Immobilienwirtschaft 2/2017 - page 9

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2.2017
ERSTER REAL ESTATE CIRCLE – VEREDELUNG VON BÜRO- UND GEWERBEQUARTIEREN
In vielen Städten Deutschlands finden sich Büro- und Gewerbequartiere, die ihre besten Zeiten hinter sich haben. Sanierungsstau, Leerstand und
schlechtes Image erschweren die Vermarktung. Investiert wird anderswo. Mit dem zunehmenden Run auf Ballungsräume und dem wachsenden
Mangel an Wohnungen rücken solche Quartiere inzwischen vor allem in den Metropolen ins Blickfeld. Der „Real Estate Circle“ bringt Planer, Entwickler,
Investoren und alle anderen Immobilienprofis zusammen. Mehr als 30 Experten aus Deutschland und den Niederlanden präsentieren konkrete
Beispiele und Lösungswege.
Der Kongress findet am 2. März in Frankfurt statt. Infos unter
Frank Peter Unterreiner
Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen, darüber darf
das gute Weihnachtsgeschäft 2016 nicht hinwegtäuschen. Ein Indiz
sind die zahlreichen Schieflagen vor allem von Bekleidungshänd-
lern, traditionell die größte Nachfragegruppe nach innerstäd-
tischen Ladenlokalen. Sinn Leffers, Wöhrl, Gerry Weber, Steil-
mann, Strenesse, Wolford, Strauß Innovation – die Liste ist lang
und vermutlich wird sie noch fortgesetzt. Auch die Frequenzzahlen
in den wichtigsten deutschen Einkaufslagen nehmen seit Jahren in
der Summe ab.
Noch sind Leerstände in den Innenstädten der wirtschaftsstarken
Metropolen überschaubar. Eigentümer freuen sich über hohe Miet-
preise, die Nachfrage nach Geschäftshäusern drückt die Renditen
auf nie gekannte Werte. Aber wie geht es weiter? Umfragen zeigen,
dass ein Teil der Bevölkerung die Innenstadt weniger oft aufsucht
als früher. Es sind vor allem jüngere Menschen, die Auswirkungen
werden also spürbarer, wenn diese ins kaufkraftstarke Alter
kommen. Hinzu kommt ein Trend zu einer Ökonomie des Teilens,
Konsum wird stärker kritisch hinterfragt. Heute schon fragen Mo-
dehändler kleinere Flächen an als früher, vor ein paar Jahren waren
es die Buchhändler.
„Eating is the new shopping“ hieß es bei JLL in Stuttgart. An-
mietungen der Gastronomie würden zunehmen, für erfolgreiche
Burgerkonzepte etwa könnten bis zu 50 Euro/qm Miete gezahlt
werden. Vielleicht ist das ein Trend, der den Innenstädten hilft.
Auch in den Einkaufszentren steigt der Anteil der Gastronomie
stetig. Früher gab es den so genannten Foodcourt im Unterge-
schoss, heute ist Gastronomie in vielfältigsten Ausprägungen
über das ganze Center verteilt. Die Innenstädte haben sich vom
Vermieter- zum Mietermarkt gewandelt. In Stuttgart, so meint
JLL, sei der Veränderungsdruck am größten. Mit Eröffnung der
Einkaufszentren Milaneo und Gerber eröffneten im Herbst 2014
schließlich etwa 300 Läden auf einen Schlag. Rund 40 bis 50 Läden
sollen daher innerhalb des Cityrings verfügbar sein. Verfügbar
heißt, dass das Geschäft entweder leer steht, der Mietvertrag bald
ausläuft oder der Mieter ausziehen würde, wenn er könnte.
Das muss nicht dramatisch werden. Aber es fällt auf, dass die Im-
mobilienbranche das Thema eher totschweigt. Klar, die Party ist ja
(noch) zu schön und keiner will als Spielverderber gelten. Aber es
hilft ja nichts, von alleine wird gar nichts gut.
KOLUMNE
Innenstädte
geraten unter
Druck
MECKLENBURG-VORPOMMERN
Kommt die Mietpreisbremse?
Die Mietpreisbremse in Mecklenburg-Vorpommern
soll doch noch eingeführt werden – auf Wunsch von
SPD und CDU. Die Parteien haben in der Landtags-
sitzung einen entsprechenden Antrag vorgelegt. Ein
Interesse an dem Instrumentarium haben vor allem
die Städte Rostock und Greifswald, sie sind von
stark steigenden Mieten betroffen. Ob das Instru-
ment wirkt, ist umstritten. Nach einem Bericht der
„Ostsee-Zeitung“ zählt Mecklenburg-Vorpommern
neben Sachsen-Anhalt, Sachsen und demSaarland zu
den Bundesländern, die noch keine Mietpreisbremse
eingeführt haben.
LANDESBAUORDNUNGEN
Hendricks will Regeln angleichen
Die Landesbauordnungen der 16 Bundesländer sol-
len bundesweit angeglichen werden. Bauministerin
Barbara Hendricks wirbt dafür schon länger – auf der
Messe „Bau 2017“ sprach sie sich erneut dafür aus, wie
der „Deutschlandfunk“ berichtete. Auch die Baubran-
che begrüßte auf der Messe einheitliche Regelungen,
um den Wohnungsbau anzukurbeln. Laut Experten
müssten in Deutschland jährlich bis zu 400.000Woh-
nungen neu gebaut werden, um den Bedarf zu de-
cken. 2016 waren es nach Schätzungen aber nur etwa
300.000, wie Hendricks auf der Messe erklärte. „Vor
einigen Jahren wäre es unvorstellbar gewesen, dass
die Länder sich auf eine Musterbauordnung verstän-
digen können“, sagte Hendricks. Jetzt bestehe dazu die
Chance. Hendricks erwägt außerdem eine Änderung
des Grundgesetzes: Nach der aktuellen Regelung sind
die Länder auch für den sozialen Wohnungsbau al-
leine zuständig. In Baden-Württemberg fordern SPD
und FDP im Vorfeld der Bundestagswahl planungs-
und baurechtliche Vereinfachungen.
Greifswald ist
neben Rostock
von stark stei-
genden Mieten
betroffen.
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