personalmagazin 5/2017 - page 22

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TITEL
_PERSONALPLANUNG
personalmagazin 05/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
personalmagazin:
Welche Ziele verfolgen Sie
mit dem Projekt?
Große-Jäger:
Strategische Personalpla-
nung heißt, die personalwirtschaftli-
chen Herausforderungen der Zukunft
anzunehmen und systematisch und vo-
rausschauend zu planen. Strategische
Personalplanung ergänzt die produkt-
und dienstleistungsbezogenen Aspekte
der Unternehmensstrategie um wich-
tige personalwirtschaftliche Aspekte.
Sie beschreibt den zukünftigen Perso-
nal- und Personalentwicklungsbedarf
und sorgt dafür, dass dem Unternehmen
auch mittel- und langfristig die benötig-
ten Beschäftigten zur Verfügung stehen
– und zwar in der richtigen Anzahl, mit
der erforderlichen Qualifikation, am
richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Da-
bei sind die betrieblichen Erfordernisse
mit den Interessen und Bedürfnissen
der Beschäftigten möglichst gut in Über-
einstimmung zu bringen. Eine fehlende
Personalplanung kann zu erheblichen
psychischen oder psychosozialen Belas-
tungen der Beschäftigten führen. Sieht
man diese Entwicklungen frühzeitig
und steuert gezielt dagegen, kann man
negative Folgen für Unternehmen und
Beschäftigte minimieren.
personalmagazin:
Was nützt kleinen und
mittleren Unternehmen eine strategische
Personalplanung, wenn der Fachkräfte-
markt leergefegt ist – beziehungsweise
wenn die besten Köpfe von zahlungskräf-
tigen Konzernen weggefischt werden?
Große-Jäger:
Kleine und mittlere Unter-
nehmen sind nach wie vor attraktive
Arbeitgeber, die im Wettbewerb um die
„Transparenz und Sicherheit“
INTERVIEW.
Welche Ziele das Bundesarbeitsministerium mit dem Projekt „Strategische
Personalplanung für KMU“ verfolgt, erklärt BMAS-Referatsleiter André Große-Jäger.
personalmagazin:
Herr Große-Jäger, warum
ist „Strategische Personalplanung für
KMU“ ein Thema für das BMAS?
André Große-Jäger:
Das BMAS setzt sich
mit allen Themen auseinander, die in
Zukunft für Unternehmen relevant sind
oder relevant werden. Der demografische
Wandel und seine Auswirkungen sind
gerade für kleine und mittlere Unterneh-
men heute schon spürbar. Wir möchten
Unternehmen unterstützen, sich aus ei-
gener Kraft zukunftsfähig und langfristig
erfolgreich aufzustellen. Das funktioniert
nur mit einer strategischen Planung.
personalmagazin:
Das BMAS fördert das
Projekt im Rahmen der Initiative Neue
Qualität der Arbeit (Inqa), die 2002
angestoßen wurde, um ein Gegengewicht
zu den befürchteten sozialen Härten
der Agenda 2010 zu schaffen. Daraus
leiteten sich Inqa-Schwerpunkte wie
mitarbeiterorientierte Führung, Chancen-
gleichheit, Gesundheit oder lebenslanges
Lernen ab. Wie passt Personalplanung in
dieses Konzept?
Große-Jäger:
Inqa ist nicht als Gegen-
gewicht zur Agenda 2010 konzipiert!
Inqa hat seit ihrer Entstehung 2002
ganz generell das Ziel, die Zukunftsfä-
higkeit und Wettbewerbsfähigkeit der
Unternehmen zu sichern und dabei die
Bedürfnisse der Beschäftigten nach mo-
tivierender und mitarbeiterorientierter
Arbeit zu fördern. Deshalb arbeitet Inqa
auch mit den verschiedenen Sozialpart-
nern zusammen. Daraus leiten sich
die Handlungsschwerpunkte Führung,
Chancengleichheit und Diversity, Ge-
sundheit und Wissen und Kompetenz
ab. Betriebe dabei zu unterstützen, eine
zukunftsfähige Unternehmensstrategie
zu entwickeln, die auch die Personal-
führung miteinbezieht, ist das zentrale
Inqa-Ziel. Aus unseren Untersuchungen
wissen wir, dass nur wenige Unterneh-
men eine Personalplanung über drei
Jahre hinaus durchführen. Und das, ob-
wohl eine langfristige Planung im Hin-
blick auf wichtige Stellschrauben, wie
beispielsweise Personalentwicklung, Er-
halt der Beschäftigungsfähigkeit und Be-
rücksichtigung lebensphasenbedingter
Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, eigentlich unabdingbar ist.
ANDRÉ GROSSE-JÄGER
ist Leiter des
Referats „Gefahrstoffe Chemikaliensicherheit
Bio- und Gentechnik Betriebs- und Anlagensi-
cherheit“ und ein Initiator der Initiative Neue
Qualität der Arbeit (Inqa) im Bundesministe-
rium für Arbeit und Soziales (BMAS), Berlin.
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