DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2017 - page 40

ENERGIE UND TECHNIK
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11|2017
Thema: Strom
Neben der Wärme benötigen die Haushalte und
Gewerbeeinheiten imMöckernkiez natürlich auch
Strom– rund 1,3Mio. kWhwerden es den Berech-
nungen zufolge jährlich sein. Ein erheblicher Teil
dieses Bedarfs wird auf dem Gelände erzeugt.
Zum einen durch das BHKW, welches neben der
Wärme Stromquasi als Nebenprodukt liefert. Und
zum anderen durch Photovoltaikanlagen auf fünf
Hausdächern. Zwei der in Südausrichtung geplan-
ten Photovoltaikanlagen werden über eine ins-
tallierte Leistung von jeweils 43 kWp verfügen,
die drei anderen Anlagen kommen auf 16 bis 20
kWp. Insgesamt installiert der Energieversorger
rund 135 kWp auf den Dächern. Pro Jahr werden
die Photovoltaikanlagen durchschnittlich einen
Ertrag von insgesamt rund 124.000 kWh liefern.
Um die 20% der Stromerzeugung aus dem BHKW
sowie 70% des Solarstroms können direkt in den
Hausnetzen verbraucht werden, überschüssige
Mengen werden ins Berliner Verteilnetz einge-
speist. Solar- und BHKW-Strom decken zusam-
men knapp 20% des Strombedarfs im Quartier.
Die restlichenMengen, die noch benötigt werden,
liefert der Energieversorger als Ökostromaus dem
öffentlichen Netz.
Die Stromerzeugung aus dem BKHW und den So-
laranlagen wird den privaten und gewerblichen
Mietern imRahmen eines Mieterstromtarifs ange-
boten. Das Mieterstrom-Gesetz, das seit dem 25.
Juli 2017 in Kraft ist (siehe DW 10/17 S. 40), er-
leichtert hierbei den wirtschaftlichen Betrieb der
Solaranlagen: Für imGebäude direkt verbrauchten
und verkauften Sonnenstrom erhalten Mieter-
stromprojekte eine Förderung, welche die bis-
lang deutliche Schlechterstellung gegenüber dem
solaren Eigenverbrauch zumindest größtenteils
kompensiert. Für die Mieter bedeutet das nicht
nur sauberen, sondern auch garantiert günstigen
Strom – das Gesetz legt eine ambitionierte Preis-
obergrenze für Mieterstromtarife fest, die sich im
Vergleich zum lokalen Grundversorger bestimmt.
Zugleich haben die Mieter die volle Wahlfreiheit
und können sich jederzeit für einen anderen Tarif
und einen anderen Anbieter entscheiden.
Der Strom aus den Erzeugungsanlagen im Mö-
ckernkiez wird immer nur im jeweiligen Gebäude
verbraucht. Grund hierfür ist, dass das Quartier
nicht über ein eigenes Arealnetz verfügt – hin-
ter dem Hausanschluss beginnt also direkt das
öffentliche Netz der Stadt Berlin. Dennoch wird
allen Mietern ein einheitlicher Tarif angeboten.
Schließlich sollen die Bewohner aus Häusern,
auf denen keine Photovoltaikanlagen realisiert
werden, nicht benachteiligt sein. Betrieben wer-
den die Anlagen von dem Energieversorger, die
Genossenschaft stellt lediglich gegen eine kleine
Pacht die Dachflächen zur Verfügung. Der Vorteil
für die Genossenschaft: Sie muss nicht selbst in
die Anlagen investieren und kann trotzdem von
der Stromerzeugung auf den Dächern profitieren.
E-Mobilität
Der Mieterstrom wird auch an mehrere Lade-
punkte für Elektrofahrzeuge geliefert. Geplant
sind zwei öffentlich zugängliche Ladesäulen mit
einer Ladeleistung von 22 kW, die über je zwei La-
depunkte verfügen. Installiert werden die Säulen
vor einem Biomarkt, der in eine der Gewerbeein-
heiten des Kiezes einziehenwird. In der Tiefgarage
des Areals werden zudemzehn Elektroanschlüsse
gelegt, so dass die gewerblichenMieter hier selbst
Lademöglichkeiten installieren können.
Schon bald werden im Möckernkiez in den ersten
Wohnungen die Lichter angehen und die Heizun-
gen hochgedreht – wenn auch nur ein wenig. Die
Mitglieder der Genossenschaft können das in dem
Wissen tun, Teil eines ambitionierten Projekts der
dezentralen, urbanen Energiewende zu sein, das
hoffentlich viele Nachahmer finden wird.
Solar- und BHKW-Strom werden zusammen rund 20% des Strombedarfs im Quartier decken
Die ersten sechs Häuser mit 180 Wohnungen sollen im
Februar 2018 bezogen werden
Mit dem Setzen der Richtkrone am 10. August 2017 ist eine wichtige Etappe
auf dem Weg zum neuen Möckernkiez erreicht
Quelle: Naturstrom AG
Quelle: Möckernkiez eG, Bernd Seidel
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