Immobilienwirtschaft 2/2017 - page 14

14
MARKT & POLITIK
I
ZWANGSVERSTEIGERUNGEN
Für die Untersuchung für 2016 wurden
Erlöse aus Zwangsversteigerungen aus
den Jahren 2014 und 2015 mit einem Ge-
samtmarktwert von rund 140 Millionen
Euro ausgewertet. Diese von Gutachter-
ausschüssen bezogenen Daten betrafen
Lagen im gesamten Bundesgebiet mit
unterschiedlichsten Grundstückspreisni-
veaus. Sie sind folglich als repräsentativ
anzusehen.
IN GUTEN LAGEN NAHEZU AM MARKTWERT
Die steigende Nachfrage und das sinkende
Angebot haben insgesamt zu steigenden
Erlösen bei Zwangsversteigerungen – und
zwar für alle vier Teilmärkte – geführt, was
wiederum die Anbieter der Objekte freut,
nicht aber die Käufer. Die Zwangsverstei-
gerungserlösquote wird ermittelt, indem
man den Zwangsversteigerungserlös
durch den Marktwert teilt und das Ergeb-
nis mit 100 multipliziert wird.
Auffällig bei den Ergebnissen der Un-
tersuchung 2016 ist die vierte Steigerung
der Erlösquoten im Teilmarkt Eigen-
tumswohnungen in Folge – und zwar un-
abhängig von der Lagequalität. Ebenfalls
D
ie durchschnittlichen Zwangsverstei-
gerungserlöse für Eigentumswoh-
nungen, Einfamilien- und Mehrfa-
milienhäuser sind unabhängig vom re-
gionalen Niveau der Grundstückspreise
gestiegen. Obwohl die Differenz zwischen
Marktwert und Zwangsversteigerungser-
lös tendenziell geringer wird, Schnäpp-
chen also immer rarer werden, bieten
Zwangsversteigerungen natürlich immer
noch Möglichkeiten, an interessante Im-
mobilien zu kommen.
Hierbei wirken sich die relativ gute
konjunkturelle Situation und die Niedrig-
zinspolitik der EZB aus: So stieg einerseits
die Nachfrage nach (vermeintlich) güns­
tigen Objekten in der Zwangsversteige-
rung, während umgekehrt die Anzahl
der Zwangsversteigerungstermine sank
– laut Argetra-Verlag von rund 92.300 im
Jahr 2005 auf rund 47.600 im Jahr 2013.
2014 und 2015 sank die Zahl noch einmal
deutlich auf rund 43.600 beziehungsweise
37.900.
Damit ging die Zahl der Zwangsver-
steigerungstermine alleine von 2014 auf
2015 um 13 Prozent zurück.
Die Zeit der Schnäppchen ist vorbei
Karsten
Bessler,
Marktdaten-
Experte der
Sprengnetter
Immobilien­
bewertung
AUTOR
Zum fünften Mal seit 2008
hat die Sprengnetter Markt-
forschung Mindestwerte und
Erlösquoten aus Zwangs­
versteigerungen für Wohn
immobilien ermittelt. Über
alle Teilmärkte und Lage-
klassen hinweg ließen sich
steigende Quoten feststellen
– aber die Differenz zwischen
Marktwert und Zwangs­
versteigerungserlös wird
tendenziell immer geringer.
Unter dem Hammer: Trotz niedriger
Erlöse lohnen sich Zwangsversteige-
rungen immer noch.
Foto: Billion Photos / shutterstock.com
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...76
Powered by FlippingBook