HR-Software-Kompendium - page 50

spezial Softwarekompendium 2017
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HR-SOFTWARE
_ORGANISATION & PAYROLL
Jobs ausführen können. Die neue Ge-
neration von Robotern kann auch als
Sicherheitspersonal eingesetzt werden
oder als Concierge. Mit der Zeitarbeits-
firma sind wir noch in den Anfängen.
Wir haben mit Kunden gesprochen, die
Roboter einsetzen wollen, und wir haben
mit Investoren gesprochen, die Roboter
kaufen wollen. Nun haben wir hoffent-
lich auf jede Frage von Entleihern und
Käufern eine Antwort und sind beim
Matchmaking. Insofern gehe ich davon
aus, dass es bald zu den ersten Arbeits-
verträgen kommt. Das Interesse auf der
Hannover Messe war jedenfalls groß.
personalmagazin:
Ein Arbeitsvertrag
kann – juristisch gesehen – aber nicht
vorliegen?
Krinke:
Juristisch betrachtet ist das ein
Mietvertrag. Aber es geht um huma-
noide Roboter, die wir als Personal be-
trachten. Interessanterweise hat auch
einer der ersten beiden potenziellen
Kunden gesagt, dass er den Roboterein-
satz aus dem Personalbudget bezahlen
will. Natürlich unterliegen die Roboter
keinen Kündigungsschutzgesetzen oder
ähnlichen Dingen. Allerdings brauchen
wir beim Start einen „Arbeitsvertrag“
für mindestens sechs Monate und zwei
Schichten. Das ist nötig, weil wir keine
extra Gebühren für das Anlernen des
Roboters auf den Arbeitsplatz berech-
nen. Danach hat der Kunde die Möglich-
keit, den Vertrag mit einer vierwöchigen
Frist zu kündigen.
personalmagazin:
Was kostet ein humanoi-
der Roboter, wenn ich ihn kaufe?
„Zeitarbeit für Roboter“
INTERVIEW.
Matthias Krinke bietet Roboter als „Zeitarbeitnehmer“ an – zum Mindest-
lohn von 8,50 Euro pro Stunde. Im Interview erläutert er, wie das funktioniert.
personalmagazin:
Sie bieten Roboter als
Leiharbeiter an. Für welche Tätigkeiten
können die Roboter eingesetzt werden?
Matthias Krinke:
Der Haupteinsatzbereich
sind Fabrikarbeiten. Aktuell haben wir
zwei offene Stellen für humanoide Robo-
ter. Eine ist in einer Fabrik für „weiße
Ware“. Dort würde der Roboter Teile, die
auf dem Fließband ankommen, erken-
nen und deren Position erfassen. Das
macht der Roboter mit Stereokameras,
die er in den Händen hat. Er schaut so-
zusagen mit den Händen. Dann greift er
das Teil, nimmt eine optische Qualitäts-
kontrolle vor und verpackt es auf einer
Europalette. Bei der zweiten Tätigkeit
fahren Produkte am Roboter vorbei und
er bringt Etiketten an. Wenn Sie einen
Roboter hätten, könnte ich ihn in einen
dieser Jobs vermitteln.
personalmagazin:
Sie entleihen nicht eigene
Roboter, sondern vermitteln die Roboter
anderer Eigentümer in freie Stellen?
Krinke:
Es ist genauso wie bei der Zeitar-
beit für Menschen: Die Zeitarbeitsfirma
für Menschen besitzt ja nicht die Men-
schen, die sie entleiht. Die Zeitarbeits-
firma für Roboter besitzt die Roboter
auch nicht. Der Eigentümer eines Robo-
ters kann mit diesem zur Zeitarbeitsfir-
ma gehen und einen Arbeitsvertrag ab-
schließen. Die Roboter bekommen den
regulären Mindestlohn ausgezahlt, wie
er auch für Menschen gilt: 8,50 Euro pro
Stunde. Die Zeitarbeitsfirma organisiert
Arbeit, schließt einen Überlassungsver-
trag mit dem Kunden ab, bringt den Ro-
boter dorthin und lernt ihn ein. Das dau-
ert normalerweise zwei Tage. Zudem
sendet die Zeitarbeitsfirma monatliche
Gehaltsabrechnungen an den Eigentü-
mer des Roboters.
personalmagazin:
Reich kann der Eigentü-
mer damit nicht werden.
Krinke:
Wenn der Roboter im besten Fall
24 Stunden täglich arbeitet, an sieben
Tagen in der Woche, erhält der Eigentü-
mer 1.428 Euro pro Woche ausgezahlt.
personalmagazin:
Wie viele humanoide
Roboter gibt es, die solche Tätigkeiten
ausüben können?
Krinke:
Bei meinem anderen Unterneh-
men kann man Roboter kaufen, die die
beschriebenen Tätigkeiten und weitere
MATTHIAS KRINKE
ist geschäftsführender
Gesellschafter des Roboter-Herstellers, Pi4
Robotics GmbH, und des Zeitarbeitsunter-
nehmens für Roboter, Robozän GmbH.
© ROBOZÄN GMBH
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