Auch das noch
Die Stehduscher
Die richtige Duschtechnik war der Knackpunkt in einem Fall, den das LG
Köln auf dem Tisch hatte. Die Mieter einer Wohnung hatten die Mie-
te gemindert, weil im Badezimmer eine Wand mit Schimmel befallen
war. Die betreffende Wand oberhalb der Badewanne war nur halbhoch
gefliest. Der vom Gericht bestellte Sachverständige stellte fest, dass
der Schimmelbefall auf einer Durchfeuchtung der Wand oberhalb des
Fliesenspiegels infolge häufigen Duschens im Stehen beruht.
„Die Mieter sind selbst schuld“, sagte das LG Köln (Urteil v. 24.2.2017,
1 S 32/15) und lehnte eine Minderung ab. Ganz offensichtlich sei das
Badezimmer mit einem nur halbhohen Fliesenspiegel nicht geeignet,
um im Stehen zu Duschen. Wer dies trotzdem tue, so dass die Wand
feucht wird, verhalte sich vertragswidrig. Daher hätten sich die Mieter
den Schimmel hier selbst zuzuschreiben. Folglich komme eine Minde-
rung nicht infrage.
12
IMPRESSUM
Der Verwalter-Brief
mit Deckert kompakt
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Best.-Nr.: A06436VJ
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Der nächste Verwalter-Brief erscheint am 13.6.2017.
Standpunkt
Dipl.-Kfm. Peter W. Patt, Fachverwalter,
RHENUS Verwaltung GmbH, Chemnitz
Verwaltung digital
Digitalisierung ist in aller Munde. Auf ihr gründet die Hoffnung,
mit Zusammenführung von Daten, Speicherung und ungehin-
derter Abrufbarkeit mittels Cloud sowie steigender Mobilität die
betrieblichen Prozesse zu verbessern und Kosten einzusparen. On-
line-Mieterportale, mobiler Instandhaltungsservice oder mobile
Wohnungsabnahme sind bereits im Brancheneinsatz. Dabei lehnt
man sich an Industrie 4.0 an und will ganze Wertschöpfungsket-
ten mittels intelligenter und digitaler Vernetzung von Sachen und
Menschen optimieren. Das Ziel, dass Maschinen selber lernen
und sich steuern, wird selten ausgesprochen, denn die Wider-
stände der Menschen gegen die Verdrängung ihrer Arbeit durch
intelligente Roboter sind enorm. Sind Menschen den sich selbst
perfektionierenden Maschinen bald unterlegen? Müssen wir Ma-
schinen und Kapital stärker besteuern? Was macht der Mensch
mit der gewonnenen Zeit?
Digitalisierung in der Verwalterwelt bedeutet heute ständige Kom-
munikation, elektronische Archivierung und Datenvernetzung, au-
tomatisierte Vorgangsbearbeitung und Verbuchung derselben. Aus
der ursprünglich ganzheitlichen Bearbeitung in der Wohnungswirt-
schaft ist in der Vergangenheit eine arbeitsteilige Aufgliederung
der Prozesse entstanden. Die zunehmende Komplexität dieser Ein-
zelschritte machte eine Professionalisierung im Detail erforderlich.
Weil der Kunde diese Spezialisierung nicht durch höhere Entgelte
honoriert, haben wir Bedarf an optimierten Leistungsketten, die
wir durch digitale Zusammenführung der Einzelschritte erzeugen.
Dadurch entstehen neue Fehlerbereiche: Arbeitsteilung behindert
den Überblick, Nachlässigkeit folgt dem Vertrauen in Automaten
und andere, Speicher lösen das Gedächtnis ab, bei Stromausfall
geht nichts mehr. Zudem tun sich im Datenschutz ganz neue
Aufgaben auf. Auch die Gerichte müssen neu beurteilen, was
Kernaufgaben der Verwaltung sind, die nicht ausgelagert wer-
den dürfen aber ohnehin zunehmend von ‚Automaten‘ erbracht
werden. Spannend!
Zitat
Die Zukunft wird der Gegenwart sehr viel ähnlicher sein, als wir
heute denken; aber die Gegenwart ist schon sehr viel anders,
als wir sie heute wahrnehmen.
Alfred Andersch (1914 -1980), deutscher Schriftsteller und Herausgeber
Cartoon
