Immobilienwirtschaft 4/2018 - page 6

6 SZENE
Um 25 bis 33 Prozent könnten die Preise für Wohn­
immobilien in den kommenden vier Jahren in Berlin,
München und Stuttgart sinken. In Hamburg, Köln und
Düsseldorf werde dies eher nicht geschehen, in Frank­
furt sei die Preisentwicklung abhängig von den Folgen
des Brexit. Empirica-Vorstand Harald Simons vertritt
diese These im aktuellen Frühjahrsgutachten der Im­
mobilienwirtschaft und wiederholt damit seine Aussage
vom Vorjahr. Die Party sei zu Ende. Damit ist er in
etwa einer Meinung mit der Deutschen Bundesbank.
Wir hingegen sagen: Es wird keinen Preiseinbruch in
dieser Größenordnung geben. Außer wir hätten massive
wirtschaftliche Verwerfungen. Zuletzt gab es 1993 einen
durchaus kräftigen Rückgang bei den Preisen. Doch
damals schrumpfte die deutsche Wirtschaftsleistung,
heute brummt der Wirtschaftsmotor wie schon lange
nicht mehr. Viele Metropolen wissen nicht, wie sie
für die dringend benötigten Arbeitskräfte Wohnraum
schaffen sollen. Vergleiche mit Ostdeutschland nach der
Wende und dem Immobilienboom in Spanien verbieten
sich. In beiden Fällen gab es eine Nachfrage nach Kapi­
talanlageprodukten, nicht nach Wohnraum.
Die Preisentwicklung seit 2010 ist zugegeben aben­
teuerlich, aber irreführend, wenn die Zeit davor nicht
berücksichtigt wird. In der Summe gab es von 1985
bis etwa zur Jahrtausendwende Stagnation, erst dann
setzten Nachholeffekte ein. Vereinfacht gesagt haben
sich die Preise in den vergangenen 30 Jahren in etwa
verdreifacht – ohne Berücksichtigung der Inflation.
Eine Blase ist das nicht, was nicht ausschließt, dass
einzelne Objekte zu teuer eingekauft wurden. Allein die
Region Stuttgart benötigt rund 100.000 Wohnungen bis
2030. Dafür müssten 2.900 Hektar Bauland ausgewiesen
werden, niemand weiß wo. Die Schaffung neuer Ar­
beitsplätze und die Zweitunterbringung von Flüchtlin­
gen kommt noch on top.
Es wäre sicher gut, wenn
die Immobilienpreise
jetzt stagnieren würden,
aber Blase geht trotzdem
anders.
Grafik: Immobilienwirtschaft; Quelle: IWIP-Index
Markt & Politik
Mietpreisindizes
(2012 = 100)
Rekordmieten
für Wirtschaftsimmobilien
Für den IW-IndustrialPort-Industrieimmobilien-
Index (kurz IWIP-Index) wurden Daten von rund
11.500 Immobilien mit 100 Mio. Quadratmetern
Hallenfläche für 2012 bis 2017 ausgewertet. Die
Abbildung zeigt die Ergebnisse für 2012 bis 2017.
Ausgegangen wird von einem Indexwert von
100 in 2012. Gerade im letzten Jahr erlebten
Industrieimmobilien mit 9,7 Prozent einen
enormen Preissprung, was auf eine hohe Nach-
frage – insbesondere in den gut angebundenen
Umlandgemeinden in den Ballungszentren –
zurückzuführen ist.
Frank Peter
Unterreiner
KOLUMNE
Blase geht anders
100,0
Produktion
Lager
Logistik
Gesamt
2012
2013
2014
2015
2016
2017
102,1
104,2
107,0
120,6
109,9
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...76
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