Immobilienwirtschaft 4/2018 - page 8

FRÜHJAHRSGUTACHTEN
Stabile Immobilienmärkte
Die deutschen Immobilienmärkte entwi­
ckeln sich anhaltend stabil, so das Frühjahrs­
gutachten des Rats der Immobilienweisen,
das der Zentrale Immobilien Ausschuss im
Februar vorgestellt hat. Kritisiert wird, dass
steuerliche und regulatorische Einschrän­
kungen die Bautätigkeit weiter belasten.
Es soll zwar auch Erleichterungen für den
Immobilienerwerb geben. Die geplanten
Freibeträge könnten jedoch zu einer unnö­
tigen Verkomplizierung des Steuersystems
führen, so der Immobilienweise Lars Feld.
Es scheine sinnvoller, die Fehlanreize durch
eine Restrukturierung des Länderfinanzaus­
gleichs zu beseitigen.
Büroimmobilien weiterhin stark
ImBerichtsjahr 2017 bleiben Büroimmobilien
mit einemAnteil von 42 Prozent amgesamten
Wirtschaftsimmobilien-Investitionsvolumen
die wichtigste Nutzungsart für Investoren.
Der Leerstand ging in den 127 deutschen
Büromarktstädten zum siebten Mal in Folge
zurück.
Die Wohnungsmieten sind in Deutschland
auch im letzten Jahrmit 4,3 Prozent weiter und
etwas stärker als im Vorjahr gestiegen. Auch
die Kaufpreise für Eigentumswohnungen sind
bundesweit betrachtet im Jahr 2017 weiter ge­
stiegen. Der Einzelhandels
investmentmarkt
blickt auf ein gutes Jahr 2017 zurück. Mit
einem Transaktionsvolumen von zirka 14,1
Milliarden Euro wurde das Vorjahres
ergebnis
um elf Prozent übertroffen.
Angebot und Nachfrage erreichten 2017 im
Markt für Logistikimmobilien neue Bestmar­
ken. Auch der Hotelmarkt boomte. Das achte
Jahr in Folge legten die Übernachtungszahlen
in Deutschland zu.
Chancen in großen Mittelstädten
Für zehn „große Mittelstädte“, die die beste
Entwicklungsdynamik aufweisen, wurden
die Investitionschancen für Wohn- undWirt­
schaftsimmobilien näher analysiert. Dazu ge­
hören Konstanz, Tübingen, Flensburg, Fulda
und Bayreuth.
QUO VADIS 2018
Die Immobilienwelt wird technischer
Zum 28. Mal traf sich Mitte Febru­
ar 2018 die Branche im Hotel Adlon
in Berlin, um über die Zukunft der
Städte und Gebäude interdisziplinär
zu diskutieren. Mit rund 420 Teilneh­
mern erlebte der Kongress dabei ei­
nen erneuten Teilnehmerrekord. Der
Lebenszyklus der Immobilie verläuft
schneller, so die einhellige Meinung
auf dem Podium. Es ging um Co-
Working und Multi-Use-Immobilien.
Und es wird technischer beim Thema
Immobilie. So sprach Alexander von
Erdély, CEOvonCBRE, vonGebäuden
als verkleidetenMaschinen. Spannend
auch erste Anflüge zumThema Kryp­
towährung, das jedoch naturgemäß
noch skeptisch betrachtet wurde.
ImGedächtnis bleiben neben dem Im­
mobilienunternehmer René Benko die
Noch-Bundesbauministerin Barbara
Hendricks, die ungewöhnlich offen
den Zustand der SPD kritisierte.
Zu den immobilienwirtschaftlichen
Aussichten meinte Prof. Lars Feld,
Mitglied im Sachverständigenrat zur
Begutachtung der gesamtwirtschaft­
lichen Entwicklung, er sehe keine An­
zeichen für eine Immobilienblase. Eine
große Herausforderung der deutschen
Immobilienwirtschaft sei für ihn die
Preisentwicklung in den Ballungszen­
tren. Das große Problemsei die schwie­
rige Ausweisung neuer Wohngebiete.
Städte würden nicht in ausreichendem
Maße in die Pflicht genommen. Er ging
auf die Grunderwerbssteuer ein, auf
die Verschärfung der Share Deals, und
er prognostizierte Veränderungen bei
der Grundsteuer A und B, die seiner
Meinung nach verfassungswidrig ist.
Er geht davon aus, dass auch das Bun­
desverfassungsgericht so entscheiden
wird.
Es ging natürlich auch umWohnungs­
politik. Prof. Dr. Harald Simons, Mit­
glied des Vorstands der empirica ag
und Mitverfasser des Frühjahrsgut­
achtens der Immobilienweisen, mein­
te in seinem Vortrag, die Binnen­
wanderung in Berlin und München
sei eingebrochen. Das Wachstum in
München sei vorbei. Und Berlin blie­
ben die Jungen weg. Die zögen weiter
in die nächste Schwarmstadt Leipzig.
„Leipzig ist top“, so seine Einschät­
zung. Die Zuwanderung über das
Ausland sei deutlich zurückgegan­
gen. Seiner Meinung nach gebe es
keine Spekulationen mit Baugeneh­
migungen. Es gebe keine Knappheit
an Wohnungen in Berlin.
Foto: Alexander Sell
„Wir brauchen eine
Baulandoffensive und
mehr Anreize statt Re-
gulierung“, so adres-
sierte ZIA-Präsident
Mattner (re.) auf dem
Quo-Vadis-Kongress
die Politik.
8 SZENE
BIMA-CHEF IN DEN RUHESTAND VERABSCHIEDET
Nach gut siebeneinhalb Jahren an der Spitze der Bundesanstalt für Immobilienauf-
gaben BImA hat
Dr. Jürgen Gehb
die Bundesanstalt verlassen.
Interimsweise übernimmt
Paul Johannes Fietz die Zuständigkeit für die bisherigen Geschäftsbereiche des Vorstandssprechers.
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