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4.2018
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auf der Mipim in Cannes sind nur Gewinner. Unternehmer präsentie-
ren sich nachhaltig, optimistisch und sehen oft passabel aus. Logistik-
und Hotelinvestoren sind gut drauf. Aber betritt da nicht ein Mipim-
Teilnehmer statt eines noblen Fischrestaurants den McDonald‘s?
Vielleicht ein Wohninvestor. Der könnte laut Deutsche Hypo-Index zu
den Losern gehören. Wie viele berufliche Verlierer gibt es zurzeit? Wie
viele Ängste bei denen, die noch alte Diesel produzieren, bei Kaufhof
verkaufen oder Zähler ablesen? Laut der Studie „Future of employ-
ment“ ist auch eine Substituierung der Makler durchaus vorstellbar.
Unternehmer sollten in dieser Zeit schon ein Minimum an Start-up-
Genen haben, Entwicklerblut, flexibel, dynamisch und innovativ sein,
damit ihnen die Zukunft tatsächlich gehört. Schön, wenn dein Vater
JonesLang heißt und deine Mutter Apleona. Aber du sagst, die Namen
deiner Eltern seien Karl und Martha? Und du bist kein Weltverän-
derer? Ja, was machst du dann? Wartest du auf ein Wunder?
Die Welt jenseits der Mipim wird voller so genannter Verlierer sein:
die es weiter „klassisch“ versuchenden Makler und Verwalter, die ohne
BIM Bauenden, die an Prozessen wurschtelnden Wohnungsgesell-
schaften, die an konservativen Modellen festhaltenden Banken etc.
Immerhin, Digitales ist nicht alles. Die per mathematischer Analyse
gewählten deutschen Beiträge für den diesjährigen Eurovision Song
Contest hören sich meist grauenvoll an. Bauch hat bei der Entschei-
dung gefehlt. Nicht umsonst sprach EBZ-Chef Leuchtmann soeben
von Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit als wichtigen
Faktoren jenseits alles Digitalen. In der Nische ist noch Platz. Warum
soll handgemachte Verwaltung dort nicht weiterleben? Es gibt ja auch
wieder eine Nachfrage nach handgenähten Schuhen ...
Ihr
„Die Zukunft wird voller
so genannter Verlierer
sein. Doch nicht jeder
‚Digitalgegner‘ wird da-
zugehören. In mancher
Nische ist noch Platz.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Von Verlierern