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spezial Softwarekompendium 2017
Das Interview führte
Katharina Schmitt.
Wenn bestimmte Möglichkeiten nicht
mehr vorhanden sind, um Anforderun-
gen umzusetzen, müssten sich gegebe-
nenfalls die Anforderungen ändern. Das
wäre jedoch ein langwieriger Prozess.
In der Cloud hat man nur eine sehr
eingeschränkte Möglichkeit des Custo-
mizings, der Anpassung an individuel-
le Bedürfnisse, zur Verfügung. Das ist
der Preis einer Cloud-Lösung, den aber
nicht alle Unternehmen akzeptieren
wollen oder gar nicht können.
Außerdem muss klar sein, dass mit
dem Schritt in die Cloud die technische
Kontrolle über das eigene IT-System ab-
gegeben wird - dazu muss man sich zu
einhundert Prozent auf das System und
den Betreiber verlassen können. Bin ich
dazu nicht bereit, muss ich die Verant-
wortung im eigenen Haus behalten.
personalmagazin:
Die Pläne von SAP
betreffen das Jahr 2025 – können die
Unternehmen sich nicht in dieser Zeit auf
die Veränderungen einstellen?
Haag:
Bei ERP-Software sprechen wir
von großen IT-Lösungen, die man nicht
für drei Jahre einführt und dann das
nächste Großprojekt angeht. SAP-Sys-
teme werden langfristig eingesetzt, und
nicht um sie nach zehn Jahren wieder
abzuschaffen. Dass aufgrund der Re-
lease-Strategie irgendwann der Wechsel
auf S/4HANA ansteht, sollte jedem be-
wusst sein, der weiter mit SAP arbeiten
möchte. Konkret auf das Personalwesen
bezogen, kann es dennoch problema-
tisch sein, wenn eine aktuelle IT-Lösung
bis 2025 unterstützt wird, und danach
auf S/4HANA gewechselt werden muss.
Denn Stand heute heißt das, ich muss
mir eine identische Software nochmals
kaufen, ohne dass ich im Personalwe-
sen einen nachweislichen funktionalen
Mehrwert hätte. Dieser ist den Kunden
aktuell noch nicht bekannt. Außerdem
kann sich kaum ein Kunde vorstellen,
2026 komplett in einer Cloud zu sein.
Zum einen wird es schwierig sein, teils
riesige On-Premise-Systeme in die Cloud
zu bringen. Zum anderen sind viele Fra-
zehn Jahren ja noch viel Zeit sei. Die On-
Premise-Lösung sei ja noch verfügbar
und wer in die Cloud wechseln möch-
te, könne das ja tun. Das ist jedoch aus
unserer Sicht etwas kurz gesprungen.
Je nach Größe des ERP-Systems ist ein
Wechsel nicht kurzfristig möglich. Eine
Investitionsplanung bedarf konkreter
Vorbereitung und neben dem HCM
stecken in integrierten Systemen noch
weitere Module, die ebenfalls berück-
sichtigt werden müssen. Wer erst vor
wenigen Jahren einen Wechsel vollzo-
gen hat, möchte seinen Endanwendern
ein erneutes Großprojekt ungern zumu-
ten. Neun Jahre erscheinen dann ange-
sichts der vielen offenen Fragen und
Aufgaben nicht mehr lange.
personalmagazin:
Was sind nun Ihre Pläne
und Forderungen an SAP?
Haag:
Wichtig ist, dass es nicht darum
geht, eine der beiden Welten, On-Pre-
mise oder Cloud, abzuschaffen. Es geht
vielmehr darum zu erreichen, dass den
Cloud-Anwendern eine stabile, sichere
und hochverfügbare Anwendung zur
Verfügung steht. Hier hat SAP ja verspro-
chen in puncto Support noch besser zu
werden. Im On-Premise-Bereich geht die
Forderung dahin, dass die existierenden
Anwendungen weiter gepflegt und auch
weiter entwickelt werden wie bisher.
Denn aus DSAG-Sicht werden beide
Welten parallel existieren müssen. Mit
S/4HANA macht uns SAP ja bereits vor,
wie ein Nebeneinander von On-Premise
und Cloud funktionieren kann. Hier
wäre eine einheitliche Plattform, auf
der beide Spielarten gepflegt werden
können, vielleicht ein sinnvolles Modell.
Dass letztlich beide Varianten gleichbe-
rechtigt ernst genommen werden, ist
das Ziel, das wir erreichen wollen. Da-
für werden wir weiter arbeiten und als
Sprachrohr der Anwender eng mit SAP
zusammenarbeiten, damit wir unsere
Geschäfte mit SAP HCM vollumfänglich
weiter fortführen können.
HERMANN-JOSEF HAAG
ist Sprecher des
Arbeitskreises Personalwesen (HCM) des
Verbands der SAP-Anwender (DSAG).
© DSAG
gen offen, wie und ob die existierenden
Aufgaben überhaupt funktional in der
Cloud erledigt werden können.
personalmagazin:
Welche Rolle kommt in
diesem Zusammenhang dem Arbeitskreis
Personalwesen (HCM) aus dem Verband
der SAP-Anwender zu?
Haag:
Das Thema Cloud ab 2025 wird
uns im Arbeitskreis in den kommenden
Jahren noch intensiv beschäftigen. Wir
wollen zum einen für unsere Mitglieder
Klarheit schaffen und SAP deutlich auf-
zeigen, dass für die Kunden eine alterna-
tivlose Cloud-Lösung nicht praktikabel
ist. Dass die SAP-HCM-Lösung letztlich
überhaupt in S/4HANA aufgenommen
wurde, ist ein Verdienst des Arbeitskrei-
ses, auch jetzt werden wir nicht tatenlos
zusehen. Wir werden nachfragen und
darauf drängen, dass die Unternehmen
Planungssicherheit bekommen. Die
DSAG ist das Sprachrohr der Anwender,
und als solches werden wir die Ziele der
SAP-Kunden weiter aktiv verfolgen und
unterstützen, um auch nach 2025 noch
aktuelle und kommende Aufgaben mit
ausgereiften On-Premise-Lösungen be-
wältigen zu können.
personalmagazin:
Wie reagiert SAP auf Ihre
Kritik?
Haag:
Aktuell gibt es von SAP noch kei-
ne konkrete Aussage, wie es 2026 mit
SAP HCM weitergehen soll. Der Tenor
bislang geht in die Richtung, dass bis in