
215 kWth, 143 kWel
Gas-Spitzenlastkessel
1.200 kWth
PV-Anlagen
135 kW (verteilt auf 5 Dächer)
Leitungen
600 m Wärmenetz
Zähler
471 Wohnungszähler, 6 Summenzähler
Ladeinfrastruktur
2 Ladesäulen mit zus. 4 Ladepunkten je 22 kW
1...,29,30,31,32,33,34,35,36,37,38 40,41,42,43,44,45,46,47,48,49,...84
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