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02/17 PERSONALquarterly
PROF. DR. YASMIN MEI-YEE WEISS
Fachgebiet Personal, Organisation, Gender Studies
Fakultät Betriebswirtschaft
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
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Yasmin Weiß ein Kompetenzmonitoring für junge Talente zur
besseren Orientierung. Die Studie fragte auch über Facebook,
wie sich junge Menschen Informationen über die digitale
Transformation einholen.
Geplant ist nun eine App für junge Talente, in der Schüler
und Studienanfänger ihre Neigungen entdecken oder Fähigkei-
ten erkennen können und in der auch Informationen stecken,
wohin sich die Nachfrage der Unternehmen entwickeln wird.
Denn diese Kombination aus persönlichen Vorlieben und den
Chancen auf dem Arbeitsmarkt gibt es bisher nicht. Und: Auch
Eltern, Lehrer und Nachbarn haben selten einen Überblick
darüber, welche Studienfächer und Ausbildungsberufe in fünf
oder zehn Jahren spannend-lukrative Jobs versprechen.
Professorin Weiß ist davon überzeugt, dass es einen anderen
Umgang mit Technologie geben muss: „Programmiersprachen
sind nicht nur etwas für Nerds.“ Sie fordert, dass Schulen sehr
früh ein übergreifendes Verständnis für Technologie wecken
müssen. „Das müssen nicht die Lehrer aufgebürdet bekom-
men, die sich selbst nicht so gut auskennen. Dafür kann man
inspirierende Praktiker holen“, meint sie. „Noten sind nicht
zwingend erforderlich, denn Fächer wie Programmieren dür-
fen nicht zum Angstfach mutieren.“ Die Mensch-Maschine-
Interaktion muss vielmehr für erfolgreiche Industrie und
Dienstleistungen 4.0 Normalität werden. Firm in Big Data zu
sein, gehört zu künftigen Kompetenzen wie Kreativität und
die Fähigkeit zuhören zu können – und lebenslang an sich zu
arbeiten.
Der unterschiedliche Zugang zur Technikentwicklung zieht
für die Hochschullehrerin ein anderes Thema mit: Innovation
in diversen Teams. Dabei denkt sie an dieser Stelle nicht nur an
mehr Frauen in der Arbeitswelt, sondern an unterschiedliche
Altersgruppen in Entscheidungsgremien, an technikaffine jun-
ge und joberfahrene ältere Mitarbeiter sowie an Interdiszipli-
narität. Dieses Forschungsgebiet geht die 38-Jährige zusätzlich
praktisch an: Als Dozentin lehrt Weiß Diversity fächerübergrei-
fend. IT-Studierende, Wirtschaftsingenieure, Maschinenbauer
und Geisteswissenschaftler arbeiten in ihren Seminaren auf
ein gemeinsames Ziel hin. „Es ist wirkungsvoll und prägend,
wenn Studierende erleben, wie verschieden und doch nützlich
ihre Kommilitonen an eine gemeinsame Aufgabe herangehen“,
beschreibt Yasmin Weiß – und nimmt dafür in Kauf, dass sie
bei Prüfungen unterschiedlichste Prüfungsordnungen berück-
sichtigen muss.
Spaß an Disziplin und Spitzenleistung
Freilich kommt auch das diverse Frauenthema bei der Pro-
fessorin an. Besonders, seit sie selbst vor einem Jahr Mutter
geworden ist. Seitdem wird sie regelmäßig zu Interviews und
Vorträgen angefragt, in denen sie als berufstätige Mutter be-
schreiben soll, wie Frauen mit Kindern Karriere machen und
dies mit der Karriere eines nicht minder erfolgreichen Ehe-
manns kombinieren – eine Frage, die sich in Deutschland lei-
der immer noch nicht erledigt hat. Die Rundumaktive lässt sich
auch für dieses Thema einspannen: Frauen in Top-Positionen
und weibliches Karrieremanagement werden praktisch an sich
selbst erprobt wie auch wissenschaftlich erforscht.
Drücken gilt nicht, wenn es etwas zu bewegen gibt. Dem ste-
hen der Spaß an der Leistung und der Veränderungswille entge-
gen – auch im Forschungsfreisemester. Denn auch darüber hat
Yasmin Mei-Yee Weiß als ehemalige Leistungssportlerin schon
gearbeitet: Mit dem mehrfachen Langstrecken-Schwimmwelt-
meister und erfolgreichen Olympioniken Thomas Lurz schrieb
sie 2012 das Buch „Auf der Erfolgswelle schwimmen“. Es geht
darum, wie junge Leute ihr Karriereziel identifizieren können,
Spaß an der Spitzenleistung bekommen und mit Disziplin und
Lernwillen vorankommen. Schaut man auf die Karriere der
Hochschullehrerin mit Beratungs- und Managementerfahrung,
wirkt sie hier eines ganz sicher: überzeugend.